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to the land of plenty

Prince Edward Island (PEI) - Canada´s Food Store

160.000 Bewohner, von Landwirtschaft und bestenfalls dreimonatigem Sommertourismus lebend, Spitzname: Potato-Island wegen des intensiven Anbaus von Kartoffeln höchster Qualität.

Das Thermometer steigt von Freitag auf Samstag von 5 auf 13°, der erste sonnige Tag seit einem halben Jahr mit einem Winter mit bis zu minus 20° und Schneehöhen von eineinhalb Metern, sagen die Einheimischen. Wir kommen über die gigantische, 13 km lange, im Jahre 1997 für den Verkehr freigegebene Confederation Bridge und sind sofort von der Insel eingenommen, weil absolutes Fotowetter ist und wir abends keine Heizung brauchen. Zudem ist Vorsaison und deshalb fast alles als Standplatz möglich, wenn man denn auf Public Ground und nicht auf Private Property steht. So realisieren wir das geliebte „Boondocking“ (In-der-Wildnis-Campen) mit unserem Vintage Truck ohne Mühe, denn „SHE“ (das ist unser Laster) macht überall Furore: „I was thinking, who is that? Probably scientists, working in the area. And what is in her?“ Neugierig, warum der Befragte dem Laster ein weibliches Genus zuordne, antwortet dieser entwaffnend männlich: „You know, only MEN operate machines. This is why your truck is a SHE.“ AHA!

Schon am ersten Tag auf PEI treffen wir in Union Corner auf ein Paar, er Kanadier, sie Australierin, und werden ins alte Schulhaus, das die beiden gekauft und entkernt haben, zu einem Home-Brew-Beer eingeladen. Beim anschließenden Strandspaziergang finden wir überall Miesmuscheln und Austern an den Steinbänken, Krebse und Schnecken im Prielsand, und es duftet nach Meer, dass die Nase gar nicht genug bekommen kann. Morgens bunkern wir bei den beiden Frischwasser, bekommen einen Laib Brot, 2 Flaschen Bier, Gurken- und Red-Beet-Pickles, alles natürlich homemade, sowie Feuerholz zum Grillen als Wegzehrung:

Thank you, Gerhard and Liz,
the company with you was memorable: The home-made bread fed us until we boarded the ferry, the pickles were as delicious as the ones our mothers had made, the second beer found its adequate destination already at West Point. Red Point, Liz, was definitely best on the island, since the park was ours and the weather was superb. Generally spoken, standing above the red shores of PEI was Camper´s Heaven.
We definitely would like to meet you again in far Europe where Gerhard´s roots are.
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Wir umrunden das North Cape und bleiben in Tignish Shore hängen, wo wir aus nächster Nähe der Löschung der Ladung eines Krabbenkutters zusehen: Der Kutter hat 8 Tonnen Krabben im Bauch, wie uns der Mann an der Waage erzählt. Am 9. Mai beginne die Lobsterernte, die 150 Lobsterboote einfahren, denn das Meer sei reich an Krabben und Lobstern. Wir haben noch nie im Leben eine solche Menge Krabben gesehen und sind deshalb absolut fasziniert, befürchten aber, dass der Rohstoff Krabbe nicht so schnell nachwächst, wie er vom Meeresgrund geholt wird. Der Mann schenkt uns vier der Tiere, die Tom am lebendigen Leib vor Ort zum Verzehr entbeint. Die Tierkörper werden wieder dem Meer zugeführt, die Beine sieden noch am gleichen Abend im Topf und werden genüsslich ausgesogen. Wunder-, wunder-, wunderbar. Der Rest ist feinstes Crab-Meat für das nächste Abendmahl, diesmal serviert mit Spaghettis, Dill und Sahnesoße - wieder einfach wunder-, wunder-, wunderbar

Auf der Ostseite der Insel in North Lake Harbour begeben wir uns zu einem gerade angekommenen Lobsterkutter, dessen Besitzer uns auf Nachfrage sagt, dass er gerade 600 lb, also 250 Kilogramm der zappelnden farbenprächtigen Tiere aus dem Meer gezogen hat. Da er für ein lb Lobster 6 CAD bekommt, hat sein Fang 3.600 CAD, entsprechend 2.500 € abgeworfen. Ein wirklich lohnender, aber auch lebensgefährlicher, bockelharter Job. West- und Ostteil der Insel sollen sich zur Erholung der Lobstergründe die Fangzeiten teilen; mit welchem Erfolg für die Lobsterpopulation sei dahingestellt.

In Kensington spricht uns einer vom County Line Courier an, einer Art Gemeindeblatt, das zweimal im Monat erscheint. So oft? Ob er uns interviewen dürfe. Warum nicht. Wir werden hereingebeten, eine Stunde in Beschlag genommen und fotografiert. Vielleicht werden wir jetzt berühmt. Er will uns den Artikel digital schicken, wenn er gedruckt ist.

Die drei PEI Provincial Parks im Norden der Insel am Gulf of St Lawrence sind superschön, wenn auch nordisch-wild und rau, doch ist der Red Point National Park mit seinen roten Klippen, seinem weißen Sand und tiefblauen Meer für uns das unvergessliche Konzentrat aller Reiseannehmlichkeiten. Wir sind glücklich hier und werden dennoch gehen - morgen, am 13. Mai mit der Fähre von Wood Islands nach Pictou, Northumberland, um uns in Richtung Neufundland aufzumachen. Uns fröstelt jetzt schon nach all den menschenfreundlichen Outdoor-Bedingungen bisher.

Und auf der anderen Seite der Northumberland Strait …
Was gibt es Schöneres, als bei zunehmendem Mond, unterm Sternenfirmament ganz allein und exponiert auf einer Klippe neben einem weiß-roten Leuchtturm mit Blick auf das nächste Ziel, Cape Breton, die Nacht zu verbringen … mit dem Leuchtturmlicht, das durch unsere Dachluke blinkt und die unmittelbare Umgebung sekündlich in Licht und Dunkelheit wirft: Und man lässt sich ein auf den Licht-Rhythmus: aus - aus - AN, aus - aus - AN, aus - aus - aus - aus - aus - AN. Wunderbar. Wir feiern den 5-Sterne-Platz mit Adèles „Hello“-Musik und einem Schwertfischkotelett mit Koriandergemüse, wie wir es von den Chinesen kennen. Wahrlich ein Reisehighlight, und so unerwartet. Uns zieht es erst spät ins Bett, wo uns das Leuchtturmlicht in den Schlaf blinkt. Seltsames Augenerlebnis, das nur dem passiert, der andere Wege nimmt.
Cape George, Northumberland


Bemerkenswertes, wieder um den Laster herum:
  • What is it? An armoured vehicle? I was reminded of Star Wars.
  • I thought it would be the right vehicle for us in winter times. Could serve as a kind of snow plough.
  • Extraterrestical. Fuck me.
Erstellt am Montag, 16. Mai 2016
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