off-rot nach Osten
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- 30.06.2012: Morgen geht es los! Bilder unserer Unterkunft für die nächsten Monate:
eins,
zwei,
drei
- 01.07.2012: Noch immer sind wir in Deutschland, in Marktredwitz im Fichtelgebirge.
- 02.07.2012: Problemlos mit Go-Box nach Tschechien eingereist. Kulturelles Highlight: die Burg Loket (Elbogen),
weil an der Egerbiegung gelegen.
Ein Hauch von Österreich-Ungarn: Karlovy Vary (Karlsbad).
Auch Goethe war hier: "Ich möchte nur in drei Städten leben, in Weimar, Karlsbad oder Rom".
Offenbach hat er wieder vergessen, der senile Geist!
Die Stadt ist Hip-Wellness-Adresse in Europa, weil mineralisches Heilwasser bereits vorgekocht aus der Erde angezapft wird.
Warum sitzt ihr immer noch in euren Badewannen und kocht selbst?
Die Kolonnaden, die großbürgerlichen Fassaden und das gesunde Wasser locken Sheikhs,
Kriegerkasterangehörige aus Indien und Autokonzerne in die mondäne Badestadt.
- 03.07.2012: Oberhalb von Prag
(Bild,
Karte)
liegt das Strahov-Kloster, das älteste Prämonstratenserkloster (Geht halt googeln!) weltweit;
die Bibliothek stellt die bekannte Offenbacher leicht in den Schatten.
Wie ein Herrgott blickt man von da auf das Unten.
- 04.07.2012: Nur Architektur und Kunsthandwerk locken die Ungläubigen in die Domänen der klerikalen
(Basilika, Fensterbild
und weltlichen Macht,
deren Vertreter sich vergeblich in Öl oder Stein verewigten.
In der Goldenen Gasse
(Bild,
Karte),
die heute Open-Air-Museum und Verkaufsmeile gleichermaßen ist,
wird das kümmerliche Leben der Goldschmiede folkloristisch vermarktet
- 05.07.2012: Auf dem Autocamp Steinberk 250 km weiter östlich und fern der Metropole gibt es noch Reminiszenzen an sozialistische Zeiten:
Proletarier, heute Fabrikarbeiter bei Hella, Sony oder Skoda, trinken ihr Bier und genießen
(Bild,
Karte)
mit kleinem Geldbeutel ihren Urlaub
im mitgebrachten Zelt oder in der Mini-Datscha (aussen, innen).
- 05.07.2012: Olmütz/CZ
(Bild,
Karte),
nicht nur Kaiserin Maria Theresia reiste 1754 aus Wien hierher, um die Dreifaltigkeitssäule einzuweihen, sondern 2012 auch zwei Offenbacher
- 05.07.2012: Krakau/PL, die Altstadt
(Bild,
Karte)
ist UNESCO Weltkulturerbe mit k&k Flair.
Kein Geringerer als Veith Stoß hat den Altar in der Marienbasilika im 15. Jhd geschnitzt,
die Oldtimer
(Bild,
Karte)
dagegen sind alle aus dem 20. Jhd.
- 08.07.2012:Tatra-Gebirge, PL
(Bild,
Karte)
- 10.07.2012: Lemberg/L'Viv, UA, die Ukrainer nennen sie die "große, alte Schöne".
Wer dorthin reist, kommt ins alte Europa. Der ausgedehnte Stadtrundgang
(Bild,
Karte)
wird mit einer Flasche Krimsekt zu 10 Euronen abgerundet.
- 11.07.2012: Schloss Pidhirzi
(Bild,
Karte)
wird als das ukrainische Versailles bezeichnet.
Es ist das bedeutendste Spätrenaissanceschloss Osteuropas.
Rund um Tschernobyl herrscht Funkstille: keine GPS-Signale mehr.
Mit etwas Glück finden wir einen "Camping" 120km südöstlich von Tschernobyl im Wald: Es ist eine Luxusherberge mit
Swimmingpool (Bild,
Karte). Die Nacht kostet umgerechnet 10.
- 12./13./14.07.2012: UA: 1000 km nur ungezäunte Sonnenblumen- (Bild,
Karte)
und Weizenfelder (Bild, Karte) für die endlosen Supermarktregale mit Oel und Bier. Direkt am Dnepr, der das Land in zwei Teile teilt, unweit der Kosakenstadt Zaporizza
(Bild, Karte)
kommen wir zu stehen und erleben einen Abend, eine Nacht und einen Morgen lang den Fluss hautnah. Er ist grasgrün, seine Algen blühen satt von all den Düngemitteln.
Er breit zähflüssig ans Ufer mehr als er gischtet (Bild, Karte).
Flussläufe in der Ukraine wie in Russland sind nicht Horte der Rekreation des Menschen,
sondern Stätten der Schwerindustrieproduktion.
Dennoch baden die Menschen im Fluss und fischen nach Muscheln, die sie gleich vor Ort verspeisen.
Die Straßen klopfen alles im Laster kaputt - unser feines graues Viereckservice
ebenso wie die Milchkartons und frischen Eier von Bauersfrauen an der Straße.
Auch die Tupperware-Inneneinrichtung verabschiedet sich nach und nach.
Überlandreisen sind halt keine organisierte Konvoi-Fahrten von Campingplatz zu Campingplatz.
Aber der Standplatz hoch über dem Asovschen Meer
ist weitblickend und gerade einmal gut genug für zwei schwergewichtige Fahrzeuge aus Deutschland.
Wir treffen dort nämlich einen Dresdener Arzt mit Frau, auch im Lkw-Forum aktiv,
die eigentlich auch nach Russland und dann Iran und Indien reisen wollen.
Er hat einen MAN, gelb, luxuriös und mächtig, und das Carnet für Iran in der Tasche,
wird aber sicher gegen seinen Willen umkehren, da die Strapazen seine Frau nicht gerade anturnen.
Eine weitere Flasche Krimsekt findet ihre wahre Bestimmung,
weil die Halbinsel nicht weit ist und wir 2 schwere Fahrtage hinter uns haben.
- 15.07.2012: RUS: erster richtiger Grenzübertritt: Wir ziehen an der Lkw-Schlange vorbei und werden relativ zügig an dem ukrainischen Grenzposten abgefertigt. Auf der russischen Seite bedeutet man uns mit einem unmissverständlichen "NIET", dass wir mit den Feuerwehr-Blaulichtern nicht einreisen dürfen. Deshalb zieht Tom den beiden Lalüs schwarze Strumpfpräservative an, was aber keine Akzeptanz findet. So muss er schließlich die blauen Hörner köpfen, weshalb die Vorderansicht für ein H-Fahrzeug nun ein bisschen kastriert wirkt. Dann wird der Laster geröntgt, natürlich mit deutschen Wertgerät, deshalb entdeckt man die Schnee- bzw. Schlammketten, und auf geht`s ins Feindesland, wo einst unsere Väter kämpften und krepierten. Die Russen sind freundlich und hilfsbereit, unserer Ethnie recht ähnlich. Also ist nichts grundsätzlich Befremdliches. Der Süden des Landes ist im Aufbruch, die Infrastruktur nicht mit der ukrainischen vergleichbar. Alle Global Players mit Rang und Namen, insbesondere die deutschen, finden hier profitable Absatzmärkte. OBI, die METRO, SPAR, IKEA und kein geringerer als LIDL sind vertreten und machen hier erfolgreich Geschäfte. Dabei ist die Kehrfrau natürlich nicht mehr wert als im Sozialismus, denn sie verdient keinen Rubel mehr als damals.
Ein Hotelzimmer mit Klima macht uns wieder frisch und fit für die Weiterreise.
(Bild, Karte)
- 16.07.2012: Natürlich wollen wir den Don erleben, dies ausgerechnet auf "weißen" Straßen in der Pampa - man will ja anderes sehen als der Tourist.
(Bild, Karte)
Und, wie sollte es anders sein : Wir geraten an eine archäologische Stätte, natürlich mit Miliz, die die Anlage bewacht und uns unangenehm inspiziert: Was wir da wollen, weshalb wir hierher gekommen sind - Spionageverdacht und Falle, doch der Archäologe Andrev, der auch Lehrer ist und erst vor kurzem in Berlin war, rettet unsere Haut und fürt uns persönlich durch "sein" Museum, das ein Gang durch Stein-, Eisen- und Bronzezeit ist
(Bild, Karte). Nach zwei Stunden Menschheitsgeschichte verabschieden wir uns beglückt über die Begegnung und ohne Durchsuchungsschikanen von staatlicher Seite von ihm und seinem Zwillingsbruder. Abends stehen wir dann wirklich über dem Don
(Bild, Karte). Bei einem nie gesehenen Sonnenuntergang
(Bild, Karte)
fällt alles von uns ab. Nur die Tatsache, dass wir 10 Tage ohne Kontakt sind, weil öffentliche Telefone und Internetstationen aufgrund der Allgegenwart von Handykultur aussterben, bereitet uns Sorge, und unser "Blögchen" ist aufgrund des zeitlichen Reisekorsetts momentan auch nicht gerade aktuell.
- 17.07.2012: Elista, RUS:
(Bild, Karte)
Schon in China
(Bild, Karte)?
Nee, immer noch in Russland, doch bei den Kalmücken,
die es im Verlauf ihrer Geschichte hierher verschlagen hat. Die
Menschen hier sind anders: lächelnd, von chinesischer
Physiognomie, sehr asiatisch, und sie sind Buddhisten. Mit zwei
kalmückischen Fahrern von schönen Sowjetlastern kommen wir
ins "Gespräch".
- 18.07.2012: Astrakhan, RUS: Auf
der Ponton-Brücke über die Wolga
(Bild, Karte)
bekommt der Laster nasse
Füße und schaukelt die Planken auf und nieder, doch die
Brücke schafft bis zu 20-Tonnen-Ungetüme. Dagegen sind wir
mit unseren 6 ein Leichtgewicht. Trotz Lkw-Verbots fahren wir mitten
in die Stadt hinein und erleben mit dem Kremlin russische Architektur
(Bild, Karte)
und mit dem wundervoll ausdrucksstarken und so klugen Lenin
(Bild, Karte),
der viel
in unseren Hirnen bewirkt hat, bildende russische Kunst. Auf
dem Weg dorthin macht uns eine weiße Skulptur
(Bild, Karte)
nachdenklich, die
den Menschen in Kriegszeiten zeigt - geknebelt, aufgehängt,
entwürdigt. Wir fragen uns, ob uns D in unserer Lebenszeit noch
in Kriegszustände stürzt - die Merkel zusammen mit dem
Gauck stimmen ja schon das Volk darauf ein.
- 18.07.2012: Astrakhan, RUS: Auf der Karte gibt es von Port Olja im Süden der
Stadt eine Schiffspassage nach Mangyschlak, KZ. Wäre geil, wenn
wir nach all dem Reisestress die 1500 zu fahrenden km auf der Fähre
verfaulenzen könnten. Deshalb die Detour von 240 km, die sich
jedoch als Irrweg erweist. Wir passieren als letzte Tagesaktion noch
die Grenze nach Kasachstan. In eineinhalb Stunden sind wir aus- und
eingereist und stehen an einem Störanglerplatz mit einem
Sonnenuntergangsgemälde, das richtig spektakulär ist.
(Bild, Karte)
- 19.07.2012 KZ: Anderntags lernen wir die Kasachen kennen: Ein Junge zeigt
uns den Stinkefinger, zwei Autofahrer erheben mit drohenden Gebärden
die Fäuste gegen uns, und ein Halbwüchsiger schleudert
einen 5-Liter-Kanister Wasser gegen Toms Seitenfenster. Welcome in
Kazachstan. Wenigstens kostet der Diesel umgerechnet nur 52 Eurocent.
Auf den sogenannten Straßen sind die Fahrkünste des
Drivers gefragt: 50 Zentimeter tiefe Löcher im Asphalt wechseln
mit ebenso tiefen Spurrillen, die Mann und Maschine das Letzte
abverlangen.
- 20./21./22.07.2012: Atyrau, KZ: Eine wohlhabende
weitläufige Erdölstadt mit viel Grünflächen und
ausschließlich wohlriechenden und sauberen Erfolgsmenschen, die
es den arabischen Sheiks nachmachen. Doch ist die muselmanische
"blaue Moschee"
(Bild, Karte)
ein Juwel, die des Besuchers Auge betört.
Alles Andere ist "Architekturkopie" des fernen Europa und
noch ferneren Amerika. Wir müssen uns nach 5 Tagen
registrieren. So sprechen wir am Samstag bei der Migrationsbehörde
vor. Doch samstags ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir sollen am
Montag wiederkommen. Ne, so lang bleiben wir nicht hier. Wir fahren
die Mangyschlakhalbinsel an und wollen uns dann in Aktau
registrieren. Nach 500 km (21. Juli) und 50 km tödlicher
Schotterpiste im 25-km-pro-Stunden-Schnitt am Sonntag, denen
möglicherweise noch 450 km (2 weitere Fahrtage) folgen, stehen
wir vor der Entscheidung umzukehren, bei Weiterfahrt massive Schäden
an unserem Gefährt in Kauf zu nehmen oder einfach von Beineu
ohne Registrierung, die durchaus eine Verweigerung der Ausreise zur
Folge haben kann, zur kasachisch-usbekischen Grenze aufzubrechen. Wir
entscheiden uns für Letzteres und proviantieren 55 Liter Wasser
für die Durchquerung der karakalpakischen Wüste. Auf der
Sandpiste
an der Bahn lang überholt uns ein Pkw, der auf dem
Dach einen mit rotem Samt ummantelten Sarg mit den sterblichen
Überresten eines Verwandten transportiert, aber das Geschüttle
macht ihn auch nicht wieder lebendig. Bei Kilometer 30 treffen wir
auf einen Lkw-Havaristen, dessen Achse ob der wirkenden
zerstörerischen Kräfte gebrochen ist und der um Hilfe
bittet. Natürlich ist`s der fabrikneue Spanngurt aus D, der ihn
im Konvoi mit den Besitzern zur Grenze bringt. Soweit so gut. Erst 50
km später, als wir am Ziel sind, beginnt der Wahnsinn, der
Adrenalinausschüttung und Achselschweißproduktion bei uns
in Gang setzt, dass wir drohen, in unseren Säften
hinwegzuschwimmen: 7 Kilometer vor der Grenze stehen etwa 500 Lkws
mit ihren Fahrern, die, wie die zuvorderst Stehenden versichern, seit
7 Tagen auf Abfertigung warten. Das ist permanent so. Man misst die
Aufenthaltsdauer am Straßenrand mittlerweile an den Kilometern
Stau, also 7 km Schlange bedeuten 7 Tage Warten, 10 Kilometer 10
Tage. Natürlich ist die Stimmung angeheizt, viele sind besoffen,
manche liegen mit nacktem Arsch besinnungslos im Dreck - eine
martialische Männergesellschaft ohne jede Zivilisation. Willi
Betz aus Reutlingen ist einer der erfolgreichen Kapitalisten, der den
zentralasiatischen Raum mit seinen Lastern "aufräumt"
und seinen Fahrern solch menschenunwürdige Bedingungen zumutet.
Nicht einmal Mülleimer gibt es oder Dixis. Es wird in die Wüste
gekackt, und Plastikmüll und Bierflaschen glitzern von weitem in
der Sonne. Und dann wir - an den Schlange vorbeifahrend, weil wir
unser Fahrzeug zwar ein Lkw ist, wir aber als Touristen keine Waren
aus- und einführen. Ein Spießrutenlauf durch eine Phalanx
von Triebkreaturen beginnt: Eine Gruppe forciert uns zum Anhalten,
weil wir uns "vorgedrängt" hätten. Die
Kommunikationsampel steht also auf Streit. Tom versucht, langsam
weiterzufahren und touchiert einen der Streitsuchenden mit dem
rechten Vorderreifen. Der weißrussische Kollege zückt
sofort sein Messer und will den rechten Vorderreifen aufschlitzen.
Sie zwingen uns auf die Seite. Wir steigen aus, fast nichts geht
mehr, einer will schlichten, auch wir gehen auf den Aggressor mit
Goldzahnmund zu, reden, argumentieren. Schließlich lenkt er ein
und lässt uns vorbeiziehen. Wir spendieren ihm ein kaltes Bier
für seinen benebelten Kopf. Noch einmal provoziert man uns, doch
wir wenden einen Angriff ab. Nach einem nie erlebten Spießrutenlauf
in Wüstenambiente passieren wir mit VIP-Behandlung nach 4
Stunden am 23. Juli um 2h früh die Grenze nach Usbekistan.
- 24./25.07.2012: USBEKISTAN: Was für ein angenehmes Land mit ungewöhnlich
entspannten, unaufgeregten, aufgeschlossenen, vorbehaltlosen Menschen
unterschiedlichster Ethnien. Russen, Mongolen, unsere geliebten
Pakistani, denen sie unter sowjetischer Herrschaft die schönen
langen Hemden abgewöhnt haben, Turkomanen und Kalmücken
leben miteinander in Eintracht und begegnen dem Reisenden auf
gleicher Augenhöhe: Der
Melonenverkäufer
sucht die süßesten Exemplare aus, eine in Gelb, eine in Grüntönen,
und will wissen, wo wir hin wollen; ein Hirte besucht uns am Morgen
an unserem Standplatz, freut sich über Gesellschaft und fragt
uns Löcher in den Bauch; die Exekutive der Staatsmacht behandelt
uns äußerst zuvorkommend; auf einem Totengedenktag nahe
einer
Nekropole
ist keiner irritiert von unserer Anwesenheit -
natürlich trägt die Fremde eine Kopfbedeckung und der
Fremde lange Hosen - sie erlauben uns, ihre bunten
Essgelage
zu fotographieren und wollen es mit uns zu tun haben; auf unser "Salam"
hin lässt uns ein Patriarch mit Großfamilie sogar ins
Jeepinnere
peepen und öffnet die Autotür für einen
"Chat". In Nukus empfinden wir den Laster ästhetischer,
schlanker, merken aber erst abends, dass das komplette
Ersatzrad fehlt, weil die Halterung die harten Schläge nicht
mehr ausgehalten hat. Das Rad ist bestimmt schnell in andere Hände
geraten, so herrenlos, wie es war. Uli weiß natürlich Rat
und hilft per SMS aus der Ferne. Eine Qalastour in die Qizil-Wüste
um Boston führt uns in
Ruinenstädte
aus vorislamischer
Zeit. Sie lagen ursprünglich natürlich nicht in der Wüste,
sondern am Lauf des wasserreichen Amudaryo, bis dieser seine
Laufrichtung änderte und der Bevölkerung das
lebensnotwendige Wasser entzog. So wurden die Städte verlassen;
die Menschen folgten dem Fluss. In
Ayaz Qala
versucht einer ein
high-price-Jurtencamp
ohne Strom, fließend Wasser und drei
Kamelen
aufzuziehen. Wir essen dort "viergängig" für
20 USD in einem kühlen,
orangenen Rundraum.
Wir bleiben aber
nicht dort, sondern stellen uns an den Fluss. Bei Einbruch der Nacht
versinkt alles in feuchtem Dunst, dann sind gewittrige Leuchtfeuer am
Himmel zu sehen, schließlich regnet es. Die Temperaturen fallen
von 40° auf 26° morgens. Für Dollar, nicht Som, der
weiter in den Keller geht, ist auch Diesel zu haben, der uns als
reisenotwendiger Treibstoff in den nächsten Tagen zu den Stätten
der islamischen Hochkultur, also nach Chiwa, Buchara und Samarkant
führen wird.
- 26./27./28. Juli, Chiwa: Die Stadt ist
eine Adobeschönheit, deren Minarette
(Bild, Karte)
den Wüstenreisenden,
der tagelangen Entbehrungen und größter Hitze ausgesetzt
war, früher ebenso wie heute verführen.e. Wie eine
Halluzination erscheint ihm die Oasenstadt, die ihn mit ihren
lehmigen Mauern
und blau-türkisenen Fayencen
(Bild, Karte)
betört. Auch
wir erliegen nach 6 Tagen Wüstendurchquerung ihrem einzigartigen
Charme und bleiben 3 Nächte innerhalb ihrer Mauern. Morgens und
abends durchschlendern wir sie, genießen die Schlichtheit und
Ursprünglichkeit der gewaltigen
islamischen Architektur, die
keinerlei Spuren objektwidriger Restauration oder "Verschönerung"
zeigt. Die Stadt ist einfach, wie sie ist: einnehmend,
besitzergreifend, unvergesslich, doch vergänglich, wie man an
den Rissen in den Mauern der Wehrgänge sieht. Jeden Tag hat sie
ein anderes Gesicht, verwandelt sich sogar manchmal zweimal täglich,
so dass sie sich immer neu erfindet und neu entdeckt
(Bild, Karte)
werden kann. Hoheitlich und herrschaftlich ist auch die
Genussmöglichkeit, die sich uns bietet: Wir speisen wie der Khan
und kühlen unsere Kehlen mit Urgench-Weißwein
(Bild, Karte)
aus der Region, der den Weinliebhaber, der gezwungenermaßen auf dem
"Biertrip" ist, mit Wehmut entlässt. Auch der Mond,
der halb am Himmel steht, macht den Abschied schwer, erwarten uns
doch morgen 80 km Asphalthorror in 10-Kilometer-pro-Stunde-Schnitt
Richtung Buchara, 2 Tagesreisen von hier.
- 29./30./31. Juli: Buchara:
Während Chiwa weit abgelegen ist und sich deshalb nur dem nach
Kultur Dürstenden, nicht leichtfertig Konsumierenden zeigt, ist
Buchara städtisch. Die Stadt greift nach ausländischen
Valuten durch eine strenge Organisation von Kleingruppenführungen,
die junge Männer, weltmännisch und in allen Sprachen
eloquent, durchführen. Wir sind ja nur zwei, haben Augen zu
sehen und WIFI-Access, um uns die Kenntnis über diese
einzigartige islamische Hochkultur anzueignen. So zieht's auch uns zu
den Wahrzeichen Bucharas, der alten Moschee Magoki Attari
(Bild, Karte), der
Medrese Miri Arab
(Bild, Karte),
der Medrese Ulug'bek
(Bild, Karte)
mit ihren seltenen gewindeartigen Säulenverkleidungen entlang der Kante des Iwans
und zum Chor Minor
(Bild, Karte)
mit seinen 4 türkisenen Kuppeln, aber auch
unter Menschen auf dem Teppichmarkt
(Bild, Karte)
und in den gedeckten Basaren.
Dort gibt es Seidentücher, die sich schmeichelnd und weich
besonders um den Hals der Frau legen.
- 1./2. August: Samarkant: Edel
und großzügig angelegt sind die drei Medresen
auf dem Registon
(Bild, Karte),
in deren Innenhöfen die früheren Wohnzellen der
Koranschüler nun Touristenläden
(Bild, Karte)
beherbergen, die die Blau-
und Türkistöne der grandiosen Architektur tatsächlich
etwas leichter machen. Nur Samarkant hat die faltigen Melonenkuppeln,
die über und über mit Mosaiken geschmückt sind, und
die gedeckelten Minarette, die die Anlage kompakt und mächtig
machen (Bild, Karte).
Die Stadt selbst ist
sowjetisch - durchzogen von breiten Boulevards und weiträumigen
Parkanlagen, nicht wie die Green City Frankfurt, in der jeder
Quadratmeter nur profitablem Interesse zur Verfügung steht.
Und dann ist Schluss mit
Kultur, und wir sind wieder "fahrendes Volk", das irgendwo
zum Stehen kommt und sich bei den Kinderverkäufern
(Bild, Karte)
am Straßenrand Melonen, Pfirsiche, Marillen, Tomaten und
Weintrauben kauft, die eigentlich nichts kosten, und wenn, von der
Menge her nicht einmal in 3 Tagen verzehrbar sind.
Unterwegs
(Bild, Karte)
erfahren wir, dass
es am 24./25. Juli in Tadschikistan Säuberungsaktionen seitens
der Regierungstruppen gegen die Taliban gegeben hat, die 40 Tote zur
Folge hatten. Die autonome Region der Vakhan Mountains wurde
daraufhin gesperrt, die Touristen im Zentrum der Aktionen um Korogh
herum evakuiert. So haben wir zunächst davon abgelassen, den
Pamir-Highway zu fahren, und sind deshalb heute am 6. August in Osh,
Kirgisien eingereist. Mal sehen, was die Zeit bringt. Vielleicht
sehen wir doch noch, wenn auch ein bisschen ferner als gewünscht
das "Dach der Welt".
- 7. - 11. August, Kirgisien: 180 km westlich von
Sary Tash
zieht sich das Alay-Tal,
begrenzt im Süden vom Trans-Alay-, im Norden vom Alay-Gebirge -
zwei mächtigen Gebirgszügen, die wie Wehrmauern mit spitzen
schneeweißen Türmen das Tal umschließen. Den
Trans-Alay beherrscht der Pik Lenina mit seinen 7134 Metern und
seinem unschuldig glitzernden Schneekleid,
dessen Zauber schon viele
Bergsteiger erlegen sind, die nur noch als Fleischeshülle an
seinem Fuß ankamen oder gar als Eismumien, nie alternd und
gekühlt ewig haltbar, Teil seiner starren Schönheit wurden.
Dorthin machen wir uns auf und wollen in Sary-Mogol hinauf ins
Basecamp für Hochalpinisten; jedenfalls behauptet der
Know-how-Reiseführer, es gebe eine "Piste" von da
hinauf. Auf dem Weg fallen uns fehlende Fahrspuren auf, doch die
Einheimischen, die wir fragen, schauen auf unsere Reifen und
ermuntern uns weiter, als wollten sie sagen, "mit den Schlappen
kommt man doch überall hin". An einer garantiert nicht
TÜV-geprüften Brücke
über den Fluss, die Tom
argwöhnisch begutachtet, treffen wir auf einen überladenen
Lada. Man kommt sofort ins Gespräch, und eh wir uns versehen,
haben wir hundert Kilo Wintervorrat (einen Sack Mehl, Kartoffeln, 3
stinkende Benzinkanister, Zwiebeln, ein Sack Plastikflaschen und die
Verena) im Koffer, denn die alte Mutter des Lada-Fahrers
sitzt natürlich im Führerhaus, obwohl sie nur unwesentlich älter
ist. Und dann geht`s los: zuerst noch moderat - nur das Benzin
schwappt ein wenig über ob der Schläge, doch dann beginnt
die Hölle: Wir fahren in einem mäandernden Fluss mit
rundgeschliffenen Wackern der Größe eines
Zwei-Kilo-Brotlaibs, 50-70 cm hohen Geröllaufwerfungen und
rotlehmigen Schnellen, die gurgelnd alle Untiefen verbergen. Der
Laster verwindet sich wie ein Holzlindwurm, das Allrad dreht
störrisch durch, wir sehen uns schon gestrandet mitten im
Geröllfeld im Dreibettzimmer mit der alten Mutter und den
"eingeführten" Waren. So kehren wir um, doch wir
bekommen die Alte mit ihrem Geraffel nur schlecht los, denn sie will
partout nicht von ihrem Plan ablassen, von uns auf ihre Farm gebracht
zu werden. Schließlich siegt unser Wille, und Frau und Cargo
werden entladen, natürlich auf einem Hof, dessen Bewohner die
Alte gut kennen. Erleichtert stehen wir abends am Flussbett mit
freiem Blick auf die Berg-Kristallkette.
Morgens bekommen wir wie
immer Besuch - dieses Mal von 2 Dorfbuben,
die um uns herumstreunen, bis das "Salam" unsererseits die Reserviertheit löst.
Am anderen Tag finden wir den menschen- und materialschonenden Weg
hinauf auf 3600 m: Schilfgraswiesen, rotbraune Murmeltiere, die
neugierig aus ihrem Bau hervorlugen, rostrote Flechten, die auf den
Basaltsteinen nur so um die Wette leuchten, und nie gesehene tiefrote
Winzigbergflora locken uns zu unzähligen Stopps, bis wir am Fuß
des Piks in einer Edelweißwiese stehen.
Wir fühlen uns wie der Goethe`sche Werther als Zerstörer all der fragilen Flora,
doch wo soll der mit Vernunft begabte Mensch nur hin bei dem
allgegenwärtigen Pflanzenleben. Auch der Besitzer von 800
Schafen, der den "Mercedes Benz" "klassik"
findet, ignoriert die Natur um sich herum, als er sich unter den
Laster legt und das Fahrgestell liebevoll inspiziert. Dann will er
noch "das Haus" sehen und einmal im Leben hoch oben
am Steuer sitzen.
An jenem Abend sind wir dem Schöpfer ganz nah,
machen, dem Ort sei es geschuldet, einen eiskalten moldawischen
Weißwein auf und verspeisen jeder 3 Kellen selbstgemachten
Kartoffelbreis mit Spiegeleiern. Das erste Mal läuft die
Heizung.
Zurück in Sary Tash proviantieren
wir hoffnungsfroh für Tadschikistan, doch sind wir heute, am 12.
August abgewiesen worden. Alle Grenzen sind für Ausländer
geschlossen, weil weitere blutige Militäraktionen geplant sind,
bevor der Winter in 3 Wochen einsetzt. Nur auszureisen ist den
Touristen gestattet. So ist eines unserer Highlights im wahrsten
Sinne des Wortes "gestorben".
- 13. - 16. August: 4-Tagesreise durch
Zentralkirgisien: 370 km off-road-Strecke von Dschalalabat über
Kazarman nach Naryn: Heu und Stroh (auf Eselskarren oder Lastern)
scheinen sich wie Ufos fortzubewegen, andere Lkws sind gespickt mit
roten Jurteplastikstangen, denn der Almabtrieb ist längst im
Gange, das Vermächtnis der Russen überall sichtbar:
Strommasten bis in die hintersten Landesecken, auf Dämmen
geführte Pisten quer durchs Land, Brücken über Flüsse
und Flüsschen, grüne Dorfoasen mit Pumpbrunnen - der
sozialistische Staat sorgte für das Wohl seiner Bürger.
Heutzutage, 25 Jahre nach Auflösung der SU, Stillstand in der
Entwicklung, verkommen und brüchig alles, was einmal funktional
war und dem Menschen diente. Nun sprudeln die Geldquellen nur für
wenige Auserwählte, die auf den Tourismus gesetzt haben.
Urlauber sind gern gesehen, Reisende lassen im Verhältnis zu
wenig liegen. Da ist ein 30-jähriges deutsches Pärchen
gerade willkommen, das in einem Bus, der eigentlich für 12
Passagiere gedacht ist, mit Führerin und Chauffeur, klimatisiert
und mit zugezogenen Vorhängen reist - man mag keinen Staub,
keine Hitze und keinen Menschenkontakt. Die Nomaden riechen zu streng
für die feine Lux-Seifenduftnase des All-inclusiven. "Thüringen
grüßt Offenbach" weiß der junge Mensch zu
sagen, doch "Herr Thüringen" findet keine Sympathie
bei Herrn Fuchs und Frau Kirst, die beileibe nicht "Herr und
Frau Hessen" sein wollen. Wir halten`s lieber mit den stinkerten
Nomaden, die wir ja auch temporär sind - 5 Tage lang, und am 6.
machen wir uns wieder staub- und geruchsfrei.
Unmittelbar hinter
dem Ak-Taldo-Pass gibt es einen Jurtenplatz, der wegen des
bevorstehenden Winters erst vor kurzem von den Nomaden verlassen
worden ist: die Baumstangen des Wohnzeltes ragen rotbraun in den
Himmel; Tuja-Geäst, das die Bettstatt weich macht, markiert die
Schlafplätze der Bewohner; die festgetretenen Fladen der Tiere
bilden tief dunkelbraune Matten; eine Grillstelle, fast noch warm,
wartet auf Menschenhand, Holz, Feuer und Glut. Der unverwechselbare
Duft nach Mensch, Tier und kokelndem Buschastbruch liegt über
dem magischen Ort, von dem aus wir hinabschauen auf weiß-rosa-graue
Gebirgsfalten und hinüber zum Pamir und Torugart-Pass. Tom
bereitet liebevoll den vorfindlichen Stone-Oven,
aus dem uns bei Nachteinbruch in Alu eingewickelte Zwiebeln und Rosmarinkartoffeln
anduften, die mit Vollfettjoghurt und Butter eine Verheißung
sind. Nach dem vegetarischen Mal riecht Tom wie ein Nomade und unser
Lastwagen bis zum frühen Morgen wie eine Filzjurte. Was für
ein Augen- und Nasenerlebnis, dieser Standplatz
(Bild,
Karte), noch
erinnerungswürdiger als der am Abend zuvor
(Bild,
Karte), als der Laster vor
gewittrigem Hintergrund rot glühte.
Am Pass selbst motivieren
uns 3 wirkliche Nomadenfamilien zum Anhalten, 3 spitzhütige
Männer und kopfbetuchte Frauen und Kinder, Kinder, Kinder ohne
Berührungsängste und ganz frei und ungezwungen im Umgang,
doch mit schwarzen Fingernägeln, Essbärten und ungekämmtem
Haar, und unterwegs ein Schlangen-Roadkill
und ein Jungfalke, beide
gleichermaßen ansehnlich für den Europäer. Am
erdlehmigen Naryn dann ist die Bergromantik vorbei.
- 17. - 20. August am Song Köl auf 3013 Metern Höhe.
ALUMINIUM-JURTE AM SEE:
Erster hirnloser Blick aus dem
Laster-Fenster: Wir schwimmen im blauen Nichts. Draußen
dann milchige Kondensstreifen, die die Bergkonturen
verwischen, die Wasseroberfläche ein
blaues Wellblechfeld, Myriaden von gefräßigen Mücken, die
in Säulen über Mensch und Tier stehen, rauchende Jurten
als Blickhintergrund, tänzelnde Nomadenreiter passieren
neugierig den MB-Fremdkörper, eine durstige Kuhherde eilt
schwerfällig zur unendlich scheinenden Gottestränke.
Und dann ein Hörsturz von Stille, wie ihn Elias Alder erlebt
haben mag: allumfassend, körperlich, zerstörerisch und
heilend zugleich. Hilf Himmel.
DSCHINGIS KHAN:
Sie fallen am Song Köl ein, eine Horde von
sieben halbwüchsigen Reitern. Der Anführer fünfzehn
Jahre alt. Seine nasse strähnige Mähne so unbändig wie
die des Pferdes, mit dem er verwachsen scheint und das sich
augenscheinlich noch tierischer gebährdet unter des Mann-Jungen
unerbittlichen Hand und gestrengem Zügel, denn in
halsbrecherischem Galopp trägt es ihn über Raum und Zeit,
um ihn wenig später schwimm-trabend sanft im See zu wiegen und
schließlich in tänzelndem Schritt vor den Fremden stolz
als Herr zu präsentieren. Denen stellt der gestüme Mensch
im Galopp eine Zweiliterflasche unvergorener Stutenmilch auf den
Tisch, die er, nachdem man aus ganzer Seele gedankt hat, gleichsam im
Flug wieder aufnimmt. Er legt eine Hand aufs Herz, dankend für
das nicht angenommene Geschenk. Und dann gibt er seinem Gaul die
Stiefel. Die Stutenmilch hüpft aus der Flasche ob der rasenden
Bewegung und rinnt am rechten Bubenbein und Pferdeschenkel hinab. Und
dann stoppt der scheinbar Ungezügelte das Pferd mit eisernem
Willen, setzt die Flasche an und säuft sich zum Mann, zum
Beherrscher von sechs bereits Bezwungenen und zum Ebenbürtigen
mit dem fremden Mann, dem er seine kalte sehnige Hand
entgegenstreckt. Initiationsriten auf Nomadisch.
Ein Mann steht mit hoch zum Himmel gereckten Armen an der
Pferdestallmauer nahe unserem Laster, einen Strick in seiner Linken
haltend. Als er sich entdeckt fühlt, bricht er zum Seeufer auf,
schnappt sich entschlossen das am Ufer liegende Boot und rudert mit
kräftigem Schlag hinaus. Dann streckt er sich im Bootsrumpf aus,
die Ruder nicht eingeholt, treibt aber nicht hinaus auf die
stürmischen Wasser, sondern ans Ufer zurück. Einer ruft ihn
von dort ängstlich zur Besinnung, die er nur erlangt, um erneut
kraftvoll ins Nirgendwo hinauszustreben. Dann gibt er sich ein
zweites Mal in die Hände Allahs, der ihn nicht aus den Augen
lässt, ihn wieder ans Ufer setzt und der Fürsorge von
Familie und Freunden übergibt. INSHALLAH.
- 21. - 24. August am Issyk Köl.
Erster Eindruck von dem auf 1600 Metern Höhe
gelegenen Bergsee: Nature Reserve, Müllhalde und
Exkrementenstation; das Nordufer der kirgisische Ballermann, das
Südufer an diesem Ramadanende-Montag bevölkert wie die
italienische Riviera in den Fünfzigern; morgens der Peilstab
abgebrochen und der Campingklapptisch geklaut. Jetzt wissen wir, wie
der kirgisische Nomadenjunge mit Klapprad, auf den wir in den Bergen
gestoßen sind, an jenes Einzelstück gekommen ist.
Zweiter Eindruck: Der See glasklar mit rostrotem Tuffsandsteingestade, das
sein kolossales Pendant im den den
Viertausendern vorgelagerten Sandsteingebirge hat.
Dritter Eindruck: An der Straße
zwischen Tosor und Tamga treffen wir Yheesher-ALG-Forumsmitglied
Johannes und Freundin Anika,
unterwegs mit einem VW-Bus T3. Zusammen stehen
(Bild,
Karte)
wir schließlich an der Lagune, genießen die
Bergkulisse und unseren "Privatstrandabschnitt", tauschen
Infos aus und verbringen einen Tag in für uns angenehmer
Gesellschaft. Vielleicht gibt es ein Wiedersehen in der Mongolei oder
irgendwann irgendwo in Südostasien. Uns würd`s freuen.
- 25./26. August:
Gletscherfahrt von Karakol nach Engilchek im chinesischen
Grenzgebiet, deshalb nur mit Permit befahrbar. Es regnet.
Dennoch fahren wir los, 40 km durch Weideland, dann durch das
kirgisische Allgäu am weißlich-sedimentreichen Fluss
hinauf Richtung Pass,
der auf 3830 Metern Höhe liegt. Plötzlich
setzt Eisregen ein, dann dichtes Schneegestöber. Aus dem eisigen
Wetter schält sich ein Radfahrer in kurzer Radlerhose mit
Eisfirnis überall. Völlig entkräftet hängt er an
seinem Rad mehr als er es schiebt. Als wir halten, lässt er sein
Rad einfach fallen und bittet zitternd und kaum der Sprache mächtig
um Hilfe. Er sei der letzte von 10 Radfahrern, die zusammen, von
"Turkmenistan Expedition Tours" organisiert, im Tal
aufgebrochen seien. Er sei total am Ende und könne nicht mehr
weiter. Wir heben sein Rad in den Koffer, Verena wird kurzfristig
Halter des Teils, der halberfrorene Mensch tränkt den
Beifahrersitz mit allen Wassern, die an ihm herunterlaufen. Toms Rede
und das vertrauenserweckende gleichmäßige Schnurren des
Motors beruhigen den bis ins Mark Geängstigten. Er sorgt sich
auch um die anderen, die ganz bestimmt ebenso wie er Hilfe brauchen.
Und siehe da, kurz hinter dem Pass stolpern sieben weitere
Radfahrerwracks in uns hinein, verzweifelt, unterkühlt, in
schierer Todesangst, irre im Blick, glasig am ganzen Körper. Das
Rad des ersten zusammen mit den Gefährten der anderen werden
achtlos an den Straßenrand geworfen, und dann klettern sie
hinein in den Koffer mit allem Dreck, Eis und Körperschweiß,
der von ihnen und ihrem Equipment fließt. Ein älterer Mann
glaubt sich am Lebensende, eine Frau weint laut, die nackten Häute
sind blau gefroren, die Lippen blutleer. Schließlich kriechen
die letzten zwei auf uns zu und werden nur noch nach oben gehoben.
Die eigene unbändige Kraft ein ferner Traum. Im Innern Weinen,
Wehklagen, klappernde Glieder, Erleichterung, dem drohenden
Gefriertod entgangen zu sein. "You are safe" macht sie wie
Kinder - ergeben in die Verantwortung des Fremden, der schon sorgen
wird. Tut er. Badetücher trocknen notdürftig die
Triefenden, in die Bettpolster und den Teppich rinnen literweise
Flüssigkeit, die Aussicht von T&V auf eine trockene Nacht in der
für Menschen tückischen Natur zerrinnt.
Eine Zelle
menschlichen Elends unser roter Koffer, der für die in Not
Geratenen Hort und Zuflucht ist .
Spät, eigentlich viel zu spät für eine so teure Survival-Tour ist der eigentlich
Verantwortliche zur Stelle und übernimmt den Transport von
Mensch, Vehikel und Versorgung. Dann fahren der deutsche Saviour und
die unbekümmerte Militärlaster-Overlander-Mannschaft hinab
auf zumindest 3300 Meter Höhe, wo die Erretteten ihre
"Nass-Zelte" aufschlagen und unruhig entschlafen, während
T&V ihre Polstermatratze notdürftig trocknen.
Am anderen
Morgen ist der Spuk vorbei: blauer und weißer Enzian
begrüßt den Frühaufsteher, die Dankbaren winken einen schönen guten
Morgen, und wir entschwinden vor all dem Dank Richtung Engilchek, wo
die Siebentausender und diverse Gletscherflüsse zu bewundern
sind. Wir kommen nur bis zu dem Punkt, wo sie sich in ihrer ganzen
Majestät zeigen, und schon werden wir gestoppt von 2
Militärfahrzeugen, die uns zurückbefehligen, weil wir kein
Permit haben. Brauchen wir doch auch nicht, wenn wir kein Trekking
machen. Ja, sorry, aber vor wenigen Tagen sei ein Soldat durchgedreht
und habe in just diesem Gebiet 5 Menschen erschossen. So geht`s
zurück im Sonnenlicht, das die Bergschönheiten
(1,
2,
3)
noch einmal mehr hervorhebt und den
Tien Shan einzigartig verklärt.
Sonntags
ist Viehmarkt in Karakol, und dann machen wir uns auf zur Grenze,
nach Almaty, also zum Ölwechsel nach 10000 km und zum
Stoßdämpfer-Austausch.
- 26. August: Das 40 ha
große Steinmuseum Tscholpon-Ata am Nordufer des Ysyk Köl
hat ein bisschen Osterinselatmosphäre. Weit verstreut sind die
Petroglyphen, nur auffindbar für den, der sie wirklich sucht und
ihnen seine Aufmerksamkeit schenkt. Einmalig sind diese "Steinbilder"
wegen ihrer Größe (manche bis zu einem Meter) und ihrer
Motive (Hirsche, Rentiere und Leoparden). Die monumentalste
Felsmalerei hat man "Jagd und Zähmung von Schneeleoparden"
genannt. Auf ihr, links oben sind auch zwei mit Bogen jagende Männer
zu sehen.
- 27. August: OSTKASACHSTAN: Einreise in
Qarasu, Grenzprozedur 2 Stunden
- 28. August: Alma Ata:
Eine moderne, sehr grüne Stadt
mit modernen, gut gekleideten,
emsigen Menschen. Die Registrierung beim OWIR dauert 10 Minuten und
ist kostenfrei. Wir sind gespannt, ob die Grenzer bei der Ausreise
nach dem schönen Meldezertifikat fragen, denn immer wieder
kommen Reisende ohne durch, anderen wird, wenn man den bösen
Meldungen Glauben schenkt, bei fehlendem Dokument die Ausreise
verweigert. Auf einem der Hausberge von Almaty, wenige Kilometer
vor dem Almatiner See übernachten wir mit 2 Österreichern
und Landy auf 2200 Metern Höhe.
- 29./30. August am Jesik-See
(Karte);
der 30ste ist Tag der Verfassung,
also Feiertag für die Kasachen:
EIN TAG IM ZOO: Ein
Wetter glatt zum Eierlegen. Deshalb trommelt Onkel Irlan die
Großfamilie für einen Ausflug zusammen, und ab geht`s mit
zwei Fahrzeugen zum Jesik. Dort entsteigen den beiden Autos
Familienmitglieder in Mittelstufenklassenstärke: Vater, Mutter,
Kinder, Kindeskinder, Großvater, Großmutter, Onkel und
Tanten. Und dann gaffen sie uns ungeniert an, halten keinen
Zentimeter Abstand, obwohl wir die Sonnenmarkise ausgefahren und uns
zwischen drei stachelige Tannenbäume platziert haben, wollen
alles sehen und alles wissen. Viel interessanter als der
milchig-grüne Bergsee, der zu Tal rauschende Fluss, das duftende
Grillfleisch überall und die bewaldeten Berge sind die Fremden
mit dem feuerroten Laster, dessen Innenleben ein großes
Geheimnis birgt. Wir bleiben freundlich - 4 Stunden lang. Dann
... strecken wir ihnen die Zunge heraus, fletschen die Zähne,
knurren bedrohlich, schnappen nach ihnen. Tun wir natürlich
nicht, denn sie meinen's ja nicht bös. Doch abends wissen wir,
was wir geschafft haben: Contenance und Ruhe bewahrt, unzählige
Fragen beantwortet, Freundlichkeit gezeigt und Respekt
gezollt - alles Schul- und Kultureigenschaften, die uns in Fleisch
und Blut übergegangen sind.
- "Kuda?" / Woher
kommst du, wohin gehst du?
- Von weit her, noch viel, viel weiter
fort.
- 31. August/1. September: Sharyn-Canyon
(Karte)
Nur im Oman gibt`s das auch - dass du
einfach an den Canyonrand fahren und über Nacht dort stehen
kannst, und das gleich zweimal, weil dich die abendlichen Farben der
Sandsteinsäulen verführen, der Vollmond dich süchtig
macht, der grüne Sharyn dich in seinen Strudel zieht. Und kein
Ordnungshüter kommt und verweist dich des Platzes mit einem
Bußgeld oder gar Strafpunkten in Flensburg. Und abends gehört
das Wüstenhochplateau auf 1200 Metern nur dir und den wenigen
Sukkulenten, die sich keinen schöneren Ort erträumen können
und mindestens zweimal so grün und fleischig sind wie
gewässerte "Normalos". Und wenn du des Nachts
hinausgehst, siehst du wie am Tag, nur ist alles in goldenes Licht
getaucht. Wie unvorstellbar schön.
- 2. - 4. September: Altyn Emel, Nationalpark
Sonntags geht nichts in Kasachstan, denn es
gibt keine flexiblen Arbeitszeiten. Deshalb erst am Montag Morgen 50
km hinein in die Steppe - gezwungenermaßen mit Guide, der uns
24 Stunden begleitet - zur Düne
(Karte),
deren Kamm wir entjungfern,
ganz allein, mit starkem Westwind und fürsorglichem Wildhüter,
der den 2 älteren Herrschaften nicht so recht über den Weg
traut, was Kondition und Einschätzung der Kraft angeht. Aber wir
steigen hinauf mit Sand in den Zähnen, auf der Haut und in den
Schuhen und stapfen dann einfach die Düne senkrecht wieder
hinab. Die Sandströme hinter uns künden von unserem Zugriff
auf die Natur, doch in wenigen Minuten schließt der Wind die
Wunden der Verletzung, als seien sie nie gewesen.
Für die
Nacht führt uns unser Guide nach Myngbulak, einem Hof in der
Steppe, wo wir Zeugen einer Stierschlachtung werden: Man treibt das
Rindvieh in die Enge, erlegt es mit einem Schuss, öffnet seinen
Hals, nachdem man einen Graben ausgehoben hat, und lässt die
Blutströme sich dort hinein ergießen und die
Muskelzuckungen des Tieres abklingen. Mit einem Schnitt von der
Thorax bis zum After und mit einem Axthieb ins Brustbein wird der
massige Viehkörper gezweiteilt und damit zur
"Ausbeutung"
offen gelegt. Dann wird das Tier
gehäutet. Für den
Betrachter besteht der Stier nur aus dem Pansen, für
Menschenhände zu groß und glitschig, um ihn einfach
herauszunehmen, aus dem Herzen, der Milz, den Leberhälften, den
Lungenlappen und dem Gedärm, das wir später frisch auf
unser Nudel-Gemüse-Rindfleisch-Abendessen bekommen. Während
des Schlachtvorgangs legen Tausende, nein Millionen von
Schmeißfliegen ihre Eier ins Fleisch. Schließlich füllt
die Eignerin die Innereien in eine überdimensionale
Schlacht-Blechschüssel, und ab geht`s mit dem Restkadaver nach
Almaty. Das Tier finanziert nämlich immerhin ein Stückchen
des schulischen Werdegangs eines der Kinder.
Der einzige
Wermutstropfen in der Wermutssteppe ist der unmäßige Griff
auf den Geldbeutel des Europäers, der verärgert von einem
denkwürdigen Ort in Ostkasachstan abzieht.
- 5. September: Taldykorgan
Dongs (Managing Director unserer chinesischen
Reiseagentur) Verpeilung kostet uns in der schönen jungen Stadt
Zeit und Nerven, denn er braucht schon wieder Papiere, die wir ihm
längst geschickt haben. Zudem kann unsere Blognachricht nicht
geschickt werden, seit 3000 km Herumgurkerei in
chinesisch-kirgisisch-kasachisch-russischem Grenzgebiet haben wir
keinerlei GPS Signal, und unser Garmin spinnt auch des
öfteren.
- 6./7. September: Reisegefährten
Komisch-namige Reisende treffen wir auf der Grenzstraße von Koktuma nach
Uscharal entlang dem Alaköl, und Redebäche quellen aus den
vier Mündern. Haimo und Marjolein wollen von Ajagöz nach
Westen Richtung Astana, wir müssen nach Norden zur russischen
Grenze, denn unser kasachisches Visum läuft am 14. aus. So haben
wir ein Stück gemeinsamen Wegs und schließen uns für
zwei Tage zusammen. Am ersten Abend stehen wir nach 20 km Piste am
Sasyköl
(Karte),
der so gar nicht stinkt, wie es immer heißt, auch
nicht verschilft ist und uns mit einem unerwarteten glutroten
Sonnenuntergang ergötzt. Morgens gibt es wieder einmal eine
"Führung" durch den Laster und ein gemeinsames
Foto
mit Neugierigen, die dort leben.
Am zweiten stehen wir mit H. und
M. und deren Mitsubishi L 300 an einem
Flussufer, 30 km vor Ajagöz
(Karte).
Das gemeinsame Dinner hat Gourmetniveau: Es gibt kaltes Bier, dann
einen Gurken-Tomaten-Mischsalat mit Balsamico-Essig und Öl aus
gerösteten Sonnenblumenkernen, begleitet von Käseeckchen
und Weißbrotscheiben, schließlich eine deftige
Rindfleischsuppe (die Schlachtung hat uns Appetit gemacht) mit ganzen
Zwiebelchen, Tomatenhälften, Kartoffeln- und Karottenstückchen,
vervollständigt im Geschmack durch kretischen Bergthymian. Als
wir uns trennen, finden wir's schade.
- 8. - 11. September: Georgkievka, Ulan, Bozanbaj, Targyn
Wir meinen uns in Namibia
oder auf den Seychellen, so braunrot sind die Riesenbolder, die
vereinzelt oder in Gruppen in der weißblühenden Steppe
herumliegen.
Dann ein Gebirgszug von Granitplatten, die übereinander
geschichtet scheinen wie Matratzen oder aussehen wie übergekochter
und sofort erstarrter Pudding. Und in den wie Finger ausgestreckten
Gebirgsfalten verstecken sich 5 Seen, die Sibinsker Seen, die aus
unterirdischen Quellen gespeist werden. Wir präferieren als
Standplatz
(Bild,
Karte)
den zweiten, den Tortkara, und stehen dort in
rüttelndem und schüttelndem Steppenwind. der uns in den
Schlaf wiegt. Morgens laufen wir auf dem körnigen
Granitfelsengetürme an den dritten See, der von oben märchenhaft
aussieht. Der böige Wind, die Föhren, die direkt aus dem
Stein zu wachsen scheinen, das dunkelblaue Wasser und die grünen
Tujas, die bodendeckerisch auf dem Fels und in den Felsspalten
herumkriechen, sind einer der Höhepunkte unserer Reise.
Von unten
ist der dritte See genauso schön wie
von oben
, nur weniger mächtig.
- 12. September: Öskemen ist eine im Aufbau
befindliche Industriestadt mit Reklamen und Geschäften mit
europäisch-amerikanischen Brands. Natürlich gibt es das
"Shiny River Hotel" mit Suiten für 250 Euro die Nacht
sowie Shopping Malls, in denen wir uns, abgerissen wie wir sind,
schämen ob der Ärmlichkeit unseres Outfits. Abends
stehen wir im Grenzgebiet und wundern uns, dass nachts keiner klopft
und uns verscheucht.
- 13. September: schwerer Regen. Die
Kasachen verlangen kein Registrationsdokument. Die Grenzprozedur für
beide Seiten braucht gerade einmal eine halbe Stunde.
- RUSSLAND, der Altai, die
russische Allgäu-Entsprechung im Herbst:
Der Russe ist
Meister im Straßenbau: Wir gleiten lautlos dahin, anstatt
kasachisch zu hoppeln wie ein Feldhase, zu schaukeln wie ein Schiff
und an den Führerhaushimmel geschlagen zu werden wie ein
Pinball. Nach dem Grenzübertritt fahren wir lässig noch 377
km bis nach Barnaul, stehen mitten in der Stadt auf dem Parkplatz
eines mächtigen Bürokomplexes, wo wir in unserem
Luxus-ein-Zimmer-Apartment auf Rädern einen Bloody Mary trinken
und einen Räucherlachs mit Pellkartoffen essen, auf denen wir
gesalzene President-Butter zergehen lassen. Der Chi-Merlot harmoniert
gut mit dem rotorangenen Lachsfleisch. Barnaul ist eine typisch
russische Stadt mit schiefen erbebengebeutelten Holzhäuschen,
prächtigen Villen von damals auf der Lenina, interessant
gestalteten Klinkerfassaden
und brandneuer Hochhauskulisse. (Bild, Karte)
Auf einer Häuserwand finden wir ein riesiges rotes Gemälde,
das Lenin zeigt, wie er die Massen agitiert
(Bild, Karte).
Der Russe ist dionysisch: Das
Marija Ra ist ein Götzentempel für alle, die dem
Verschwender huldigen. Es gibt alles und das vom Feinsten.
Der Russe liebt militärisches Outfit in grün-braun-beigen
Tarnfarben.
Der Russe mit seinem Goldzahnmund, den er blinken
lässt, wenn er angriffslustig ist oder seine Mannesehre zeigen
will, ist großes Vorbild für alle Turkmänner im
zentralasiatischen Raum.
Russland ist das Land der Flüsse,
die Mütterchen Russland durchziehen. Deshalb ist es russische
Passion, an Don, Wolga oder Ob zu angeln oder zu campen. Auch bei
weniger angenehmen Temperaturen tut das der Russe mit Hingabe. So wie
der Fluss fließt der Vodka in seine Kehle und wärmt seine
Seele.
Der Russe ist dezent im Umgang mit Fremden, was diese
ungemein schätzen. Die Birkenwäldchen, die Wolfgang
Borchert in seinen Kurzgeschichten vom Krieg als Motiv immer wieder
verwendet, weil in ihnen auf der schwarzen Scholle die deutschen
Soldaten erfroren sind, gibt es wirklich: Die Baumstämme sind so
weiß wie Schnee und atmen den eiskalten Hauch
Sibiriens.
(Bild, Karte)
- KILOMETER 771 auf der M 52 Richtung
mongolischer Grenze - dort verabreden wir uns mit Eckart und Sylvia
(s. deren Blog mercury-nomaden),
die wir seit einem Jahr digital
kennen, aber nie physikalisch getroffen haben. Ihr
gelber Magirus
ist zwar gleichaltrig mit unserem Mercedes-Laster, doch zweimal so groß
und besteht aus einem geräumigen "Salon" mit Holzofen,
der's warm und gemütlich macht, wenn man es denn wünscht.
Trotz kriechender Kälte entfachen die Männer ein wärmendes
Lagerfeuer, auf dem wir frische Waldpilze und Hühnerunterkeulen
in der Grillschale garen. Momentan werden alle möglichen
Pilzsorten an der Straße angeboten. Ein Eimerchen Steinpilze
kostet 100 Rubel, also 2.50 €.
Ein letztes Foto wird gemacht zur
Erinnerung an den langen Abend am lodernden Feuer. Kommt gut heim.
- 17./18. September: Ein
richtiger Naturstandplatz ohne Grillmüll in einem
Lärchenwäldchen an einem kleinen Fluss kurz vor
Kosh Agach
ist unser letzter im russischen Altai. Das Wäldchen schützt
uns vor dem eisigen Wind, der über die Hochebene fegt. Und
tatsächlich sind morgens die Bergkappen schneegepudert. Doch vor
uns sehen wir ein magisches helles Fleckchen Himmel, verheißungs-
und hoffnungsvoll. Immer dunkler verschwindet Russland hinter uns und
macht nach Kosh Agach, ziemlich genau hinter der Border Control immer
mehr himmlischem Blau Platz, bis dieses in Tashanta mit der dortigen Moschee
und den Häuserdächern eins wird. Und dann passieren
wir die russische Grenze. Just hinter dem Grenzzaun beginnt die Piste
20 km durch Niemandsland, und dann stehen wir vor den Toren der
Mongolei. 4 Stunden dauert der Grenzübertritt insgesamt. Und
nach einem ärgerlichen Vorfall (einer will uns ziemlich
aggressiv eine Autoversicherung verkaufen, doch Tom ist genauso
störrisch wie er und kauft einfach keine) fahren wir am Border
Post vorbei auf unseren Standplatz
(Bild, Karte)
auf 2300 m Höhe einfach neben
die Straße.
THIS LAND MAKES A DIFFERENCE
Und liebliche Kinder mit weiß Gott welchem Blutgemisch heißen
uns willkommen.
Und das Bergglühen in Rot-Blau-Schwarz ist
nirgendwo so wie hier.
Und die Stille ist Balsam für die
Seele: kein Flussrauschen, kein Wind, keine menschliche Stimme, kein
Motorengeräusch. Sogar der Mond hat sich zurückgezogen und
gibt den Sternen die Chance, einmal richtig für uns zu glitzern,
das Schilfgras duftet feucht, der Mensch kriecht ob der Kälte in
seine Jurte und seinen Laster, wissend und sehend, dass er ein Nichts
ist in dieser gewaltigen Naturlandschaft, ein verschwindender Punkt,
ein Stecknadelskopf in der Unendlichkeit, so bedeutsam wie ein
Sandkorn im Wind. Nein, niemals und in keiner Hinsicht ist der
russische und mongolische Altai vergleichbar. Letzterer hat keine
Konkurrenz.
Morgens sind die Fenster mit Eisrosenecken gechmückt,
doch die Sonne wärmt schon, und so sitzen wir bald vor dem
Laster und können nicht genug bekommen von der Weite und
Menschenleere unserer Umgebung. Wir fahren dann durch den
Bayan-Ölgii-Aimag von Tsagannuur bis Ölgii-City,
haben einzigartige Blicke von in allen Braun- und Schwarztönen
posierenden Bergrücken und von flussdurchzogenen Sumpfgebieten,
die man so in keiner Weltgegend sehen kann. Eineinhalb Tage sind wir
erst hier - was soll das noch werden?
- 20. September 2012: Und es kommt noch viel, viel schöner:
Von Ölgii bewegen wir uns mit 15 km/h Richtung Tolbo und bleiben am See
(Karte)
30 km vor dem Dorf stehen, weil es fast nichts Wunderbareres gibt.
Das Wetter ist dramatisch und DIE MONGOLEI IN DIESEM AIMAG WIE IM FOLGENDEN EIN EINZIGES GEMÄLDE:
Der Standplatz ist unendlich und wechselt in wetterwechslerischem Licht von lieblicher,
zu karibisch-blau-grüner See-, dann windiger Meerkulisse, auf der anderen Seite
gegen Abend zu braun-schwarz bedrohlicher Gebirgsmasse,
die auf uns zukommt, und weiter südlich zu eisigen
Wintergipfeln,
die in Hochglanzweiß leuchten.
Wir sind geflashed und trinken bei Abendeinbruch in der Sky-Panorama
Führerkabine mit Blick auf die wechselnde Szenerie einen Cocktail auf so viel
Naturschönheit.
Ja, die Hauptverbindungsroute von Tsaganuur bis Ulan Bator ist
auf der Landkarte rot-weiß markiert, vermeintlich also relativ gut befahrbar,
doch ohne Materialschäden eigentlich überhaupt nicht.
Sand-, Wellblech- und Steinpisten wechseln sich ab ohne nennenswerte Vorteile fürs
Fortkommen. Aber das ist sekundär, denn das, was man sieht,
verringert neben den Straßenwidrigkeiten noch hundert Mal mehr das Reisetempo.
Tausendmal schauen wir, tausendmal staunen wir, tausendmal stehen wir gebannt ob der
Menschenleere, die der Natur gut tut. Wir empfinden selbst die Fahrt zum allzu
geliebten Standplatz am See als Verletzung der pflanzlichen Mikroorganismen,
die sich um Existenz bemühen, als Schändung, denn die Lasterreifen
hinterlassen Spuren, die mit bloßem Auge sichtbar sind.
Morgens verlassen wir den "Platz am See" mit Wehmut Richtung Hovd,
der Aimag-Hauptstadt der zweiten Altai-Provinz im äußersten Nordwesten
der Mongolei, beide gleichermaßen abgeschlagen und abgeschnitten von der Welt,
selbst von der kleinen der Restmongolei.
- 21. September 2012:
So,
jetzt nehmt ihr euch `mal den Erdkundeatlas vor, schlagt die Karte
von Zentralasien, besser von der Mongolei auf und schaut euch an, wie
das Land geographisch gegliedert ist: Im äußersten
Nordwesten seht ihr den mongolischen Altai, der sich in gemäßigter
Form etwa 600 km nach Russland hineinzieht. Von ihm geprägt sind
die mongolischen Provinzen Bayan-Ölgii und Khovd, die
untereinander nur durch eine einzige Piste über zwei 2600 bzw.
2500 Pässe miteinander verbunden sind. Irgendwo auf dem
Weg nach Tolbo-Stadt
versinnbildlicht ein Unikat von Verkehrsschild
die Piste hinauf, wo die Straßenbauer auf halber Höhe am Fuß
des Berges ein Basislager haben.
Auf dem Gipfel
(Bild,
Karte)
ähnelt die Piste
einer Ansammlung von Fußpfaden, auf denen sich am Tag
vielleicht 10 Laster mit Versorgungsgütern, u. a. mit
Personenwagen auf der eh schon 40-Tonnen-Ladung
hinaufquälen. Am
Steuer sitzen in dicken Filzmänteln gewandete Männer, die
nichts fürchten und verwegen der Natur trotzen, die sich immer
wieder nimmt, was ihr gehört. Eine Touristenroute ist das nicht.
Die verläuft im Norden des Landes gleichmäßig auf
1200-1500 Metern. Ganz oben auf 2650 m tanken wir Quellwasser und
machen uns wieder hinab, natürlich nicht ohne Adrenalinschub,
denn wir haben zwei Flussfurten zu durchqueren, die wir bezüglich
ihrer Tiefe hätten testen müssen; doch wo "die"
durchkommen, schaffen wir das auch. Hinter uns schwarze Wolkenberge,
die sich an den Bergen abschneien. Wir fahren hinab auf 1600 m Höhe
und stehen
(Bild,
Karte)
in einem mongolischen Naturtheater: Jeder Blick in welche
Richtung auch immer ist anders und wechselt minütlich. Einer der
schönsten Tage in unseren Reiseleben je neigt sich dem Ende zu,
und wir können nicht glauben, dass es so etwas auf der Welt noch
gibt. Morgen werden wir nach Khovd in die Senke der Großen Seen
gelangen, in der uns garantiert Kamele ihre Aufwartung machen.
- 23. September 2012: SPRACHLOS
Khovd Aimag:
eins,
zwei,
drei,
vier,
fünf
Nachtlager: (Bild,
Karte)
Nächster Morgen: sechs
- 22. - 24. September
... und die andere Seite der Medaille: zerfetzte Reifen,
12 bis 14 Pisten zu einem einzigen Ziel, manchmal - oh Wunder - nur
drei Fahrspuren im Steppengras,
oder ein nicht ungefährliches Schneespurgemälde
(Bild, Karte),
dessen Untergrund man nicht kennt, dann Wellblech,
das die Karosserie
zuschanden schlägt (wir fürchten wie nie um unser Gefährt
und Zuhause), abenteuerliche Brücken
(Bild, Karte)
mit zerberstenden Holzplanken, Sumpflöcher und Sandpisten mit spitzem Lavagestein,
das, wenn man Pech hat, seitlich den Reifen aufschlitzt, oder tiefe
Schlaglöcher, in die der Laster unweigerlich dotzt, weil es kein
Entrinnen gibt, in 8 Stunden 11 Fahrzeuge Gegenverkehr, 17 km/h im
Schnitt, Entfernungen von 400 km von Aimag zu Aimag brauchen 6 bis 8
Tagesreisen, so dass richtiges Seidenstraßenfeeling aufkommt,
obwohl wir nicht mit dem Kamel unterwegs sind. Im Koffer haut`s den
Wagenheber aus dem Schrank, hebt den Deckel vom Spülbecken in
ungeahnte Höhen, Halterungen und Haken fegen durch den Koffer
wie UFOS. Ein entgegenkommendes Büsschen signalisiert "bitte
anhalten". Schrauben müssen angezogen werden. Der
Fuchs`sche Werkzeugkoffer von deutscher Qualität macht schweren
Eindruck, doch rät der dankbare Fahrer, der richtige Reifendruck
für solche Rüttelpisten sei 2,5.
Zudem wird es merklich
kälter, nachts bis 0° und darunter. Am 4. Oktober haben wir
innen Minus 5, außen also wahrscheinlich um Minus 8. Wir
stellen den Laster mit Schnauze gen Osten, damit morgens das
Eis auf
der Windschutzscheibe auftaut und der Motor vom ersten Sonnenstrahl
an gewärmt wird, spülen abends unseren Kochkrempel, weil
das Wasser morgens eiskalt oder gefroren ist, und Tom hat schon
längst Dieselfließ beim Tanken beigefügt, damit der
Kraftstoff nicht wie damals im Himalaya versulzt. Dennoch muss Tom
den Motor an jenem kältesten Morgen mit 3 Batterien starten.
Und - es gibt kein verlässliches Kartenmaterial
(Garmin-Routen enden im Nichts), wir haben kaum
Kommunikationsmöglichkeiten mit den Eltern, im unmittelbaren
Kontakt mit den Menschen fast überhaupt nicht, denn nicht einmal
ein bisschen Russisch geht. Doch Zeichensprache öffnet Hände
und Herzen.
Schließlich geht Proviantierung auf dem Land nur
bedingt: Dosenfutter aus Deutschland und China, Süßigkeiten
und übersüßte Säfte sind überall zu haben.
Doch für Fleischesser wie uns gibt es in den Aimagzentren
köstliche "Fleischbollen" von Rind, Pferd, Schaf,
Ziege und Yak, die noch süßer als ein Entrecôte
schmecken, was uns nicht wundert, denn wir sehen die Herden täglich
über die Unendlichkeit des Landes ziehen.
GRENZWERTIG FÜR
MENSCH UND MASCHINE ist also das Land, das uns so in seinen Bann
schlägt, denn noch 1100 km müssen bezwungen werden, nein,
es ist eher janusgesichtig, weil nicht koordinatengeeeignet und
gleichzeitig unendlich schön (seht die Standplätze
vor Darvi
(Bild/Karte)
und Altai
(Bild/Karte)),
menschenwidrig und Balsam für die Seele des
Europäers, der nicht einmal eine Vorstellung hatte von dem, was
ihn hier Grandioses und Widriges erwartet.
Vertrauen in die
eigene Courage,
Vertrauen in den Menschen neben dir,
Vertrauen
in das 50-jährige Technikdenkmal,
Vertrauen in die Gutheit
des Menschen,
Vertrauen ins Glück.
Und trotzdem: Es kann
nicht schaden,
dreimal im Uhrzeigersinn um den Ovoo herumzugehen,
drei Steine hinzuzufügen
und einen blauen Khadag
niederzulegen. (Bild, Karte)
- 24. - 26. September: Altai, Darvi, Ider- und Khovd-Terkh-Fluss
ALTAI,
eine weitläufige Jurtenstadt mit Verwaltungsviertel und
zentralem Platz nach sowjetischem Vorbild und bis zum Zerfall der SU
mit deren Staatskapital unterstützt, ist im Zerfall begriffen:
Die Bürgersteige sind mit offenen Kanaldeckeln und Erdlöchern
Unfallfallen, doch die jungen Frauen bewegen sich auf den tückischen
Catwalks nach Vorbild europäischer und amerikanischer Models auf
Highheels und in hautengen Jeans, Steinhäuser machen vermehrt
Jurten Platz,
Industriestätten liegen brach und rosten vor sich
hin (man treibt lieber ein bisschen Handel in ausgemusterten und
abgewrackten Treibstofftanks und Containern), die von den Russen
installierte Kanalisation ist weitgehend außer Funktion,
verdreckte Männer streunen ziellos umher,
Schulmädchen
und -buben und das Lehrpersonal sind respektable Personen mit
respektabler Kleidung, denn Bildung steht hoch im Kurs, weshalb der
Lehrberuf hier im Unterschied zu Deutschland höchstes Ansehen
genießt.
DARVI ist ein Dorf nahe der Provinzgrenze zum
Gov-Altai Aimag, Tagesreisen von Khovd und Altai entfernt. Mit seinen
"entschleunigten" Menschen und bunten
Dächern vor makelloser Gletscherkulisse
ist es besonders. Man nimmt den Fremden
interessiert zur Kenntnis und schaut, was er ins Fahrzeug trägt:
Trauben, Cocktailtomaten, Sanddornsaft. Sogar Lederstiefel für
Mann und Frau mit doppeltem Lederluftpolster bekommt man, doch die
passen nicht. Die motorisierten Männer auf dem Dorfplatz lassen
sich von der Sonne wärmen, ein pausbäckiges Kind
wird unendlich fotogen - aufgrund des Schokoladenriegels von der Fremden,
versteht sich.
IDER und KHOVD-TERKH
(Bild, Karte)
bilden nie gesehene Flusslandschaften.
- 27. September - 1. Oktober: Altai, Tsakhir, Uliastai
Tom hat mir Besonderes für meinen
Geburtstag versprochen. Es wird dann tatsächlich der "zweite
schönste" Reisetag auf dieser Tour. Es gibt später
noch mehr "schönste Reisetage", und aus dem Geburtstag
werden Geburtstage:
Mit entspanntem Sightseeing geht`s an diesem
Tag doucement vom dunkelorangenen Abendstandplatz kurz vor Uliastai
(Bild /
Karte)
nach Tsagaanchulut mit seinen makellos
weißen
Buddhafiguren
vor fast surrealer Bergspitzen-Skyline.
Ja, der Buddhismus hat`s weit gebracht in der Mongolei, seit die
russische Staatsmacht ihre Einflusssphäre verkleinert hat.
Unmittelbar nach dem pittoresken Dorf holt uns der Schnee ein:
Unzählige Schneespuren in Schwarzweiß führen hinauf
auf den Pass
in 2500 Metern Höhe. Die Erde ist aufgeweicht, die
Lasterreifen schwimmen, bis Tom 4x4 einlegt. Die über die
höchste Höhe endlich einmal einspurige Piste ist so eng,
dass die 4 Lasterräder in der Breite an die Weggrenzen stoßen.
Gegenverkehr darf nicht kommen, Schnee, abschüssige Abhänge,
glitschige Erdpatches überall. Zweifel an der Richtigkeit der
Entscheidung kommen auf, aber es gibt kein Zurück. Der Laster
seinerseits kennt solche Befürchtungen nicht, schnurrt
vertrauenerweckend und pflügt sich unbeeindruckt ob der
Widrigkeiten durch Eis und Schlamm.
Als die Schneegipfel und -hänge
nur noch schön, nicht mehr adrenalinträchtig sind, rasten
wir auf dem nächsten schneefreien
Pass Richtung Uliastai und
genießen bald Gesellschaft mit einem ortsansässigen Hirten
und 4 jungen Menschen in der warmen Herbstsonne. Sie schenken uns
frisch geerntete Zwiebeln, wir ihnen Bonbons mit feiner
Limonenmelasse. Das achtlos fallengelassene Bonbonpapier macht
weniger Spaß. Abends finden russische Räucherlachs-Tagliatelle
mit der letzten Flasche Weißwein genüsslich unsere Kehlen.
Morgens Frühlingswetter, das sich 48 Stunden fortsetzt. Deshalb
verbringen wir Tag und Nacht in der
Wüste nahe Uliastai,
natürlich mit Vollmondwahnsinn
(Bild /
Karte).
Am nächsten Tag feiern wir zum dritten, dieses Mal "standesgemäß"
mit Service und Personal vom Hotel Uliastai.
- 2. - 4. Oktober:
Die Reise verläuft von Ulistai zunächst im Chigestei-Tal über
den Fischpass (2500 m) bis nach Tosontsengel, dann weiter östlich
im Idertal bis Ich-Uul, schließlich südlich über den
Solongotpass (2550 m)
( Bild 1,
Bild 2)
zum Weißen See und endet in Zerzerleg.
Wir möchten euch heute vorwiegend bildlich mitnehmen auf die
Reise in eine einzigartige Sinnenwelt. Dazu trägt die vergehende
Natur bei, hier in der Zentralmongolei die rotorangenen Lärchenwälder
und das wollweiße Steppengras, zu dem gerade zu dieser
Jahreszeit schwarze Pferde
und schwarze Yaks in eindrucksvollem
Kontrast stehen, und die Herbstsonne, die wie ein Maler die
Landschaft einmal bräunt, dann bläut. Der Weiße See,
dessen Wasser so gar nicht weiß, sondern zyan,
bräunlich
und tiefblau und durch die Windbewegungen über der Oberfläche
zu einem Linienbild stilisiert sind, ist entstanden, als Lavaströme
den Terkhfluss am Fuß des Vulkans Khorgo abriegelten. Der See
ist von diesen erkalteten Lavafeldern begrenzt und hat nur einen
Abfluss, weshalb Lachs, Forelle und Hecht gedeihen.
Harmonie von Farbe, Form und Leben.
- 5./6. Oktober
Kaum 16 Kilometer sind wir morgens vom Standplatz entfernt, als wir in einem
Lärchenwald auf die Einhundertästige Lärche
(Bild, Karte)
treffen, einen von den Mongolen besonders verehrten Baum, der Glück
bringen soll. Deshalb fährt Tom dreimal im Uhrzeigersinn um den
khadag-geschmückten Baum herum, lässt die Feuerwehrsirene
dreimal aufheulen und ... siehe da: just 2 km weiter, bei
Kilometer 126 vor Zerzerleg, erscheint vor unserem Auge ein
dunkelgrau glänzender Streifen, der sich bis an den Horizont
zieht. Fata Morgana? Halluzination? Psycho?
Wir versichern uns, dass wir Dasselbe sehen, und tatsächlich ...
mit einem letzten Schlag auf Karosserie und Menschenkörper verabschiedet
sich die Piste wenig später für die nächsten 650
Kilometer bis nach Ulan Bataar und macht samtenem Asphalt Platz.
Dass Wunder geschehen, stand bei uns Ungläubigen in großem
Zweifel.
Zerzerleg ist bekannt durch das Kloster Erdene Zuu,
das jahrhundertelang zusammen mit Ikh Khuree in UB wichtigstes
Zentrum des Buddhismus und der "Gelbmützen" in der
Mongolei war. Es hat gewaltige, vier 400 m lange Umfassungsmauern, in
die 108 Stupas eingelassen sind. Die Anordnung der
Klostergebäude
und Tempel mit der zentralen goldenen Stupa, die von 8 weiteren
kleinen Stupas umgeben ist, folgt denselben Prinzipien, wie sie
bis heute in jeder mongolischen Jurte gelten: Im westlichen
"männlichen" Teil der Anlage, dem Platz für die
Gäste, steht der Tempel des Dalai Lama. Im heiligen
nordwestlichen Bereich, dem Platz für die Ehrengäste in
einer Jurte, liegen die 3 Zuu mit ihren kunstvoll gestalteten
tönernen "Rillendächern"
(Bild, Karte),
die 3 Tempel also, mit
denen die Geschichte der Klosterstadt einmal begonnen hat. Heute, im
Jahre 2012 wirkt die Anlage vernachlässigt und verlassen. Nur
Touristen und ein Mönch, der anscheinend die Schlüsselgewalt
hat, beleben die Anlage, die natürlich auch Magnet für
Geschäfte ist: Man kann vor dem Tor Falkner spielen, bekommt
einen Handschuh an und lässt sich mit dem
breitschwingigen Tier
fotographieren, Karmas oder Miniaturen des überdimensionalen,
grün oxidierten, mit chinesischen Schriftzeichen
(Bild, Karte)
versehenen Kupferkochgeschirrs, das auf dem Gelände verstreut liegt, erwerben.
- 7./8. Oktober
Asphaltierte
Straßen, Schilder mit Orts- und Kilometerangaben sowie
Piktogrammen, die Bevorstehendes anzeigen, Verkehr, "Raststätten"
an "Überlandstraßen", leichtfüßige
SUVs und schwere Landcruiser, eine Handvoll Touristen in
Outdoormontur an den wenigen Kulturstätten: - ZURÜCK
IN DER ZIVILISATION !
Auch, was die moderate Landschaft, den
Schafhirten in tiefhängender dunkler Wolkenlandschaft und die
agreablen Spätsommertemperaturen in den Sanddünen von Elsen
Tasarkhai, gut 50 km hinter Kharkhorin, angeht. Am größten
Dünenfuß bleiben wir für die erst einmal letzten 24
Stunden Nomadenleben stehen, besteigen in der Nachmittagssonne die
mit Birkensprößlingen bewachsenen oder jungfräulichen
Kämme in der Nachmittagssonne, waten sie hinab und versinken in
den wechselnden Sandbildern.
Abends bekommt der Laster durch einen
Sandsturm und nachts durch Sandregen ein weiches Sandkleid, das er
bis heute trägt. Am 8. Oktober um 15 h erreichen wir den
westlichen Stadtrand von UB. Bis an den östlichen, wo das
OASIS-CAMP liegt, das wir ansteuern, brauchen wir 3 Stunden. Noch vor
Einbruch der Dunkelheit stehen wir zusammen mit 8 anderen Overlandern,
die ihre Weiterreise nach China oder ihre Heimreise
planen, erleichtert und recht ausgepowert auf dem Hof und genießen
im hauseigenen Café ein für die Gäste bereitetes
Chicken-Curry.
- 9. bis wahrscheinlich 23. Oktober
Nach 17000 km und 100 Tagen gibt es viele
"have-to-dos", die abzuarbeiten sind: Mails anständig
beantworten, das "Blögchen" aktualisieren, damit wir
keine Leser verlieren, Wäscheberge waschen, ausgiebig
Körperpflege betreiben, sich mit anderen Reisenden über
Erlebtes oder zu Erwartendes austauschen, UB erkunden,
Cashmere-Pullover und -Schals, Stiefel und Handschuhe kaufen sowie
die Gasvorräte zum Heizen aufstocken, denn es soll in den
nächsten Tagen bis zu Minus 14 Grad kalt werden, am Laster
schrauben und ihn grundreinigen, die Mongo-Visa verlängern, die
Zweitpässe mit den China-Visa bei UPS Mongolia abholen, für
die chinesische Agentur die mongolische Zollerklärung für
den Laster und die gerade eingetroffenen China-Visa scannen und Dong
digital schicken, Postkarten schreiben, Mitbringsel besorgen,
die Eltern anrufen, wenn es denn geht (in der Telecom Mongolia gibt
es oft nur noch 2 Telefone für Auslandsgespräche, immer
häufiger gar keine mehr, denn das Handy hat sich auf dem ganzen
Globus erfolgreich etabliert), die Freunde kontaktieren, später
dann für die verbleibenden in 5 Tagen zu fahrenden 700 Kilometer
bis zur chinesischen Grenze proviantieren. Einreisedatum nach China
ist der 29. Oktober.
Nach der Flut von Blognachrichten wird es
etwas ruhiger um uns und für unseren Blog-Administrator werden,
der das "Offenbacher Pack" unendlich verwöhnt mit
sofortigem Einstellen der Berichte, prompten Back-Office-Service und
"furztrockenen" unnachahmlichen Kurzbotschaften.
Also, mailt fleißig, so lange wir
hier im Oasis
sind, denn wir sind nun täglich online.
- 16. Oktober 2012
Sibylle Poeschko IST das Oasis,
denn sie ist Allrounderin mit Herz und Seele und weiß
alles, was der Gast wissen will. Ohne sie kommt keiner aus, sie ist
nicht ersetzlich. Vor 17 Jahren ist sie im Rahmen eines
Entwicklungsprojekts als 25-Jährige nach UB gekommen. Damals gab
es nur ein paar Plattenbauten, und die Rehe kamen von den Bergen bis
hinab in die Stadt. 9 Jahre lang hat sie mit einem Arbeitskollegen,
ihrem späteren Mann, Straßenkinder und Sträflinge
betreut, bis beide beschlossen, sich selbstständig zu machen.
Sie fanden das Grundstück, auf dem das Oasis heute steht, quasi
auf dem Weg zur Arbeit. Es lag brach und war mit schiefen rostigen
Blechteilen eingezäunt.
Nach dem Kauf ließen Sibylle und
René Poeschko einen Brunnen bohren. Dieser Brunnen wurde
Verkörperung der Vision der beiden. WASSER sollte der Stoff
sein, "aus dem die Träume sind". Man dachte an
eine Autowaschanlage - zu belanglos - dann ein Waschhaus für die
Menschen im Viertel, und so legte man erst einmal die Kanalisation.
Im Verlauf der Realisierung nahm die Idee immer mehr Gestalt an.
Heute ist das Oasis natürlich "Guesthouse" für
Reisende mit einem "Café", in dem man nicht nur
selbst gemachten Käse-, Pflaumen- und Schokoladenkuchen bekommt,
sondern österreichischen Kaiserschmarren, Rinderrouladen,
Gulasch und Wiener Schnitzel. Gleichrangig daneben aber besteht eine
Art "joint venture" in Gestalt einer Wäscherei mit 5
Waschmaschinen, wo die Menschen des Viertels für wenige Tugrik
ihre Wäsche waschen lassen können, einen Friseursalon, wo
Mann und Frau professionell frisiert werden, und 8 Duschen mit heißem
Wasser, die gleichermaßen gern von Einheimischen, deren Häuser
an keine Kanalisation angeschlossen sind, wie Gästen in Anspruch
genommen werden. Auch das Brennmaterial, Sägemehl-Pellets,
stellt man selbst maschinell her. Für den Rohstoff sorgt der
ansässige Holzlieferant, in den Bereichen Wäscherei, Beauty
Salon, Reinigung, Küche, Garten und im 24-stündigen
Wachdienst stehen Frauen und Männer aus der Gegend in Dienst und
Brot.
Seit 2006 besteht nun das Oasis, und als Overlander-Gast im
Oktober 2012 hofft man inständig, dass Sibylle noch recht lange
als Gastgeberin ihr Herzblut verschenkt.
Dir, Sybille, alles
Gute für die Zukunft. Deine zwei warmen Hände werden immer
wieder Herzen öffnen.
- 23. Oktober 2012
Ulan Baatar ("Red
Hero") liegt auf 1300 Metern Höhe in einem Tal am
Tuul-Fluss und ist ein unabhängiger Stadtstaat mit circa
1.200.000 Einwohnern, was ein Drittel der Bevölkerung des Landes
ausmacht, von denen wiederum 60% in den Ger-Districts
(Bild, Karte),
also den Jurten-Vorstädten, wo auch das Oasis liegt, unter der
Armutsgrenze leben. Mit dem Chinggis Khaan Airport hat es den
einzigen internationalen Flughafen des Landes. Eisenbahnverbindungen
bestehen zu Russland durch die Trans-Sib und zu China. Asphaltstraßen
gibt es nach Westen bis 126 km hinter Tsetserleg (650 km) und nach
Südwesten vom Abzweiger nach Tsetserleg Richtung Bayankhongor
(120 km), nach Süden Richtung chinesischer Grenze (410 km) und
vom Abzweiger Nalaikh nach Osten Richtung Öndörkhaan bis
Erdene (40 km), nach Norden bis zur russischen Grenze (330 km) und
vom Abzweiger Darkhan nach Westen Richtung Ulaangom bis Erdenet (120
km), schließlich 40 km hinter Ölgii Richtung russischer
Grenze und 40 km vor Mankhan Richtung Khovd, also insgesamt über
etwa 1900 km. Alle anderen Verbindungen zwischen den Aimags sind
Pisten. Doch gibt es entlang dieser gewaltige Straßendämme,
die aber nicht befahrbar, sondern gar schlimmer als die Pisten sind.
Doch mit fortschreitender Asphaltierung der Hauptstraßen wird
die Mongolei in den nächsten 10 Jahren aufrücken in der
Rangfolge komfortabler Reiserouten. Wir sind froh, sie vorher ganz
"unerschlossen und ungezähmt", ganz körperlich,
ganz nah an Land und Leuten erlebt zu haben.
UB mit seinem
zentralen Sükhbaatar Platz, der im Norden vom Regierungspalast
(Bild, Karte)
mit dem gewaltigen Genghis Khan Monument
(Bild, Karte),
an dem sonntags die Garde
Wache hält
(Bild, Karte),
dominiert wird, im Osten vom Opernhaus geziert
und im Süden vom Blue Sky Tower
(Bild, Karte)
überragt wird, ist das ökonomische und kulturelle Zentrum des Landes, von dem alles
ausgeht und in das alles zurückfließt. Die Stadt wird auch
"Utaanbaatar/Smog-Hero" genannt, weil sie im Winter unter
extremer Kälte bis zu Minus 50° und unter extremem Smog
leidet, verursacht dadurch, dass neben Kohle und Holz auch
Plastikmüll verheizt wird, der nicht nur die Sonne verdunkelt,
sondern höchst gesundheitsschädlich ist. Rußpartikel,
Dioxide und Nitrooxide sind die Gesundheitsgeisseln dieser Stadt, die
sich mit ihren Hochhäusern und gestylten Stadtmenschen
vermeintlich nicht von anderen Weltmetropolen unterscheidet. Tut sie
aber doch, denn die Hochhäuser sprießen wie Pilze aus dem
Boden, während die meisten Menschen weder fließend Wasser
noch Heizung haben, Stadt wie Land sind für die Verlegung der
Glasfaserkabel fürs Internet aufgebuddelt, jeder Mongole besitzt
zwar ein Handy, jedoch nur jeder dritte eine Toilette, Waren aus
Europa sind allgegenwärtig (man kann problemlos eine Lederjacke
italienischen Designs kaufen oder eine Sony-Filmkamera für
umgerechnet 3500 € oder französischen Pinot Noir) wie die
Stände, an denen Sonnenblumenkerne, Lutscher, Zigaretten oder
Handschuhe und Socken aus Yakwolle und Kamelhaar verkauft werden.
Auch der Schuhputzer ringt bei den vorbeieilenden Geschäftsleuten
und flanierenden Fremden um ein paar Tugrik.
UB ist also eine
Stadt gleichermaßen im Werden und Zerfall wie das ganze Land -
von Russland verlassen, von Europa als Marketplace, vom Kapital als
Investitionsquelle und vom deutschen Staat als Rohstofflieferant
entdeckt, denn in der Südgobi, in der Region Tawan Tolgoi schon
in 50 m Tiefe liegt das größte unerschlossene
Kohlevorkommen der Welt, das sich über 250 km über die
chinesische Grenze hinauszieht. Und: Die benachbarte Kupfermine Oyu
Tolgoi birgt das in der Welt fünftgrößte
Kupfervorkommen der Welt. Neben dem "schwarzen Gold",
Kupfer, Gold und Uran verfügt die Mongolei auch über
reichlich Eisenerz, Wolfram, Silber, Türkis, Molybdän und
Seltene Erden. Seit der Entdeckung dieser Riesenvorkommen an
Bodenschätzen zählt das Land zu den 7 rohstoffreichsten
Ländern der Welt, ist deshalb eine Nation von besonderer
geostrategischer Bedeutung und weckt die Begierde von ausländischen
Regierungen und Investoren. Auch die Merkel reiste im Oktober 2011
eigens nach UB, um ein Rohstoffabkommen mit der Mongolei zu
unterzeichnen, das natürlich für deutsche Unternehmen
profitabel ist, nämlich für BBM Operta, das zusammen mit
einem australischen Konzern den Zuschlag für die Erdarbeiten,
beginnend in 2013, erhielt, und Siemens, das die Gasturbinen für
ein späteres Kraftwerk an der Mine liefern wird. In der letzten
Oktoberwoche diesen Jahres gibt es zu diesem Behuf eine
deutsch-mongolische "Freundschaftswoche" in UB.
GELOBT SEI DER
FORTSCHRITT, INSIGNIUM DER WESTLICHEN WELT UND HEILSBRINGER FÜR
ROHSTOFFREICHE UNTERENTWICKELTE STAATEN, die in ihrer profitablen
Ausbeutung eine Chance sehen. Wir befürchten das Schlimmste.
Wetter in UB
diese Woche:
Das GANDAN-KLOSTER
(Bild, Karte)
ist für
den UB-Besucher ein Muss, denn es ist das bedeutendste Kloster des
Landes. So laufen wir bei Minusgraden und eiskaltem Wind hinauf und
sind nur in Gesellschaft von gläubigen Einheimischen, die ebenso
wenig wie wir als Fremde zu dieser Jahreszeit 3500 Tugrik p.p.
Eintrittsgeld bezahlen müssen. Wir haben unendlich Muße,
die religiöse Atmosphäre zu spüren, dem
Mantra-Sprechgesang der Mönche zu lauschen und die Menschen zu
beobachten, die im Uhrzeigersinn in der Anlage herumgehen, nachdem
sie Kerne zum Füttern der Tauben, die zu Tausenden das
Klostergelände bevölkern, gekauft haben. Auf diese Kerne
sind die Tiere ganz scharf: Sie setzen sich den Menschen auf Kopf und
Schulter, fliegen ihnen ins Gesicht, sind überall, gurren und
scheißen ungehindert überallhin, bedecken Erde und Himmel
mit ihren Körpern und Silhouetten.
(Bild, Karte)
Sind sie heilig und
unantastbar wie Ratten und Fledermäuse in Indien, fragten wir
uns. Im Internet fanden wir folgende Antwort:
Sylvia Wetzel, Sieben Schritte zum Erwachen oder die Schule der Tauben (Quelle)
Die Schule der Tauben
Es waren einmal viele Tauben. Sie lebten in einem Taubenschlag. In
diesem Taubenschlag befand sich ein Futterbehälter. Durch einen
Zufallsgenerator wurde in völlig unregelmäßigen
Abständen Futter ausgeschüttet. Alle Tauben versuchten, ein
System zu erkennen, nach dem dieses Futter ausgeschüttet wird.
Eine Taube hatte gerade mit beiden Flügeln geschlagen, als die
Körner heraus rollten. Sie ging zum Futterbehälter und
flatterte wieder mit beiden Flügeln. In rund zehn Prozent der
Fälle kam "zufällig" zu dem Zeitpunkt Futter
heraus. Das genügte der Taube, ihr Flügelschlagen als
Ursache des Futterwunders zu interpretieren. Eine andere Taube hatte
gerade den Kopf nach links gewendet, eine weitere hatte das rechte
Bein gehoben, eine andere das linke usw. Jede Taube setzte "ihre"
Technik ein, um das Futter aus dem Kasten zu zwingen, und jede
glaubte an ihre Technik, weil sie in zehn Prozent der Fälle zum
Erfolg führte.
Für uns Nicht-Tauben ist es offensichtlich, daß die
Tauben-Techniken die Futterausschüttung nicht verursachen. Das
Wunderbare an diesen Techniken ist allerdings, daß sie den
Tauben Zuversicht schenken, ihren "Geist" genügend zu
beruhigen und zu inspirieren, und so verbringen sie die Zeit zwischen
den Fütterungen ohne Angst.
Ganz ähnlich verhält es sich mit den Menschen auf ihrem
spirituellen Weg. Keine noch so esoterische oder berühmte,
mentale oder magische, uralte oder moderne, einfache oder
komplizierte Technik kann uns die Erfahrung der Buddha-Natur
schenken. Kein Mantra, kein heiliger Text, keine Atemtechnik und
keine Sammlungsübung kann Einsicht in die Natur des Geistes
erzwingen. Die Übungen können aber unseren Geist reinigen
und beruhigen, Vertrauen wecken und Herz und Sinn leicht werden
lassen. Wir müssen allerdings selbst heraus finden, welche
Übungen und Lehren uns beruhigen und inspirieren und welche
Techniken unsere aufgewühlten Emotionen, eingefahrenen Muster
und rigiden Ansichten und Meinungen tatsächlich für einige
Zeit zähmen und schließlich durch tiefes Verstehen ganz
vernichten oder auflösen. Durch die geduldige und
intelligente Reinigung von Herz und Geist leben wir unser Leben in
Würde und sind wach und präsent, wenn das Wunder der
Erfahrungen der Buddha-Natur geschieht und die Körner der
Einsicht und Liebe, der Klarheit und Kraft mühelos auftauchen
und unser Herz nähren. Das Leben ist ein Wunder, und alles, was
wir tun können, ist Herz und Geist auf dieses Wunder
einzustimmen. Jede Technik, die uns dabei hilft, ist gut. Und
manchmal findet sogar eine blinde Taube ein Korn.
- 24. Oktober
Nach 16 Tagen UB und unserer ersten Tagesreise auf dem Weg nach China stehen wir bei
Kilometer 246 von 670 zu fahrenden, atmen Steppenluft und mongolische Nomadenfreiheit
und werfen die sibirische Kälte von UB mit Kusshand in den Äther.
Hoffentlich holt uns der Kältesturz bis zu 15 Minusgraden ab Freitag/Samstag nicht ein.
Egal, um den Laster liegen sie einfach so herum, die Achate, in allen Farben und in
unterschiedlicher Transparenz.
Und ein wenig weiter sichten wir sogar die scheuen und grazilen Kropfgazellen,
die man eigentlich nicht zu sehen bekommt.
- 25. Oktober
Merklicher Temperaturanstieg, bereits morgens Plusgrade im Koffer, Outdoor-Mittagspause
in der Steppe mit Tisch und Stühlen, abends um 18.30 h noch 24° im Führerhaus.
Haben wir die Minustemperaturen hinter uns?
- 26. Oktober:
Um 6 h schon 5,5° im Koffer. Keinerlei "Heizperioden"
in der Nacht. Sainshand, das Zentrum von Dornogov, des letzten Aimags vor der Grenze,
mit seinem geschäftigen Bahnhof und seiner sowjetischen Stadtanlage liegt
an der Trans-Mongo, zu der der Chinareisende seit 550 Kilometern parallel
fährt. Hinter Sainshand ist die Wüste manchmal sepia, manchmal bunt
(Bunt 1, Bunt 2).
Hey, nach 40 Tagen Mongolei sind wir noch immer verrückt nach diesem Land
und denken bei zunehmendem Mond wehmütig an die letzten drei
Übernachtungen auf weiter Flur.
Abends stehen wir zum drittletzten Mal in der Ostgobi, nun nur noch 120 km vor der Grenze.
Man hat uns bis dahin eine Piste "zum Abgewöhnen" vorausgesagt,
gleichbedeutend mit zwei Tagesetappen schlimmsten Off-road-Abenteuers.
Mal sehen, was danach in unserem Koffer noch an seinem Platz steht.
- 27./28. Oktober:
Ja, wunderschön ist die Wüste, besonders um Erdene herum, und unendlich weit,
doch gleichzeitig furchterregend ob ihrer Lebensfeindlichkeit, wenn es kalt
oder heiß ist oder wenn man die Orientierung verliert,
weil man den Laster abends
(Bild, Karte)
mit Schnauze gen Westen gestellt und bei Dunkelheit
gen Osten gedreht hat, damit man den ersten und letzten Sonnenstrahl in der Kabine
einfängt. Nur die Staubfährte eines Lkws gibt Sicherheit über das Wohin und Woher.
Ja, und natürlich holt uns die Kälte ein, sodass wir noch einmal richtig
körperlich die Oktoberkälte tagsüber und nachts spüren.
Ja, und wie vorausgesagt, sind die letzten 120 km pures Mongo-Feeling, was die Piste angeht.
Als wir die "Skyline" von Zamyn Üüd sehen,
brauchen Mensch und "Maschina" einen Vollservice:
Wir sind zugestaubt wie Nomaden, der Koffer ist innen lehmgelb, der Luftfilter voller Staubschlamm,
Schrauben müssen angezogen, die Reifen wieder auf 4,8 bar aufgepumpt werden.
Morgen ist Vollmond, der uns über die Grenze nach China leuchten wird.
Hat auch etwas. Den ersten erlebten wir in Chiwa/Usbekistan, den zweiten im Sharyn-Canyon/Ostkasachstan,
den dritten in der Wüste bei Uliastai/Mongolei. Mein Gott, was für ein Paket
von Bildern tragen wir im Hirn. Nie geglaubt, doch innig gewünscht.
Mongolien, du bist ein Prezios in unserem Reiseerinnerungsgepäck.
WILLKOMMEN IN CHINA
KORRESPONDENZSCHNIPSEL MIT UNSERER CHINESISCHEN REISEAGENTUR ...
Guten Tag Herr F.,
der Antrag zur Zentralgenehmigung ist schon bei den Behoerden, Datumaenderung ist sehr schwierig.
Wir haben einige Tage vorgelegt. Bei Bedarf duerfen Sie am 26. Okt. in China einreisen. Aber es hilft auch nicht viel, oder?
MfG Hongquan Dong
> Hallo Herr F.,
>
> die Behoerde in Mongolei ist ca. 1 km bis zur Grenze. Sie koennen sich dort entsprechend abmelden.
>
> Und, in Erenhot ist schon etwas kalt.
>
> Wir freuen uns auf Ihre Chinafahrt!
>
> Viele Gruesse
> Hongquan Dong
Hallo Herr Dong,
in Ulan Bataar ist es noch viel kaelter.
Wir werden am 29. Oktober ganz frueh die Grenze ueberqueren,
weil wir schon am Abend davor dort sein werden.
Noch eine Frage: Wie sollen wir den restlichen Reisepreis bezahlen?
Und: Wer ist unser Reisefuehrer?
Herzliche Gruesse
TV
Hallo Herr F.
der Reisefuerhrer ist Tony XXX, Fon + 86 xxx.
Er ist ein sehr netter und erfahrener Tour Guide.
Die Restzahlung ist xxx USD. Koennen Sie via Online-Banking das Geld ueberweisen?
Wenn nicht, Sie koennen das Geld in bar in USD an Toniy ueberhaendigen oder
nach Tageskurs in RMB zahlen. Was ist fuer Sie besser?
Bitte vergessen Sie nicht, mal bei Mongolei abzumelden. Vielen Dank!
Mit vielen Gruessen aus kuehlem Chengdu
Hongquan Dong
Hallo Herr Dong,
danke fuer die Infos.
Tony war der Guide von Thomas und Sabine (abseitsreisen),
die im Oktober 2010 durch China gereist sind. Die beiden haben Tony sehr gelobt.
Die Restzahlung kann ich leider nicht mit online-banking machen.
Man bekommt jetzt aus Sicherheitsgruenden eine mobile TAN per Telefon zugewiesen,
aber ich weiss nicht, ob das bereits im Ausland funktioniert.
Wir werden deshalb das Geld Tony bar uebergeben.
Ist das angehaengte Dokument (Manifest Paper) das Papier,
das wir im Meeting Room of the Frontier Inspection bekommen?
Gruss
TV
... UND MIT DEM CHINESISCHEN VISA-SERVICE IN BERLIN:
Sehr geehrter Herr F.,
Ihre Paesse wurde versickt! Per UPS nach Mongolai unter folgende Adresse (UPS Partner in Mongolei)
Die Sendungnummer lautet: xxx
Sendung koennen Sie ab 11. Oktober abholen.
Gute Reise und viel Glueck
Mit freundlichen Gruessen aus Berlin
Frau Y. Lin
Liebe Frau Lin,
die Paesse sind heute, wie von Ihnen angekuendigt, bei uns in Ulaan Bataar eingetroffen.
Ganz herzlichen Dank fuer Ihr professionelles Engagement in unserer Sache.
Wir sind guten Mutes, dass wir nun ohne Probleme China bereisen koennen.
Mit freundlichen Gruessen
TV
Schoen, von Ihnen eine Nachricht bekommen zu haben.
Dann sind wir auch zufrieden und wuenschen Ihnen eine gute Reise.
Reisen Sie schnell Richtung China, bevor es kalt wird.
Mit freundlichen Gruessen aus Berlin
Frau Y. Lin
So freuen wir uns auf die Kultur, die Natur und die Menschen in China. Im Norden soll die Kultur im Focus stehen, in Zentralchina mit dem Yangzi die Natur, und in Yunnan wollen wir die unterschiedlichen Ethnien treffen, nämlich Bimo, Mosuo, Dongba, Naxi und Hani. So haben wir uns das gewünscht, und so ist es auch genehmigt worden.
Chronologie des Grenzübertritts
Datum: 29. Oktober 2012
Ort: mongolisch-chinesische Grenze, Übergang Zamyn Üüd/Ereen
Ausgang: schließlich positiv
8 Uhr: Wir treffen uns mit Fintan
und Shony, einem irischen Pärchen, das wir im Oasis getroffen
haben, vor der Border Zone, weil sie am selben Tag mit derselben
Agentur in China einreisen, obwohl die Agentur behauptet hat, es
hätten sich keine Mitfahrer gefunden. Während sich die
"Fahrer" vor dem Border Post anstellen, laufen wir Frauen
in den vermeintlichen Meeting Room of Frontier Inspection, wo es das
Manifest Paper geben soll. Die Notwendigkeit des Besitzes eines
solchen Dokuments sowie dessen Namen kennen wir nicht etwa von
unserer Agentur, sondern von anderen Overlandern, die auch im Oasis
Station gemacht haben.
8.30 - 10.30 Uhr: Wir warten auf
den Grenzoffizier, der das Manifest Paper ausstellen soll. Auf seinem
verwaisten PC klebt nur eine Notiz mit "Manifest" und eine
Telefonnummer 9960??? Wir sprechen nicht mongolisch. Wie also sollen
wir telefonieren? Eine Frau ist behilflich und wählt die Nummer.
Nach eineinhalb Stunden erscheint der dringend Erwartete ohne
Kravatte, Uniform, zudem recht zerknittert und macht sich an die
Arbeit. Wenig später halten wir das Manifest Paper in dreifacher
Ausfertigung für 3 USD in den Händen. Geschafft. Weiter.
..., nicht bevor wir 25 USD, entsprechend 150 Yuan für was auch
immer abgedrückt haben, um "complications" bei der
Aus- und Einreise zu vermeiden.
10.30 - 11.30 Uhr: zügiges
Ausreiseprozedere auf der Mongolenseite. Erneutes Anstellen für
die Einreise nach China im Niemandsland.
12 - 15.30 Uhr: Als
wir an der Reihe sind, unmissverständliches Auf-die
Seite-Winken. Irgendetwas stimmt nicht. Dann erscheint plötzlich
der Guide von F. und Sh. und erkärt, wir dürften nicht
einreisen, weil wir den Telefonanruf zwischen dem mongolischen und
chinesischen Zoll nicht veranlasst hätten. Welchen Telefonanruf?
Wo denn? Wie denn? Dann ist Herr Dong am Telefon und will Tom
verantwortlich machen. Er habe uns doch dringend und mehrmals
mitgeteilt, wir müssten uns beim mongolischen Zoll "abmelden".
Wir verstehen nichts, doch der Guide der Iren will behilflich sein
und erklärt sich bereit, mit seinen beiden "Schützlingen"
zurück zur mongolischen Grenze zu fahren, um den Anruf, ein
neues Regularium, zu veranlassen. Auf dem Immigrationsgelände
dann die Frage nach seiner ID-Karte, die er, warum sollte er auch,
natürlich nicht bei sich hat. Er wird wegen illegalen
Aufenthalts in der Mongolei verhaftet und abgeführt.
Währenddessen warten wir bar jeder Information, was überhaupt
geschieht, innerhalb des chinesischen Grenzgeländes, nachdem man
uns hineingewunken hat. UNSER Guide sitzt, wie wir später
erfahren, dreieinhalb Stunden in der Lobby, immer in Sichtweite vom
Laster, und schaut interessiert dem Geschehen zu, ohne uns zu
kontaktieren. Wir schicken ihm eine SMS, die bis heute unbeantwortet
geblieben ist. Dann kommen die Iren ohne den Guide zurück. Shony
ist schockiert ob der rüden Behandlung und Verwahrung des Guides
auf mongolischer Seite. Als wir schließlich gemeinsam das
Eireiseprozedere beginnen, ist auf einmal UNSER Guide zur Stelle.
Weder begrüßt er uns, noch stellt er sich vor, weiß
aber schon über alles Bescheid und verhandelt.
15.30 - 16.30 Uhr: Dann geht alles ganz schnell. Wie VIPs passieren wir die
Grenze, und nach 9 Stunden Aufenthalt im Grenzgebiet folgen wir einem
Pkw, der uns zu einem Parkplatz dirigiert, der innerhalb des
Zollgeländes liegt. Wir sind so fertig und bedient, dass wir
alle 4 in einem Hotel einchecken, wo es warm und kultiviert
ist.
Operation gelungen, Patient tot?
Nein, niemals. Nach kurzem Aufatmen treffen wir uns in der Hotellobby und finden
schießlich ein Restaurant, wo sie uns lehren, wie man einen
Hot-Pot isst. Ein Hot-Pot ist eine Gemüsebrühe, die auf
einem im Tisch eingelassenen Herd vor sich hinbrodelt. Dazu bestellt
man rohes gefrorenes Fleisch wie Hammel und/oder Rind, Gemüse
und Kräuter wie Kelps, Salat, Pilze und Koriander, frische
Nudeln, wenn man will, Fisch- und/oder Fischbällchen, die man
alle miteinander, je nach Lust, etwa 5 Minuten in der Brühe
sieden lässt. Dann nimmt man die Teile heraus und tunkt sie,
wieder je nach Lust, in eine scharfe oder Peanutsoße. Der
Gaumen spielt vollkommen verrückt, wenn man ihm zwischen den
Sudteilen gezuckerte Mandarinenscheiben und warme Bällchen aus
Kürbispüree mit Feigenkonfit offeriert. Sind die
Geschmacksnerven saturiert, gleitet als letzter Höhepunkt die
gesättigte Brühe durch die Kehle, ihren Duft und Dampf bis
in die hintersten Nasenwinkel verbreitend.
Welcome to China? - `mal sehen!
Kurznachrichten 30./31.
Oktober:
Der Guide der Iren ist wieder frei, Tom bekommt ganz
unkompliziert chin. Nummernschild und Führerschein, wir
frühstücken chinesisch, also "steamed buns and
deep-fried dough sticks, washed down with warm soybean milk",
auf einmal werden die Führer ausgetauscht: Tony "wird
krank", Liu, der Führer der Iren, wird unserer, die Iren
bekommen einen anderen, und am Abend des dritten Tages, nachdem wir
die Dinosaurier von Erenhot, moderne Skulpturen, die die
prähistorische Vergangenheit kolossal ins Bild setzen und
unseren Laster ganz klein erscheinen lassen, sind wir schon kurz vor
Datong, also "1000 k", wie Lui sagt, südlich von UB.
1. - 3. November:
Die Tempel am Yungang, die die Turk
sprechenden Tuoba im 5. Jh. in den Sandstein der Nordklippen des
Wuzhou-Berges meißelten, bestehen aus 53
Grotten
mit 51000 Statuen, Reliefs und Skulpturen, die von der höchsten
Buddhastatue mit 17 m bis zur kleinsten Bodhisattva, die wenige
Zentimeter misst, reichen. Schade, dass an den schönsten und
beeindruckendsten Tempel-Steinskulpturen in Gold, Blau und Orange das
Fotografieren nicht erlaubt ist. Der
Eingangsbereich zu den Grotten,
durch den der Besucher in den schönen Kulturtempel
hineinflaniert, ist ganz neu gemäß moderner ästhetischer
Gewohnheiten gestaltet und ist doch unverwechselbar chinesisch.
Der Schwebende Tempel
(Bild, Karte)
65 km vor Datong klebt an einer
Bergwand 50 m über der Erde und ist der letzte von ehemals 28
daoistischen Tempeln, die vor 1500 Jahren während der Wei
Dynastie gebaut wurden und sowohl Züge des Buddhismus als auch
Daoismus und Konfuzianismus tragen. Der Tempel liegt im Hengshan
Bergmassiv, dem höchsten von 5 heiligen Bergmassiven in China,
das sich 150 km von Ost nach West zieht. Seine höchste Erhebung
ist 2017 m. Schwindelerregend ist der Blick von oben. Und wenn man
die die Klosterbauten verbindenden engen Stiegen hinab- oder
hinaufgeht, achtet man sehr wohl auf seinen Tritt. Manch einen
überkommt vielleicht sogar eine gewisse Kurzatmigkeit ob der
Barrierenlosigkeit des Blickes hinab.
Im Innern der Tempel
überwältigt den Besucher ein Manierismus an Farbe, Form und
Gestalt, dass ihm Hören und Sehen vergeht.
Die Muta-Pagode
(Bild, Karte)
in Yingxian ist der älteste und höchste (67 m)
Holzturm der Welt. Zusammen mit dem Eiffelturm und dem Schiefen Turm
von Pisa ist er einer der 3 Turm-Weltwunder. Der Sakyamuni
im Innern
ist ebenso eine Attraktion wie der rote deutsche Laster auf dem
Parkplatz vor der Pagode.
Der Jinci, der Ahnentempel der
Familie Jin, umfasst circa 100 Hallen, Tempel und Pavillons und zählt
zu den schönsten Tempelkomplexen Chinas. Das Theater, die
Metallstatuen und schließlich die Halle der Heiligen Mutter
sind herausragende Architekturbeispiele der Song-Zeit. Im Haupttempel
besonders, aber auch an allen anderen Gebäuden des inneren
Komplexes beeindrucken uns am meisten die Drachen-Holzskulpturen, die
auf den Firsten thronen, die gewellte mit glasierter Keramik
verzierte Dachkonstruktion künstlerisch verlängern und sich
unnachahmlich an den tragenden Säulen speiend
hinaufwinden.
Schaut euch das an: Klick!
4./5./6. November:
Zwischen Taiyuan und Luoyang gelegen, gilt Pingyao
(Bild, Karte)
mit seinen 72 in die Begrenzungsmauern eingelassenen Wachtürmen als die besterhaltene
Altstadt in Nordchina.
Mit seinen Steinstraßen, die nachts von
roten Laternen und Lettern, die zu den schwarzen Häusersilhouetten
in schönem Kontrast stehen, erleuchtet werden, mit seinen zum
Himmel offenen Innenhöfen, aber auch mit seinem Alltag von
Eselskarren, Fahrrädern und Buns und eingelegte Eier
frühstückenden Menschen und zuguterletzt wegen seiner
Geschichte als bedeutsamer Ort, wo das Bankenwesen seinen Ursprung
nahm und die ersten Schecks ausgestellt wurden, um den Geldverkehr
für den Silberhandel zu erleichtern, ist es gleichermaßen
sehenswert für Chinesen wie für Fremde. Heute "blüht"
die Stadt vornehmlich nicht wegen ihrer Geschichtsträchtigkeit,
sondern hat sich zum Touristenmagneten entwickelt, dies mit allen
Geiseln eines solchen, nämlich endlosen Essmeilen, unzähligen
Pensionen, Menschentrauben, Nepp und überteuertem Nippes. Wir
kommen gegen Abend in Pingyao an, übernachten in einem
traditionell möblierten Altstadt-Holzhaus mit Innenhof und
erleben die Stadt rot illuminiert und stark bevölkert.
Morgens zeigt die Stadt ein anderes Gesicht: Es ist nasskalt und garstig, die
Fassaden sind stumpf, die Shops noch geschlossen, nur wenige Menschen
eilen frierend durch die Gassen. Als gebildeter Europäer fühlt
man sich an das Dickens`sche England des 19. Jahrhunderts erinnert.
Wegen alldem bleiben wir nur einen halben Tag.
Bai Ma Si
ist ein sehr lebendiges buddhistisches Kloster. Die in Gelb und Rot
gewandeten Mönche haben keine Berührungsängste mit
Besuchern und Gläubigen. Wir finden sie einfach nur ästhetisch
im Ensemble von Mensch und Mauer in Rotbraun, Braun, Gelb und Grün
(Bild, Karte).
Mit der buddhistischen Religion wissen wir genauso wenig anzufangen
wie mit der christlichen, sind aber offen für jede
Lebensphilosophie, wenn sie denn hilft, Leben und Sterben zu
meistern.
Die Longmen-Grotten liegen am Yi-Fluss, der sich an
diesem Sonntag wie wild gebährdet: Er wellt und gischtet im
eisigen Nordwest-Sturmwind, der der äußeren und inneren
Mongolei schwere Schneefälle (bis zu 80 cm) und gefrierende
Kälte beschert. Dank unserem Lui, der eigentlich Liu heißt,
die "Northern Provinces because of the cold" hasst und
deshalb auf zügiges Fortkommen gedrängt hat, sind wir `raus
aus dem Wetter-Ausnahmezustand, obwohl die Temperaturen weit entfernt
sind von warm.
Die Longmen-Tempel sind, wie Lui/Liu zusammenfasst, im
Vergleich zu den nomadischen Sandsteinbildnissen von Datong
elaborierte Han-Kunst, heißt physiognomisch absolut fein in der
Zeichnung und in härteren, haltbaren Stein
gemeißelt.
80% der Skulpturen sind jedoch von Europäern enthauptet, entkörpert
und für europäische Museen geraubt oder von den Roten
Garden der Kulturrevolution gänzlich zerstört worden. Wir
genießen die Gottheiten, göttlichen Diener und
Bediensteten und den Kulturtourismus, der manchmal an die
Menschenmassen an der Großen Mauer nahe Beijing erinnert
(Bild, Karte).
Das Shaolin-Kloster südöstlich von Luoyang ist in der Welt
bekannt durch Kungfu-Filme, die dort gedreht wurden. Wir werden
Zeugen dieses untrennbaren Miteinanders von exerzierter Meditation
und Wu Shu (Kampfkunst) in einer öffentlichen Performance. Das
Auge sieht z.B. Folgendes: Glasscheibe, dahinter Luftballon; der
Fighter wirft mit der Präzision eines Geschosses einen Pfeil
Richtung Ballon; PENG, Ballon kaputt, Scheibe intakt, Fighter
unbeeindruckt. Alles ganz unmagische Präzisionsarbeit, höchste
Kampfkunst also, die Disziplin und Beherrschung von Körper und
Geist als Grundlage hat. Natürlich sind die
Kung-Fu-Fighters,
die in den umliegenden Schulen zu solchen ausgebildet werden, Zentrum
unseren Interesses, doch strahlt das Kloster mit seinen bunt
glasierten Keramikdächern, herbstlich gefärbten
Gingkobäumen
(Bild, Karte)
und selbstbewusste in Grau betuchten Kämpfern
asketische Lebensweise aus. Wir sind sehr angetan.
Heute, am 6. November, haben wir nach 2.000 km durch Nordchina Hebei, die
erste südchinesische Provinz mit südeuropäischen
Temperaturen und südeuropäischer Vegetation, erreicht und
nach 20.000 km den zweiten Ölwechsel und eine Laster- und
Motorwäsche machen lassen, die die zentimeterdicken
Staub-Fettbollen an den Achsen mit Hochdruck hinweggefegt haben. Hier
in Hebei gibt es Palmen, Orangen, Avocados und Salatfelder. Alle Welt
ist draußen, isst, trinkt und lebt in der warmen Herbstsonne.
Und unser Lui/Liu ist ein einziges Juwel, mit dem wir reisen wie
chinesische Kaiser mit Gefolgsmann, der es auch genießt, wann
immer wir stehen, inmitten von chinesischem Getümmel zu sein.
Manchmal verursachen wir, nur weil wir einen ATM brauchen, einen
Menschenauflauf. Bis zu 30 Menschen mit offenen Mündern, die an
der Karosserie herumklopfen und Liu "Löcher in den Bauch
fragen", versammeln wir um uns.
Jetzt bekommt ihr erst
einmal den Guide unserer "self-driving tour" zu
SEHEN.
Es wird euch wundern, dass Liu, obwohl er immerzu isst, so fragil von
Gestalt, 28 Jahre alt ist und Weib und Kind ("my lily")
hat. Wie überallhin begleitet er uns auch hinauf zum Golden
Summit von Wudang Shan und wieder hinab, nie müde werdend, uns
mit plastischen Geschichten über Historie, Philosophie,
Religionen, traditionelle Essgewohnheitenin, sprachliche
Besonderheiten etc. des Landes bekannt zu machen. Wir genießen
seine jugendlich-frische Gesellschaft, er anscheinend die weise
Gelassenheit zweier in die Jahre gekommener Menschen. Wir sind
überglücklich, ihn bei uns zu haben.
7. November : WUDANG SHAN
(Bild, Karte)
, heiliger Berg der Daoisten, UNESCO World Heritage
Sight, Ursprung des Taichi, Naturgarten für alle möglichen
medizinischen Mixturen aus Kräutern und Pilzen, Scenic Spot
wegen seiner mit subtropischer Vegetation bewachsenen
Buckelberge.
Der Spaß kostet uns beide 660 Yuan, also 70 €.
Eingeschlossen sind in diesen Preis Eintritt, Shuttle Bus und Cable
Car. Natürlich kennen wir Wudang Shan, lange bevor wir es
erleben, aus dem wunderbaren Film "Tiger and Dragon", von
einem Chinesen gedreht, den wir hier nicht recherchieren können,
weil die Google-Suchmaschine nicht durchgeht. Ihr solltet euch den
Film an diesem vielleicht grauen Wochenende einfach "`reinziehen",
dann könnt ihr ermessen, an welchem atmosphärischen Ort wir
uns befinden. Von der Seilbahn, die uns auf 1600 m hinauf an die
Pforte der Forbidden City bringt, geht es steile Treppenfluchten, die
von Liebesschlössern und Ketten gesäumt sind, hinauf zum
Goldenen Tempel, wo Zhenwu, Ming-Herrscher und daoistische Gottheit,
in einem tonnenschweren Goldpalast wohnt. Wie sich der
daoistische Patriarch
die ideale daoistische Familie vorstellt, zeigt eine
Miniaturzeichnung
an einer der Außenwände. Die Aussicht
von oben, an diesem Tag in grauen Schattierungen, ist fast
künstlerische Landschaftsgestaltung. Wir lassen es uns nicht
nehmen, zweieinhalb Stunden die "1000 Stufen" durch die
"Erste und Zweite Himmelstür" bis zum
Chaotian Temple
und weiter bis zum Bus Shuttle (immer wieder hinauf- und)
hinabzusteigen, ohne Sedan Chairs, also Sänften in Anspruch zu
nehmen. Doch stoßen wir im Gegensatz zu Liu, der die Stufen
hinabspringt wie ein Reh, ob des unnatürlichen Bewegungsablaufs
des Stufen-Hinabgehens an unsere physikalischen Grenzen. Nach 8
Stunden Kalorienverlust für Körper und Geist finden beide
Nahrung in einer Fluss-Shrimps-Grünzeug- und einer
Räucherspeck-Wildpilzpfanne, natürlich serviert mit Reis.
Die Suppe aus frischen Tomaten mit Ei und Koriander, natürlich
"spicy" wie die Sichuan-Küche, ist notwendiger
Begleiter, wie Lui sagt.
Zum Schluss noch eine von Lius
Geschichten: Irgendeine mythische, zeitlose männliche Gestalt
hatte einen Magen, an dem er feststellen konnte, wann ihm etwas
guttat oder schadete. Ersteres äußerte sich in einem
glasklaren Mageninneren, letzteres in einem undurchsichtig-schwarzen.
Eines Tages nach einem "schwarzen" Mahl ruhte er in einem
Baum-Arm aus und schlief mit offenem Mund ein. Ein Blatt von jenem
Baum fiel in seinen Mund, und er begann unwillkürlich, es zu
kauen. Da wurde sein Magen auf einmal transparent, seine Haut
straffte sich und durchblutete - der Anfang der daoistischen
Kräutermedizin.
8./9. November:
Von Wudang Richtung Wushan nehmen wir die Nationalstraße über
die Berge, die uns mit einem "Indian Summer" bis Muyu
(Bild, Karte)
überraschen. Weitere 200 k südlich liegt der Shennongjia
National Park, der bereits subtropische Züge trägt, denn es
gedeien Tabak, Gemüse, Orangen und hochwertiger Tee - dem
feuchten Nebel geschuldet, der die Qualität der Ernte maßgeblich
beeinflusst, aber natürlich nicht nur, denn Teeblätter
allerhöchster Qualität können laut Liu nur von der
unschuldig-reinen Hand einer Jungfrau geerntet werden. Von wem sonst!
Die Plantagen sind terrassenförmig
angelegt und atmen einen Hauch von Südostasien, doch auf eleganten
Zementstelzen
tiptoet der Fortschritt in Gestalt eines Expressways daher mit
beeindruckenden Brückenschlägen über Täler
hinweg, ganz gemäß dem Ami-Slogan, dass im Warenverkehr
Zeit Geld ist.
Das alte Wushan hat man im Zuge des
Three-Gorges-Staudamm-Stromprojekts, das großen Nutzen für
die Bevölkerung gebracht hat, geflutet. Das neue Wushan
(Bild, Karte)
hat man
175 m über dem Stauwasserspiegel den Berg hinaufgezogen. Genial.
Die neue rot glänzende Dragon Gate Bridge markiert unübersehbar
den Eingang zu den "Lesser! Three Gorges", die man
auf dem Daning River viereinhalb Stunden erkunden kann. Wunderbar, am
Sonntag die Bootstour mit etwa 50 unglaublich aufgekratzten Mittelschicht-Chinesen
zu machen. Wir stehen Modell - ungelogen,
hundert Mal: chinesische mit deutscher Frau, chinesische Frau mit
deutscher Frau und deutschem Mann, chinesische Frau mit deutschem
Mann, und immer in inniger Umarmung verwoben.
Der Daning ist
grasgrün
und in Ufernähe subtropisch, ansonsten steile Wände, mal
blanker Stein bis in den Himmel, mal sanft bewachsen.
Zwischendrin gibt es einen direkt in den Fels gehauenen Fußweg mit einer
hängenden Ballustrade.
Vom Boot aus höchst ästhetisch.
Für die Daningschlucht werden wir in Dschunken verfrachtet, und
dann startet das Animationsprogramm, das die Chinesen offenbar
unsäglich genießen. Da wir nichts verstehen, müssen
wir nicht partizipieren, sonst wären wir richtige
Spielverderber. Aber so, ganz blank von Verstehen, lieben sie uns,
die wir alle gleichermaßen mit
roten Schwimmwesten aufgeplustert
im Holzboot sitzen. Rot
ist "naturgemäß"
die Lieblingsfarbe der Chinesen, was auf Flagge und
Vergangenheit zurückzuführen ist.
10./11. November
Am Yangzi
entlang fahren wir bis zum Ming Liang Palace. Am Eingang
finden wir dieses aus dem Chinesischen ins Englische übertragene
Hinweisschild: Bild
Baidicheng , so der chinesische Name, ist eine
Schlossanlage, mit der sich der weltliche Herrscher eine adäquate
Behausung schaffen und die er mit Bonsais und Bougainvilleas
landschaftsgärtnerisch edelst gestalten ließ. Der Palast
thront auf einer Insel
(Karte)
hoch über dem Yangzi mit Blick auf die
Qu Tang Schlucht, die nur 100 Meter breit und auf dem 10-Yuan-Geldschein
abgebildet ist.
400 km weiter liegt Chongqing, eine
30(!)-Millionen-Metropole, die wir auf der Ringroad nur touchieren,
doch die Hochhäuser mit meist 40 Stockwerken, wie
Streichholzschachteln nebeneinander aufgestellt, dokumentieren, dass
nur noch in der Luft Wohnraum für die vielen Menschen geschaffen
werden kann.
Chengdu, unser nächstes Ziel, hat 10.5 Millionen
Einwohner, genug der potentiellen Gaffer, die vom roten MB gar nicht
genug kriegen können. Deshalb wird er noch einmal
gewaschen, bis
er schließlich noch röter als rot ist, obwohl es solche
Farb-Komparative gar nicht gibt.
EIN TAG IN CHINA (Kostenbilanz):
Maut für 260 km | 37 € |
Diesel | 35 € |
Hotelzimmer unserer Preisklasse | 25 € |
Eintritte | 30 € (15 p.p.) |
Essen | 12 € (für 3 Personen) |
Reiseagentur (inclusive Führer) | 165 € |
macht ohne Extras | 300 €, also 150 € p.p. |
Ihr könnt leicht nachvollziehen, was uns die 34 Tage in China kosten. Aber kein
einziger Yuan reut uns.
SELBST FAHREN IN CHINA:
Wenn man fließt, gleitet, sich LANGSAM in den Verkehr hineinwindet, was
mit einem Laster nicht so schwer fällt, und wenn der Driver im
Gewusel von Fußgängern, Fahrrädern, Motorrädern
und Autos die Ruhe bewahrt, funktioniert die Ying-und-Yang-Regel im
Verkehr ganz gut.
ÜBERNACHTEN IM LASTER
Natürlich dürften wir im Auto schlafen, wenn wir
wollten, aber ausschließlich auf Hotel- oder öffentlichen
Parkplätzen, was nicht gerade erbaulich ist, zumal man 24
Stunden von an den Laster klopfenden, neugierigen Menschentrauben
umgeben ist, die sich lautstark unterhalten und Kontakt suchen. Und
da es in den Nordprovinzen saukalt war, haben wir uns entschlossen,
dort und bis dato in Hotels zu übernachten.
Sie kosten durchschnittlich 25 €, wenn sie für Touristen zugelassen sind. Zudem haben wir mit dem Hotelzimmer Internetzugang, was bei dem
dichten Programm Voraussetzung dafür ist, dass sich das Erlebte
nicht auf ein Tausendstel reduziert. Schließlich: Wo mit den
Exkrementen hin. Wir finden, dass das Nomadenleben nicht nach China
gehört, und haben es vorläufig ausgesetzt.
Der MENSCHEN sind viele, und sie haben keine Scheu vor Fremden, was Glück
und Pech zugleich ist, denn einerseits "funkt´s"
zwischen ihnen und uns nach nicht einmal einer halben Minute,
andererseits bleiben wir mit unserer Diva in Rot auch nur 30 Sekunden
unentdeckt. Die Chinesen sind einfach verrückt nach dem
deutschen "Technikdenkmal" in ihrer Nationalfarbe. So
haben wir nicht die geringste Möglichkeit, uns zu verstecken.
Und zudem sind die Chinesen sooo freundlich, aufgeschlossen und
vorurteilslos. Kein einziger Rassist ist uns bisher über den Weg
gelaufen. Und dass sie stolz sind auf die Errungenschaften ihres
Landes sei ihnen von Herzen gestattet.
Alles in allem: ein entspanntes Reiseland ohne jegliches Sicherheitsrisiko.
12./13. November: Dazu-Grotten (Ende 12. - Mitte 13. Jahrhundert, Karte),
Baoding Shan, Treasure Peak:
Sie stellen sich als echtes Highlight
heraus, denn sie liegen in einem subtropischen Naturpark, sind in die
Steilwände, die der Fluss gegraben hat, eingehauen und sind
Zeugnis höchster Bildhauerkunst mit großer Aussagekraft.
Zentrales Architekturkunstwerk ist der 31 Meter lange und 5 Meter
hohe, blauhaarige, liegende Buddha,
der ins Nirwana eingeht und mit
dem Felsen eins wird. Die Künstler, die die 10.000(!)
Steinskulpturen um ihn herum schufen, fühlten sich sowohl der
buddhistischen Philosophie als auch den ethischen Prinzipien des
Konfuzianismus wie den daoistischen Lebensgrundsätzen
verpflichtet, was sie in den Three Saints
als Vertreter der drei Geistesrichtungen zum Ausdruck brachten.
Was die Dazu-Grotten
in der Linie der chinesischen Grotten-Kunst zu einer Besonderheit
macht, sind:
- die Säkulierung von Religion und Philosophie,
- die Kolorierung der Steinskulpturen,
- die Texte, die in die Kunstwerke eingefügt sind,
- die Gruppenreliefs in Blaugrün
und Naturstein
- und vor allem die Darstellung täglichen sozialen Lebens.
So setzen die Skulpturen die Botschaft ins
Bild, dass das göttliche Gesetz uneingeschränkt gilt und
dass die Menschen fromm und gehorsam sein sollten (also nichts Neues
unter der Sonne), sonst ... bei z.B. inzestuösen Handlungen, die
auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen seien, müssten
sie mit Bestrafung rechnen, konkret einen mit scharfen Messern
gespickten Berg besteigen, in einem Kessel mit heißem Öl
sieden, in ewigem Eis erfrieren oder die Kniegelenke durchtrennt
bekommen. Doch nicht nur dem Sünder wird gedroht, auch tägliche
Lebenssituationen wie das Gebären und Stillen eines Babys, das
Flötenspiel eines Mädchens, eine Hühner fütternde
Frau, Fischer, Studenten, Wissenschaftler, Herrscher und natürlich
die über aller Realität thronenden
Gottheiten
sind im Stein verewigt.
Wir sind entzückt ob der Götter- und
Menschenportraits und der gelungenen Harmonie von Kunst und Natur.
Apostel oder Sünder? Keine Alternative für uns
Altachtundsechziger. Wir sind eher Reisende auf dem Weg nach
Südostasien als ins göttliche Nichts.
14./15. November: Chengdu abends:
einmal Dinner mit Herrn Dong, einmal Garküche bei Liu
und Ellen. Und: Eine weitere Transkription vom Chinesischen ins
Deutsche mag die Philologen unter euch amüsieren:
Klick!
Gefunden haben wir das Warnschild im Park von Dujiangyan, den man kunstvoll um
ein uraltes Bewässerungssystem
angelegt hat. Die bis heute
funktionsfähige und sinnreiche Anlage stammt aus dem 3. Jh. v.
Chr. und sollte die Gewalt des reißenden Min-Flusses zähmen,
indem man den Fluss in einen "inneren und äußeren"
Arm teilte. Ersterer, der tiefer lag, versorgte die Kanäle, die
die Felder durchzogen, letzterer nahm alle Wasser auf, die nicht
gebraucht wurden, heißt, bei Niedrigwasser fließt das
gesamte Wasser in die Felder, bei Hochwasser die überschüssige
Menge zurück in den Fluss. "The dam without dam", wie
Liu sagt, garantiert so eine gleichmäßige Bewässerung
und damit einen gleichmäßigen Ernteertrag aus den Feldern.
Man verbeugt sich vor einer solch kongenialen Ingenieurleistung.
Panda-Reservat (Karte):
Es liegt in einem subtropischen Bambuswald,
der die Heimat von derzeit 80 Bären ist, die sich vornehmlich
vegetarisch, nämlich von Bambus und zugefütterten Äpfeln
ernähren. Die Station ist gut besucht, denn die Bären sind
richtig süß, so süß, dass man umgerechnet 200 €
bezahlt, um sich mit einem Bär in inniger Umarmung ablichten zu
lassen. Wieviel es kostet, einem der Bären seinen Namen zu geben
und ihn, wann immer man will, zu knuddeln, weiß Liu nicht zu
sagen, aber der Geldbetrag übersteige alle Vorstellungen. Ja,
sie sind weich und kuschelig, die
schwarz-weißen
und
rostbraunen Pandas. Wir finden sie auch niedlich, wie sie auf den
Ästen jonglieren, Bambus kauen oder sich gar menschlich halb
aufrecht gebärden, doch sind sie immer noch Viecher für
uns, nicht Geschäftsidee und nicht Darstellungsmittel für
das Ego. Egal, wenn auf diese Weise die "endangered spezies"
Pandabär
vor Ausrottung bewahrt wird, ist`s recht.
Grand Buddha in Leshan: Zum Schutz der Flussschiffer wurde vor 1200 Jahren
aus einem Sandsteinfelsen am Ufer des Minjiang
der größte Buddha der Welt
(Bild,
Karte)
gehauen. Er ist 71 m hoch, 10 m breit, hat 7 m lange
Ohren, einen 14.7 m hohen Kopf, 28 m breite Schultern und 8.5 m lange
Zehen. Man kann ihn mit dem Boot erreichen oder zu Fuß,
letzteres, indem man hinaufsteigt zu seinem Kopf, dann hinab zu
seinen Füßen, wo sich neben Langnasen und Han-Chinesen
auch Mönche und Minoritäten auf ihre Bitten Gehör
versprechen. Neben sowohl der Vogel- als auch der Lilliputperspekive
auf den Buddha ist es wieder einmal der Charme der feucht-moosigen
Gartenanlage, die den Besucher gefangennimmt und die kein Europäer
ersinnen kann. Als wir dem Ausgang zustreben, finden wir auf der
Toilette folgende Notiz: " You can enjoy the fresh air after
having finished civilized urinating".
16. - 18. November: Und nach dem Han-China das ganz andere der Minoritäten:
Die Straße durch BIMO-Gebiet (500 km) führt von Emei über
Ebian durch den Meigu-Distrikt nach Meigu-Stadt, weiter nach Zhaojue
und bis zur Provinzhauptstadt Xichang, einer prosperierenden Stadt am
Qionghai-See, wo es keine richtigen Bimo mehr gibt, sondern nur noch
ethnischen Mischmasch. Die Piste bis Zhaojue macht den mongolischen
Pisten Konkurrenz, denn Tom muss zum ersten Mal für 30 Kilometer
Allrad zuschalten, und wir sehen zweieinhalb Tage kein Hotel,
übernachten wieder im Laster auf der Dorfstraße und kommen
an kein Internet, weil die Gegend von allen Segnungen der
Zivilisation abgeschnitten ist.
Doch entschädigt die Landschaft
für die Reisemühsal. Zunächst subtropisch, also
flussdurchzogen
mit Reisterrassen und Maisfeldern, deren Strohhüte
dem Schwein später Liegestatt bieten, geht es stramm bergauf auf
3 Pässe bis zu 3200 m bis nach Meigu
(Bild,
Karte), wo das ethnische Herz der
Minorität schlägt. Dort finden sie sich ein, die Frauen,
mit ihren schwarzen Schweinen, mit Hühnern und Schafen, also dem
Lebendvieh fürs Neujahrsfest, spektakulär im Outfit,
lebensgestaltend und dominant,
schwatzend, rauchend, verhandelnd, den
Nachwuchs eng an den Mutterleib gebunden - matriarchalisch halt. Im
Verlauf der Reise erleben wir das Bergvolk sehr zwiespältig als
rückständig und einzigartig gleichermaßen, denn sie
sitzen wie ehemals in der Morgen- und Mittagssonne im Straßenstaub,
im November abends in dicken blauen, beigenen oder schwarzen
Filzmänteln um eine offene Feuerstelle am Straßenrand und
sind passionierte Fleischesser.
In einem Minoritäten-Restaurant in Zhaojue
können wir nur Halbe-Kilo-Portionen Fleisch ordern,
dies in "Brocken" geschnitten, ohne grünes Beiwerk,
was unserem Han-Guide, der Fleischstreifchen mit viel Gemüse
bevorzugt, wie wir es auch vom Chinesen in Europa kennen, den Ekel
auf das Gesicht zeichnet. Wir dagegen genießen den Hammel mit
pelzigen Magenteilen und kunstvoll geflochtenem Gedärm, weil wir
es von Niovi kennen. Das Service ist aus Holz, kunstvoll in den
Minoritätsfarben "Schwarz-Rot-Gold" bemalt
(Bild,
Karte).
Mit
Minoritätenband und -emblem in den gleichen Farben verziert sind
die Steinhäuser,
die der chinesische Staat mit 2500 € each
subventioniert hat - unfassbar für unseren Freelancer im
Guide-Business, der gar nichts hat, weil er, bar jedes
Privateigentums, für seine profitable Ausbeutung durch wen auch
immer freigesetzt ist. Mit und in unserer Gesellschaft wird er auch
nicht zufriedener mit seiner armseligen Existenz.
19./20. November, Lugu-Lake : an der Sichuan/Yunnan-Grenze auf 2700 m Höhe gelegen,
Minoritätengebiet der
Yi und
Mosuo
(Karte)
Unseren dritten Herbst erleben wir hier nach dem ersten im Russischen Altai und dem zweiten
in der Zentralmongolei. "Wenn Engel reisen, lacht der Himmel":
Ja, als Ungläubige und Ungehorsame bedanken wir uns herzlich
beim Wettergott ganz, ganz weit im Äther, der uns ausgesuchte
Blicke am See und in den wetlands gewährt.
Schaut, seit der Mongolei haben wir solch ein Naturschauspiel nicht mehr gesehen.
Der Astvorhang vor den Booten,
die Bootsstriche und das
Ovoo, das ihr ja
schon aus der Mongolei kennt (oder nicht? dann habt ihr nicht
aufgepasst!) vor den Bergen, das kommunistisch-rote Boot,
die chinesische Rio-de-Janeiro-Kulisse: "an unforgetable
Minority-New-Year`s-Eve" wie Liu kommentiert.
Auf dem Spaziergang am See
entlang entdecken wir einen Mosu-Bootsbauer, der ein solches
Boot aus
5 Baumstämmen im wahrsten Wortsinn manuell herausschält.
Der Holzduft der rosaroten Holzspäne schmeichelt dem
menschlichen Riechorgan.
Als wir ein Mosu-Family-Restaurant
passieren, meldet sich erneut die Nase. Sie erschnüffelt
Grillfleisch, und schon hat das Auge es erspäht. Es ist ein auf
einen Dreispitz platt aufgegabeltes Huhn,
dessen Außenhaut
schon kross ist. 100 Yuan, also 10€ soll das ganze Tier kosten.
Man rupfe es einfach auseinander, tunke die Fetzen in die
Gewürzschale und lasse es sich einfach schmecken, rät die
Wirtin. Gesagt, getan. Bis zuletzt versucht unser Han, das Fleisch
mit den Chopsticks aus dem Knochengerippe herauszupicken. Wie auch
bei den Bimo wird das Fleisch beilagenfrei aufgezehrt. Es muss ein
glückliches Huhn gewesen sein, dass uns so glücklich macht.
Die 2 l grünen Tee aus der schwarz-verrußten Kanne ziehen wir
mittlerweile ganz chinesisch mit spitzem Mündchen ein; das
3-jährige Chinesenkind stellt uns jedoch mit seiner
Nudel-Esstechnik weit in den Schatten.
Auch in den Wetlands treffen wir auf Mosu-Mädchen
(#1, #2),
die Wasserlilien, Austernpilze und Sticks mit Winzigshrimps aus dem Fluss,
Klein- und Kleinstfische mit frischen Maispfannkuchen als Snacks anbieten.
Wir essen sie mit Stumpf und Stiel auf.
21./22. November
Bei Abfahrt Morgenstimmung am Lugu-Lake.
Tagesziel: Lijiang. Hinauf zum
Pass, hinab zum Fluss,
wieder hinauf nach Lijiang auf 2500 m Höhe.
Unser Liu, im Jahr der Maus geboren, findet mit Leichtigkeit ein
Altstadthotel mit Veranda, wo wir die folgenden 2 Abende den hoch
verdienten Rotwein über den Dächern und dem Touristenrummel
genießen. Das Duschwasser ist jedoch nur "eco-warm",
also "green", was uns zu gar nichts motiviert. Liu
erschnüffelt mit seiner Maus-Nase am zweiten Abend auch eine
Garküche, in der wir kross gebratene Schweinespeckscheiben mit
crispigem Pfefferminzgemüse, ein Jasminblütenomelett,
Waterlilies, diesmal gedünstet, und Bohnenkeimlinge mit
Schweineschwarten essen.
Die Stadt platzt aus allen Nähten.
Man spricht von jährlich 5 Millionen Touristen, die dort
einfallen. Ja, von morgens 11 bis 1h nachts wogt ein Touristenstrom
durch die Holzhausfassaden der Stadt
(Bild,
Karte),
fließt träge an den
mit Trauerweiden gesäumten Kanälen entlang und kommt an den
beiden Mühlrädern zum Stehen; und hoch über der Stadt
thront der Jade-Dragon-Mountain
mit seinem mächtigen Gipfeln bis
zu 5500 m Höhe. Zwei Attraktionen hat die Stadt: den
Black-Dragon-Pool-Park mit "Rialto-Brücke",
wo man sich ein "vorsichtiges Ertrinken" der Besucher wünscht,
und den Wanggu-Lou-Pagoden-Aussichtsturm, von dem aus man über
das Meer der grauen hölzernen Drachendächer der Alt- und
die weißen Betonbauten der Neustadt schaut.
Lijiang ist
das Zentrum der Naxi-Minorität, die eher kleinwüchsig ist.
Männer wie Frauen tragen gern Maomützen in Grau oder Blau,
viele Frauen bestickten Kopfschmuck und Arbeitsschürzen. Ganz
eigen ist der Volksgruppe die Dongba-Schrift, die ausschließlich
aus Piktogrammen besteht, die überall an den Häuserwänden
zu finden sind. Die Dongba waren die Schamanen der Naxi, die die
Schriftzeichen
bewahrten und ihnen ihren Namen gaben. So ist die
Stadt ein einziges ethnologisches Museum, eine
Folkloreversilberungsmaschine, die tagein, tagaus, 24 Sunden täglich
läuft.
Morgen ist mit Dali eine andere Minorität,
die Bai, angesagt, und wir fallen weiter hinab in den "ewigen
Frühling".
23./24. November
First things first: Heute waren es nachmittags 29.2° im Koffer, in UB
nachts -31°.
Dali (= Marmor) mit seinem Wahrzeichen, den 3 Pagoden
(Bild,
Karte),
ist das Minoritätszentrum der Bai (= weiß),
die sich durch ihre spezielle Architektur abheben. Die wohlhabenden
Bai wohnen in mächtigen quadratischen
Patrizierhäusern,
in deren 3 Schenkeln sich die zweistöckigen Wohnbereiche befinden,
während der 4. Schenkel nur prächtige Eingangsfassade ist.
Holzschnitzereien dominieren den Wohnbereich, Malereien, Skulpturen
und Marmorgemälde die Eingangswand
innen
wie außen
- alles vorwiegend in Schwarz und Weiß, den Farben des Marmors aus den
örtlichen Steinbrüchen. Oft findet man in den Skulpturen
die Krähe als Symbol, weil sie ihre Erzeuger im Alter versorgt -
für die Bai ein Vorbild für ihre eigenen Vorstellungen von
einer intakten Familie. Meist ist jedoch der Kranich
dargestellt, weil er als Glücksbringer gilt. Der schwarz-weiße Marmor
wird auch als Intarsie in Möbelstücke eingelassen, die
diese zentnerschwer macht. In Blöcken unregelmäßig
angeordnet, bildet der Marmor Stadtsteinwälder und ist
Sehenswürdigkeit für jeden, der Marmor nur als
unbearbeitete Materie kennt. Der zum Himmel offene Innenhof des
Bai-Hauses schließlich ist wahre Gartenkunst, die im genialen
"Pflanzenstrich" die lässige Künstlerhand
offenbart.
Der nahegelegene Erhai-See versorgt die Stadt mit
allerlei Seefrüchten: Seeschlangen, Muscheln,
Fröschen,
Schnecken, kleinen Hummern, einem krausen Seebakterium und Fisch in
allen Wachstumsphasen (winzig, klein, mittel, groß).
Spezialität sind duftende Rosenblätter im Omelett, die es
rot sprenkeln.
Am Samstag ist Marathonlauf, den die Bai
folkloristisch-unauffällig untermalen.
Zum Schluss: Dali
ist die erste Stadt, in der wir westlicher Kultur begegnen, einmal in
Gestalt einer Handvoll französischer Touristen, zum anderen in
einer Vielzahl von westlichen Kaffeehäusern mit hausgemachtem
Kuchen und Kaffee aller Art. Ja, die asiatischen Hippies sind in die
Jahre gekommen.
25. November: DER STEINWALD VON SHILIN
(Bild,
Karte)
- EIN MILLIARDEN-GESCHÄFT MIT DER LIZENZ
ZUR GELDVERMEHRUNG
Eintritt: 175 Yuan p. p., Shuttle Bus: 25 Yuan
p. p. = 25€ p. p.
In einem Bus sitzen 20 Personen, macht 500€ pro Bus.
Hundert Busse sind in der Low Season täglich
im Einsatz, ergibt 50.000€.
Jeder Bus macht am Tag etwa 100
Fahrten: 500.000€.
365 Tage hat das Jahr, heißt 200 Millionen €
bei einer Low-Season-Rechnung.
Doch stehen etwa 500
Busse bereit, die in der High Season pausenlos abfertigen ...
WELCH EIN KAPITALWACHSTUM - wir sind nicht wenig beeindruckt.
Bei einem solch gigantischen kapitalistischen Projekt sind die
Kalkablagerungen eines ursprünglichen Meeresbodens, der sich
hob, und die Erosionen durch Wind und Regen, die zu den gezackten bis
zu 30 m hohen Muschelkalksäulen führten, eher marginal,
wenn auch die Spiegelungen im Sword-Peak-Pond und der Lichteinfall in
irgendwelchen Wasserhöhlen als Fotomotive richtig geil sind. Vor
und innerhalb der Anlage sitzen die armen "Sani-Hampele",
deren lokale Produkte nur Krumen von der Hochzeitstorte abwerfen,
während sich der zu Geld gekommene Chinese leicht die
Sani-Kostümierung und das Foto in eben solcher im Stone Forest
leisten kann. Der Minor Stone Forest ist gelungenes Arrangement von
grünen Wiesenflächen, Steinsäulen und subtropischer
Gartenanlage.
Naja, unsere Begeisterung ob der horrenden
Ausgaben ist eher gebremst.
26. November
Memo vom Hotel: "The side of the road not trouble of parking parked it to the company parking lot. You go we have someone to take you to the park. Thank you."
Alles klar? Klar, aber heut' nix Text. Guckst du da:
Findst du Fuxian Lake
(Karte),
Paradies für Fischer,
Brautleut' und
Investoren
27. November: Der Konfuzius-Tempel
und das Anwesen der Zhu-Familie in Jianshui
Für den einen ist Konfuzius Philosoph, für den anderen
Religionsstifter. Jedenfalls hat der Tempel in Jianshui
(Bild,
Karte)
fast 750 Jahre als Schule gedient. Nun gibt es an diesem Ort nur noch die
Marmorbildnisse des Lehrers mit seinen Schülern
und einen Park, dessen Mitte der Konfuzius-See bildet, der Sinnbild der Tiefe und
Weite seines Eindringens in den Weltsinn sein soll.
Das Anwesen der Familie Zhu, die einmal durch Metall- und Opiumhandel
reich und dann Opfer der 1911er Revolution geworden ist, ist nun
Eigentum der Provinz Yunnan. Als "traditional Qing-style Inn"
hat es 42 Innenhöfe,
um die 214 Zimmer unterschiedlicher Größe
gruppiert sind. Die Zimmer kosten von 60 - 100 €. Wie überall
auf der Welt waren und sind die Reichen Ästheten - wie wunder,
wo sie jeden Geschmack kaufen können. Wie wohl müssen sie
sich in einer Umgebung von Gold, Rosa und Blau
gefühlt haben -
mitten in der Stadt und doch ganz fern von ihr?
So, und jetzt, nach einem Monat härtester Schreibdisziplin bin ich
des Peitschen-Schlagens auf meine Kraft und Motivation etwas müde.
Was das bedeutet, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich nicht
viel. Auch "mein Driver" hat harte Zeiten hinter sich.
Es grüßen euch ein wenig ausgepowert und verrotzt
TV (auf den letzten 600 km vor einem hoffentlich längeren Chillout in Laos)
28. - 30. November
Jeans-Jacke ade, Stiefel weg, Strümpfe
aus - Luft, Luft, Luft an Haut und Glieder. Nicht im "Land, wo
die Zitronen blühen", sind wir wie anno dazumal der
Frankfurter Geheimrat Goethe, sondern da, wo es Papaya, Bananen,
Gummibäume, die wie ein Saustall stinken, Baumfarne (gedünstete
Farnkrautschnecken mit Knoblauch schmecken köstlich!), Bambus
kräftig wie Männerarme und Teeplantagen gibt. Die ersten
Triebe nach Blüte und Schnitt, der jetzt gerade im Gange ist,
machen den "first flush" aus, aber keiner von euch
Kaffeetrinkern schätzt ja diese wertvolle handgepflückte
Ernte.
Chinesische Tropen: Wenn ihr`s
Weihnachten warm, exotisch und abenteuerlich haben wollt, Süd-Yunnan
wartet mit allem auf, was ein Travellerherz erfreut: mit Urwald,
einer Vielzahl von Minoritäten, off-road-Strecken und vor allem
den Reisterrassen
(#1,
#2),
von Yuanyang
(Bild,
Karte).
Ja, der Weg zu letzteren, dann an der
vietnamesischen Grenze entlang bis Luchuen
(Karte),
schließlich nahe der laotischen Grenze hinab bis nach Mengla
(Karte),
ist so gar nicht easy-going, eher "bumpy"
mit Landslides und Flussdurchfahrten - 600 k, also 4 Tagesreisen
entfernt von der Grenze zu Laos. Wir wussten nicht, dass China neben
den höchsten Bergen der Welt und den weitesten Wüstenflächen
auch tropische Gebiete ohne deren Geisel
Malaria hat, dies nur deshalb, wie Liu räsoniert, weil
der chinesische Staat so mächtig ist (Joke!).
Yuanyangs Altstadt heißt Xinjie,
liegt hoch in den von Nebel eingehüllten Bergen und ist von den
Hani besiedelt, die von ihrer Abstammung her als
"frog-eyed Tibetans"
gelten. Der Menschenschlag ist freudlos und
fremdenfeindlich, obwohl sie vom "Fremdenverkehr"
profitieren. Ihre Reisterrassen, die sie seit Jahrzehnten im Red
River Valley (der Fluss fließt durch Nordvietnam und mündet
in den Golf von Tonkin) die Hügel hinauf anlegen und die die
dortige Topographie nachhaltig prägen, sind einmalig in der
Welt. Nur dort und nur im Winter, wenn die Terrassen unter Wasser
stehen, das Licht über die adobenen Begrenzungslinien hüpft
und die Pools bläulich, weißlich, grünlich, rötlich
und lehmig färbt, kann man diese von Menschenhand geschaffene
Kulturlandschaft in ihrer ganzen Schönheit sehen. Es ist ein so
spezielles Augenerlebnis, dass man kaum davon ablassen kann, das
Schauspiel hundertfach abzulichten. Natürlich ist das nicht
umsonst, und so bezahlt man zu zweit 20€ Eintritt ins open-air
Natur- und Volkskundemuseum, letzteres in Gestalt des Hanidorfes
Qingkou, das in das touristische Projekt "Yuanyang Hani Terraced Fields"
als "Schau-Platz" eingebunden ist. Doch wie an
keinem einzigen Ort in China ist man dort mit dreister Bettelei von
Alt und Jung konfrontiert: Eine Mutter mit Kind präsentiert sich
zunächst freundlich als Fotoobjekt,
wird aber radikal, als kein
Geld fließt. Forsches Handaufhalten und Zeigen auf den
"Hosensack" sind anscheinend erfolgreiche Gebärden des
Zugriffs auf zusätzliche Yuan. Störend auch die emsigen
Arbeiten an den neuen Häusern mit Flachdächern aus Beton,
die im Nachhinein folkloristisch mit "mushroom-roofs",
einer Konstruktion aus Holz,
Bambus und Reisstroh,
als Fakes ausgestattet werden.
Ein einheimischer Poet beschreibt die
Terrassen, die uns zeitlos verweilen lassen und unvergessen bleiben
werden, als "ditches meandering the mountains and resembling
achat-belts. And layer upon layer of the terraced paddies look like
heavenly ladders climbing straight into the sky."
Wir sind gänzlich und uneingeschränkt mit ihm einer Meinung.
Heute, am 30. November, hat unser Guide
festgestellt, dass seine Ausreisedokumente auf VIER Fahrzeuge und
ACHT Reisende ausgestellt sind. Mal sehen, wie das Ausreiseabenteuer
am 1. Dezember ausgeht.
1. Dezember
... , und in 2 Stunden haben wir beide Grenzen passiert. Die Laoten stellen für
60€ zwei Visa on Arrival aus, wir schließen bei der
Allianz Lao eine Kfz-Haftpflichtversicherung ab, ziehen an einem ATM
zwei Millionen(!) KIP, entsprechend 200€, und dann rollen wir
mit unserem vom chinesischen Urwald lehmroten Laster die Grenzstraße
hinab bis zu einer Art Karaokebar. Es ist 12 h, also 11 laotischer
Zeit, und wirklich, alles ist anders: zeitverschwenderische
Langsamkeit statt emsiger Geschäftigkeit, kaltes Bier statt Tee,
laute Musik statt Reisnudelsuppengeschlürf, üppig-tropische
Vegetation statt Gartenarchitektur und Plantagen, Flipflops statt
festen Schuhwerks, Tisch und Stuhl statt niedrigen Holztischen und
Hockern.
Bis Muang Sing
(Karte)
am Rand des Goldenen Dreiecks, wo Laos an
Myanmar und Thailand grenzt, verschlägt`s uns, wo wir nach 6
Wochen, davon 34 Tagen absolvierten beinharten Reiseprogramms bis zum
6. Dezember in einem einfachen Holz- und Rattanbungalow mit Veranda
inmitten eines Tropengartens mit buntem Pflanzengewächs,
Bohnen-Bäumen, Schmetterlingen, Orchideen und fremdartigen
Blütenrispen im Urwaldschlamm und -sumpf faktisch und mental
versinken, um ein wenig die Luft herauszulassen, die Winterkleidung
für den Rest der Reise endgültig zu verbannen, die
Laosreise durchzuplanen und die unmittelbare Umgebung kennenzulernen.
Eine Übernachtung dort kostet inclusive Frühstück 12
€, das Abendessen für 2 Personen mit 2 Bier noch einmal 12
€, macht 24 € Ausgaben, also 12 € p.p. am Tag.
Wir werden doch nicht mit prall gefülltem Säckel
heimkehren!
Der Tribal Market in Muang Sing, auf dem die
Bergvölker im Umkreis von 70 km ihre spärlichen Erträge
verkaufen, ist legendär, denn es werden neben all dem Getier,
das ihr schon kennt, auch Bisamratten und liebliche Erdhörnchen
verkauft, dazu Baumpilze und Moose (Bilder:
#1,
#2,
#3). Selbst bei Nieselregen und
dichtem Nebel kommen sie in ihrer Stammeskleidung, wilde Gestalten,
die man nicht zu fotografieren wagt.
Natürlich kann man von
unserer Urwaldunterkunft Besuche bei den Khmu buchen, aber haben wir
der ethnologischen Studien nun genug. Dennoch treibt es uns auf die
Akha-Road, eine 70 km lange dead-end Dschungelpiste von Muang Sing
nach Xieng Kok
(Bild, Karte)
am Mekong, der die Grenze zu Myanmar bildet.
Entlang
dem Nam Ma, der in den Mekong entwässert, ziehen sich die auf
Stelzen stehenden Langhäuser der Akha-Völker-Siedlungen.
Während sich die Frauen wie ehemals öffentlich an den
Brunnen waschen und die Kinder nackig im roten Lehm spielen, müssen
sich viele neuerdings in den Bananenplantagen verdingen, die die
Chinesen in großem Stil betreiben. Überbleibsel der regen
chinesischen Geschäftstätigkeit sind Tonnen von
Plastikmüll. Die überdimensionale auberginene Bananenblüte
wir nämlich frühzeitig gespritzt und in 2 Plastiksäcke
eingepackt, einen blauen und einen weißen, in die die Früchte
hineinwachsen. Momentan ist Erntezeit, und so warten die von den
Laoten schwer beladenen Lkws mit chinesischen Kennzeichen auf zügige
Abwicklung des Warentransportes. Land-grabbing nennt der Westen diese
in der kapitalistischen Welt übliche Handelspraxis.
Muang Sing und Xieng Kok, Anfangs- und Endpunkt der Akha Road, zogen vor
der kommunistischen Machtübernahme, weil bis dahin Opiumkonsum
legal war und und das Rauschmittel äußerst preiswert
gehandelt wurde, Scharen von Junkies und Schmugglern an. Das Gold der
Dreiländerregion mit Namen Golden Triangle war also kein
glänzendes Metall, sondern Schlafmohn, aus dem Opium, der
Rohstoff für Heroin und andere Opiate, gewonnen wurde. Etwa 350
USD zahlen Händler für 1 kg Rohopium, aus dem 100 g Heroin
gewonnen werden, die 10.000 USD wert sind. Wieweit heute noch
Schlafmohn angebaut und Opium geraucht wird, entzieht sich unserer
Kenntnis.
9. Dezember 2012
Heute gibt`s kein Anschauungsmaterial. Wir versuchen uns einmal in schmuckloser
Katheter-Unterweisungstradition:
Der ME KONG ( = Mutter Fluss):
Ab Juni, wenn der lange Regen einsetzt, wird der Mekong zum
reißenden Strom, der Reisfelder, Gemüseplantagen und oft
ganze Dörfer verschlingt. Doch danach hinterlässt er den
Bauern fruchtbares Land. Es ist die Erde vom Dach der Welt, die der
Mekong mit sich führt. Sie ist weit gereist, denn die Wasser des
Flusses entspringen im ewigen Schnee auf der tibetischen Hochebene.
Das Geheimnis um seinen Ursprung hat Asiens drittgrößter
Strom Jahrhunderte bewahren können. Erst 1994 führten
Satellitenbilder französische Forscher an den gesuchten Ort 5000
Meter über dem Meer. 4800 Kilometer legt der Mekong vom Dach der
Welt bis ins Südchinesische Meer zurück. In seinem
achtarmigen Delta, das Vietnam gehört, werden Erde und Wasser
eins.
Heute leben 60 Millionen Menschen an den Ufern des Mekong und
dessen Nebenflüssen. Seine Fluten sorgen für Nahrung, für
Urwälder mit einer unübertrefflichen Artenvielfalt in Flora
und Fauna und schließlich und vor allem für Strom. So ist
die Verehrung des Flusses grenzenlos wie sein Lauf. Sechs Länder
berührt der Mekong auf seiner Reise: China, Myanmar und Laos
(zwischen denen er recht lange Grenzfluss ist ebenso wie zwischen
Laos und) Thailand, Kambodscha sowie Vietnam. An den Wasserfällen
von Khone an der Grenze zu Kambodscha rauscht die Flut dann
dramatisch zu Tal (Fotos gibt`s, wenn wir dort waren). Und wenn im
Juni der Südwestmonsun gewaltige Wassermengen aus dem Indischen
Ozean herbeiträgt und die Schneeschmelze aus Tibet den Mekong in
Phnom Penh erreicht, fließt sein größter Nebenarm,
der Tonle Sap, rückwärts, denn dann kehren die
Mekong-Fluten seinen Lauf um, überschwemmen das Land
flussaufwärts, bis sich das Bett des Flusses bis zu 15 km Breite
ausdehnt, weshalb ihn die Bewohner "Meer" nennen. Sie
akzeptieren diese Laune der Natur und wohnen auf Hausbooten, bauen
ihre Hütten, Krankenhäuser, Schulen und Kirchen auf
Pfählen. Dafür leben sie bis in den Oktober in einem
riesigen gut gefülten Fischbecken.
Doch China hat bereits drei
Staudämme am Oberlauf des Flusses in der Provinz Yunnan gebaut,
mit deren Hilfe Strom durch Wasserkraft erzeugt wird, zwei weitere
sind im Bau, drei in Planung. Auch Kambodscha möchte "mehrere"
Dämme bauen, Laos sogar neun, um die "Batterie
Südostasiens" zu werden. Der Fluss würde sich, wenn
alle Pläne Wirklichkeit werden, unwiderruflich verändern,
zu einer Aneinanderreihung von Stauseen werden. Diese gefährdeten
die weltweit produktivste Binnenfischerei, indem sie die
Fließgeschwindigkeit des Flusses verringerten, sodass viele
Fischarten nicht mehr zu ihren Laichgründen gelangen, was ein
Rückgang des Süßwasserfischfangs von 2 Millionen
Tonnen auf 750.000 bedeutete. Zudem ist das Niedrigwasser eine
Bedrohung für die globale Reisversorgung, weil das Salzwasser
weit ins Delta vordringt und sich in der Erde ablagert, was die
Reispflanzen gar nicht mögen. Bis zu 30 Kilometer ist das Meer
bereits ins Land vorgedrungen und hat vielen Menschen die
Existenzgrundlage geraubt.
Die Entscheidung über die Zukunft
des Mekong sollte vor einem Jahr fallen. Ob und wie sie ausgefallen
ist, wissen wir nicht.
Amerikanische Hinterlassenschaften aus
dem VIETNAMKRIEG in Laos und Kambodscha
Laos kann sich rühmen,
das Land zu sein, auf das in der Geschichte der Menschheit die
meisten Bomben gefallen sind. Über 3 Millionen Tonnen
Sprengkörper haben die Amerikaner während des
Vietnamkrieges auf Laos herabregnen lassen, schätzungsweise 30%
der Bomben, die US-Flugzeuge zwischen 1967 und 1973 über Laos
abwarfen, sind nicht explodiert. So liegen noch 5 - 10 Millionen
Blindgänger und Landminen allein in kambodschanischer Erde
verstreut, weshalb man lieber nicht die ausgetretenen Wege in beiden
Ländern verlässt, denn es könnte einem die Beine
kosten, oder man könnte durch Splitterbomben im originären
Wortsinn das Gesicht verlieren wie Zehntausende von Laoten und
Kambodschaner. Die flächendeckende Räumung der
Kriegsrelikte ist den Amerikanern natürlich zu kostspielig. So
überlassen sie bis heute die Entdeckung der lebensgefährlichen
Kriegssaat den zufälligen Opfern, die im Weltgeschehen sowieso
keine Rolle spielen.
Danke über den Teich, dass wir mit unseren
Lastern deshalb nur an Tankstellen oder öffentlichen Parkplätzen
übernachten können.
Über die Hälfte
der in Laos und Kambodscha vorkommenden SCHLANGEN sind giftig.
Besonders gefürchtet sind der Gebänderte Krait,
eine Land-Natter mit äußerst wirksamem Gift, und die
Königskobra. Da Menschen häufig von Schlangen gebissen
werden, werden sie eingefangen, in Schlangengruben gehalten und zur
Gewinnung von Antiserum in "Snakehouses" gemolken. Das
heißt: Ein Glasplättchen wird unter die Giftzähne
geschoben, worauf die Schlange das hellgelbe Gift absondert, das
Pferden zur Serumsgewinnung wiederum eingeimpft wird. Wenn sich im
Blut der Pferde genügend Antikörper gebildet haben, wird
das Serum extrahiert und in die ländlichen Provinzen versandt,
wo Schlangenbisse extrem häufig sind. Diesem Tatbestand
geschuldet sind die Gummistiefel der Feldarbeiter und das Urinieren
am Rande der Teerstraße, wenn wir oder Kleinbusse unterwegs
Pinkelpause machen. Eine Begegnung mit einer solchen Natter hatten
wir schon am sechsten Tag bei einem Fotostopp, allerdings nur visuell
und vom Führerhaus aus.
7. - 10. Dezember: Oudomxai und Luang Prabang / Sabai dii (laotisch: Guten Tag / Hallo)
In Oudomxai übernachten wir im Dansavan Hotel,
einer heruntergekommenen ehemaligen Luxusherberge für Machthaber und
VIPs. Das Zimmer ist riesengroß und mit edelsten dunklen
Tropenhölzern möbliert. Man meint gerade, man sei Mr
Livingston. Schon die Eingangshalle
versetzte einen in Ehrfurcht,
hätte man denn Respekt vor Macht und Geld. Da uns der fehlt,
verbringen wir eine höchst luxuriöse Nacht für 15€.
Auf dem dortigen Stupa über der Stadt
(Bild, Karte)
treffen wir abends 3 buddhistische Novizen, die Ihr Englisch ausprobieren wollen.
Sie sind so schön orange vor dem goldglänzenden Tempel.
KONVERSATIONEN:
- Want Flens flies?
- He?
- Flee WLAN, yes.
- Okay. Password?
- Natana.
- He? Can you write it down?
(Lächeln und Kopfnicken, doch nichts geschieht. Dann
unsererseits Schreibgeste mit der Hand. Daraufhin:)
- Yes. (Schreibt: 999999999).
Also "i" = "a", alles klar. Auf Englisch: "nine times nine".
- Take a sauel?
Kommt ihr zurecht?
Luang Prabang ist das
religiöse und kulturelle Zentrum von Laos, ein Museum ohne
Mauern mit 42 Tempeln, der ehemaligen Königsresidenz und dem
Tempelberg Phou Si mit seinem goldig liegenden Buddha.
Bei den Tempeln beschränken wir uns auf 3: den Wat May, den Wat
Chom Kong und den Wat Xieng Thong.
Der Wat May mit seinem
fünffach übereinander gestaffelten, fast bis zum Boden
schwingenden Satteldach
ist ein Paradebeispiel nordlaotischer
Sakralarchitektur. Fotos im Innenraum sind verboten wie auch in der
Königsresidenz, doch gibt es hier im Unterschied zu dort keine
allgegenwärtige Exekutive, und so finden die einzigartigen
Buddhastatuen
(Bild #1,
Bild #2)
den Weg in unseren Fotoapparat und weitergehend zu euch
nach Haus`.
Der Luang-Prabang-Stil zeichnet sich dadurch aus,
dass sich an Türen, Säulen und Mauern innen wie außen
kunstvolle Goldreliefs auf schwarzem
(wie im Wat Xieng Thong) oder
rotem Grund (wie im Wat Chom Kong) finden. Dadurch wirken die Tempel
äußerst elegant und prächtig.
Morgens und abends
sitzen wir natürlich ausgiebig unter dem Dach von Tropenbäumen
in Terrassenrestaurants hoch über dem Mekong. Ihr macht euch
keinen Begriff, wie sehr die Leichtigkeit des Seins in uns eindringt.
Bilder wie eine laotische Marktfrau in tropischem Blätterwerk
und Mönche, sich mit Bambusstangen im Mekong staksig
fortbewegend, überfluten 3 Tage unseren Kopf.
(Bild, Karte)
11. - 15. Dezember: Vang Vieng und Vientiane
Landeshauptstadt Vang Vieng und seine Attraktionen: die Karstberge,
die schwankende Hängebrücke
über den Nam Song
(Bild, Karte),
die 3 Dutzend Tropfsteinhöhlen
Wie von alters her leben die Bauernfamilien in ihren
Holzhütten,
bestellen die Felder und tragen die spärlichen Erträge in
Körben am Stirnband ins Dorf
(Bild, Karte).
Vientiane ist nicht
"unsere" Stadt, denn auf den Straßen laufen so viele
europäische Langnasen herum, wie wir in den ganzen 5 Monaten
nicht gesehen haben. Viele der alleinstehenden Männer nehmen
sich eine laotische Führerin, aus der anderntags eine
Bettgenossin geworden ist, wie man an vielerlei "handgreiflichen"
Gesten sieht. So dient uns die Stadt nur zum Fortkommen, denn wir
brauchen Double-Entry-Thailand-Visa und für die Einreise nach
Kambodscha anscheinend eine Bescheinigung der Deutschen Botschaft,
dass der Laster in D zugelassen ist. Über die Realität der
Einreise nach Kambodscha gibt es folgende Informationen: Manche
reisen mit dem eigenen Fahrzeug einfach ein, andere werden mitleidlos
abgewiesen, wieder andere halten einfach das Carnet hin. Werden wir
auch tun, zudem die Thailand-Visa vorzeigen und die Bestätigung
der Deutschen Botschaft, dass das Fahrzeug in D registriert ist.
Letztere haben wir für 20€ erworben - hoffentlich im
letzten Behördengang auf der Reise. Da wir also 4 Tage in
Vientiane gebunden sind, schauen wir uns natürlich die
städtischen Highlights an: den Patu Xay, eine Imitation des Arc
de Triomphe (das Bauwerk ist weniger interessant als die Menschen,
die es anzieht, nämlich
Indigene,
Muslime
und
buddhistische Mönche),
den That Dam, den Ho Pha Keo, den
Wat Si Saket
und das im Staatswappen abgebildete Nationalheiligtum, den
That Luang,
eine der bedeutendsten Pilgerstätten des Landes.
Auf den vielen Stadtgängen fällt uns die
geniale Elektrifizierung
auf und die Tatsache, dass wir ein wenig "tempelmüde"
sind. So gar keine Akzeptanz finden die Garküchen mit Dumplings,
den "schnellsten Raviolis der Welt" (Tom), weil sie fast
genauso schnell wieder draußen wie drin sind, was viele
Usbekistan-Urlauber leidvoll haben erfahren müssen, obwohl das
Faktum allseits bekannt ist, dass Dumplings Durchfall verursachen,
weil sie lang in Vitrinen zur Schau gestellt und dann nur
unzureichend erhitzt werden.
16. - 19. Dezember: Pakxan, Pak Kading,
Namthone, Konglor (Karte),
Thakhek,
Savannakhet (Karte)
Der Urwald um Konglor - Bilder zweier
menschlicher Zustände
Morgens dampfendes Nebeldickicht, darin
verwoben schwärzliche Lianenfäden und Stämme von
Urwaldriesen. Wenn die Sonne kommt, leises Tröpfeln überall:
Der Atem des Urwalds
fällt aus und wieder in die Erde zurück,
woraus er entwichen ist. Um 8 passieren die
Kinder der Primary School
das Gelände, stellen sich an den Zaun: " Sabai dii. What`s
your name?" Am Fluss bestellt eine junge Familie ihr fruchtbares
Schlammfeld. Das größere Kind pfuhlt im Uferlehm - Haar,
Körper und Kleidung schließlich adoben - das kleine leert
die Mutterbrust. Ein Fischer mit Frau
macht den Versuch, winzige
Flussfische mit einer Reuse einzufangen, nachdem er sie mit einem
mächtigen Bambusstab, aufs Wasser schlagend, dass es knallt, aus
dem Schlamm aufgescheucht hat. Der rote Urwaldstaub kleidet die
hell-lila Ackerwinde
unverwechselbar südostasiatisch. Dann
"flied eggs" auf der morschen
Holzterrasse nach einer
feuchtmuffligen Nacht auf einer Baumwollbollen-Matratze unter weißem
Moskitonetz, wir riechend nach und klebrig von No-Bite-Spray.
Budget-Paradise eben. Zudem haben wir zu oft und zu ausgiebig vom
Baum der Erkenntnis gegessen, weshalb Nacktheit nur peinlich wäre.
Und schließlich ist kein einziges Feigenblatt zu finden, um die
Scham zu bedecken.
Undurchdringliche Dunkelheit, ein
Luftzug durch Flügelschläge von Fledermäusen, die
Ohren ganz Ohr: Kieselsteinreibung durch Stromschnellen. Die beiden
Charons mit Headlamps auf dem long-tail-Holzboot bitten uns zweimal
ins Flusswasser - das Boot muss über die Steinklippen gezogen
werden. Dann wieder hinein in den Nachen, der bald im Fußraum
voll Wasser steht. Aha, deshalb der Stand vor dem Bootsabenteuer:
"Want rent flipflops? 5000 KIP." Weiter. Die
Kopflampenstrahlen tanzen wie Irrlichter auf und ab, nach rechts und
links, beleuchten einmal die
Tunnelrundung, ein andermal die
Sandbänke,
immer wieder die Biegungen, die der Fluss nimmt,
schließlich die ausgewaschenen Grotten. Frisch ist es auf dem
laotischen Styx, der sich 7,5 Kilometer durch den Karst schlängelt
und einzige Verbindung zwischen 2 Urwalddörfern ist. Die Fahrt
durch die Dunkelheit dauert etwa eine Dreiviertelstunde, endet aber
nicht im Hades. In Europa würde der Tunnel unverzüglch
geschlossen. Doch uns verschafft das Abenteuer existentielle
Erlebnisse: das des Alterns (unsere Augen machen die schnellen
Hell-Dunkel-Faxen nicht mehr so mit) und das absoluter Dunkelheit mit
sinnesverwirrenden Lichtirritationen und -reflexionen. Und da es
keinen anderen Weg zurück gibt, nach einer Pause die Repetition
des Ur-Erlebnisses. Wenn die Achilles-Sage wahr ist, sind wir nun
unverwundbar an Fuß und Hintern.
20./21. Dezember
Wat Phou (Bergtempel) war anscheinend der kultische Mittelpunkt des
Khmer-Imperiums, bevor die Hauptstadt weiter nach Süden, nach
Angkor verlegt wurde.
Die Anlage: Man erreicht 2 Wasserbecken mit
Lotosblumen, zwischen denen auf einem Damm eine von Lingas
(Phallussymbolen) gesäumte
Prozessionsstraße verläuft,
die an einer Art Esplanade endet. Zwei Bauwerke rechts und links der
bergauf führenden Steinstraße, das rechte aus porösem
Laterit, das linke aus Sandsteinquadern, besitzen gut erhaltene
Reliefs mit Darstellungen von Vishnu, Brahma
und Shiva. Die Gebäude sind eigentlich nicht zugänglich, weil sie gerade
restauriert
werden, doch gelangen wir ins
rechte hinein.
Über eine mit
knorrigen Frangipanibäumen bestandene Steiltreppe steigt man
dann zum Buddhatempel 90 Meter über der Basisterrasse hinauf.
Auf dem Weg begleitet den Besucher ein Teppich von Frangipaniblüten,
die einen solch betörenden Duft verströmen, dass einem der
Sinn vergeht. So stecke ich mir eine Blüte ins Haar, um den Duft
hinauf und hinab bei mir zu haben. Der "Buddha ohne Nase",
das Hauptheiligtum, ist umgeben von Sandsteinreliefs an Wänden
und Türstürzen, die Hindu-Götter und Hindu-Fabelwesen
wie Naga-Schlangen darstellen,
Zeichen der Umwandlung des Wat Phou
von einem Ort, an dem einst animistische Rituale vollzogen wurden, zu
einem hinduistischen, schließlich buddhistischen Tempel. Ganz
besonders ist das Trimurti-Relief, das die Dreieinigkeit von Vishnu,
Brahma und Shiva zeigt. Auf dem Foto seht ihr den schönen
Vishnu.
Natürlich gibt es auf jeder der 3 Terrassen
Verkäuferinnen,
die eingelegte Waldfrüchte, Wasser, Coca
Cola und Opfergaben wie Blumengebinde, Kerzen und Räucherstäbchen
verkaufen, also jeden Bedarf versilbern, sei er religiös,
kulturell oder existentiell motiviert.
Wat Phou liegt nahe
Champasak (Karte),
einem Örtchen am westlichen Ufer des Mekong,
der uns mit seinen Inseln
und Boldern weiter und
immer stärker gefangen hält.
22. - 26. Dezember:
Auf Done Khone,
eine der "Viertausend Inseln" im Mekong, 20
Kilometer vor der kambodschanischen Grenze, ziehen wir uns über
das lange Weihnachtswochenende zurück. Der Laster ist für 5
Tage am Anleger in Ban Nakasang
abgestellt, und nur mit "Täschchen"
bepackt, bringt uns das Boot hinüber in eine Südseeinselwelt
mit Holznachen, Kokospalmen, Stelzenbungalows und Cocktails, mit
Windgesäusel, Vogelgezwitscher, Hühnergegacker und
morgendlichem Hahnenschrei, mit exotischen Düften nach Ananas,
Papaya und Passionsfrucht, mit Sarongs, Chinesenhüten und
Flipflops, mit Blumen der ganzen Goethe`schen Farbpalette.
Bilder hier:
#1,
#2,
#3,
#4,
#5,
#6,
#7,
#8
Und während wir unseren Winterurlaub in Südostasien genießen,
sparen wir Flüge in der Hochsaison nach Vientiane (1400€),
nach Phnom Penh (1400€) und Bangkok (1400€), macht 4200€,
nur die Flugkosten. Kleiner Scherz beiseite.
Ein Konversationsschnipsel:
- Hast du noch KIP?
Der Gefragte holt seine Marlboro vor.
- Ne, ich mein` nicht Zigaretten, sondern Geld.
- Ach so. Wieviel brauchst du?
Und bevor das alte Jahr zu Ende geht, wünschen wir unseren zwei
alten Eltern für das neue EISERNE GESUNDHEIT und ein GLÜCKLICHES WIEDERSEHEN.
27./28./29. Dezember: Der Mekong-Wasserfall
Die, die unseren Blog aufmerksam lesen, wissen,
dass der Phapheng kurz vor der Grenze sein letztes donnerndes
Schauspiel in Laos gibt. Hier seht ihr ihn: Klick!
Dann ein wenig unsicher zur Grenze - wegen der fehlenden
Einfuhrgenehmigung unseres Fahrzeugs durch das General Department of
Customs and Excise in Phnom Penh, die wir an der kambodschanischen
Botschaft in Vientiane zu bekommen gescheitert sind und die
eigentlich notwendige Bedingung der Einreise nach Kambodscha ist. Die
Einreise-REALITÄT nach unseren Infos von Overlandern sieht aber
so aus, dass 6 Self-Drivers genau diese Grenze in den letzten 4
Wochen ohne das Dokument passiert haben. Also forsch voran.
Doch der verantwortliche kambodschanische Zöllner schickt uns,
nachdem wir in Laos ausgereist sind, wieder dorthin zurück, weil
er, wie er sagt, es leid ist, die Selbstfahrer, die sich an nichts
halten, einfach so durchzuwinken. Auch das Carnet de Passage, das die
Ausfuhr des Vehikels garantiert, sei für ihn wertlos, denn
Kambodscha sei in jenen Kontrakt nicht eingeschlossen, was ja stimmt.
Also alles wieder retour: Die Laoten stempeln wie 2007/2008 die Pakis
die Ausreise wieder aus, und enttäuscht und angepisst fahren wir
spätnachmittags die 160 km wieder zurück nach Pakxe,
die erste Möglichkeit, nach Thailand auszureisen, was uns anderntags
problemlos gelingt.
Neues Spiel, neues Glück, denken wir und
beantragen noch am Freitagabend die Genehmigung per Email, was aber
nicht von Erfolg gekrönt ist, denn noch in der Nacht erreicht
uns die wohl bekannte Info, dass man die Genehmigung postalisch
beantragen muss und dass sie dann auf gleichem Weg an eine feste
Adresse gesandt wird. Es steht also in den Sternen, ob wir auf dieser
Reise Kambodscha sehen werden, denn wir werden garantiert nicht 2
Wochen irgendwo auf das Dokument warten; dazu ist das Leben zu kurz.
Wahrscheinlich wird die Tatsache, an einen überkorrekten Zöllner
geraten zu sein, der sich mit geliehener staatlicher Macht so richtig
im Recht pfuhlt, unter "Reisepech" verbucht werden müssen,
dennoch bleibt tragisch, dass wir so frühzeitig gerade in dem
Land sind, das uns am wenigsten interessiert hat, mit Recht, wie wir
gerade feststellen, denn die heute gefahrenen 500 km bis Surin
verliefen fast ereignislos. Nur Khong Jiain
(morgens,
abends,
Karte),
20 km hinter der Grenze, am Zusammenfluss von
Mekong und Mun/Moon gelegen, also einen Steinwurf vom geliebten Laos
entfernt, hat uns mit seinem Silberglitzertempel und den
außergewöhnlichen schwarzen Holzstamm-Skulpturen
beeindruckt.
30. Dezember
Große Abbitte an Thailand. Nein, noch nicht, denn wir sind 20 km von der
Grenze zu Kambodscha entfernt. Nur deshalb erleben wir die
unvergleichliche Khmer-Architektur, die hoffentlich ihre Fortsetzung
in Angkor findet, wenn wir am letzten Tag im Jahr den Grenzübergang
nach Poipet, dies wieder OHNE das widerlich-notwendige Dokument
versuchen.
Doch erst einmal gibt`s nördlich von Surin ein Weberdorf mit Namen Tha Sawang
(Bild, Karte),
das in uralter Tradition handgewebte Seidenprodukte herstellt.
Die Seidenfäden sind so fein, dass sie
nur einen Hauch von Materie darstellen. Deshalb fertigt man nur für
die Frau, die allein einen solch Seidenspinnengewebe adaequat zu
tragen versteht. Folgerichtig gerät frau auch in Kaufrausch,
doch eher für die naturgefärbten Stofffedergewichte ohne
die typischen Khmerfarben und -motive.
Auf einem erloschenen Vulkankegel erhebt sich in einer weiten Ebene nahe der
kambodschanischen Grenze ein einzigartiges Khmer-Heiligtum: der
Phanom Rung. Der gepflasterte Weg zum höchsten Prang führt
über steile Treppen und Naga-Terrassen
zur
äußeren Galerie
in die innere, den eigentlichen Tempelbereich, in dem der
Haupttempel, der Prang steht. Am Jahresende sind alle unterwegs: die
Bergvölkerfamilien mit ihrer markanten Physiognomie und die
funky Neureichen, die sich mit ihrem Model-Nachwuchs zur Schau
stellen. Ein
Knirps
von 3 Jahren auf des Vaters Schulter ist sich
seiner Wichtigkeit bewusst und posiert gekonnt, als läge es ihm
im Blut. Die innere Galerie, die den Prang umgibt, ist aus
Steinwürfeln
gebaut, deren Patina changiert von Grün zu
Ocker bis Rostbraun - wunderbar. Und wieder passt der safrangelbe
Mönch
am besten in die ihn und das Kulturdenkmal gleichermaßen
veredelnde Umgebung.
Muang Tam
(Bild, Karte)
ist ebenfalls Shiva geweiht.
Die 100 x 100 m große Anlage spiegelt sich in 4 großen
Lotoswasserbecken wider, die eine still-bescheidene, nicht erhabene
Atmosphäre erzeugen, wie man sie im Phanom Rung spürt. Im
Vergleich zu Wat Phou in Laos sind die beiden Khmer-Tempelkomplexe in
Thailand professioneller restauriert. Wir wissen nicht, was uns mehr
anrührt.
Silvester 2012
Im Unterschied zum ersten Einreiseversuch sind wir OHNE
Temperaturmessung am Hals, OHNE Carnet, OHNE Einfuhrgenehmigung durch
Phnom Penh, OHNE Fahrzeugeinstempelung in den Pass, also OHNE jede
Bedingung in Kambodscha eingereist. Halt! Stimmt nicht ganz. Man hat
eine kleine "Gebühr" von 7 Dollar einbehalten, die an
Ort und Stelle gleich auf vier Hosensäcke verteilt wurde. Egal,
wir sind im Land und abends schon in Siem Reap, dem Einfallstor nicht
der Hunnen, sondern von Kulturtouristen aus aller Welt. Schön,
mit ihnen allen zusammen die berühmteste Stadt- und Tempelanlage
der Welt kennenzulernen, noch dazu in der höchsten Hochsaison
zwischen Weihnachten und Neujahr.
1. Januar 2013: Angkor Wat, Angkor Thom, Ta Prohm
Morgens mit dem Tuk-Tuk von Siem Reap
nach Angkor. Der Fahrer ist für 20 USD ganztägig gekauft,
weil die Anlage aufgrund ihrer Weitläufigkeit ohne Vehikel nicht
zu bewältigen ist. Der Eintritt mit "Besucherpass",
auf dem sogar ein Lichtbild prangt, kostet 20 USD pro Person.
Schließlich stehen wir vor DEM Sakralbauwerk der Welt,
ANGKOR WAT, Höhepunkt unserer Khmer-Kultur-Tour.
Zwei Dinge faszinieren uns besonders: die 1900 himmlischen Tänzerinnen,
deren verhaltenes Lächeln dem Tempel seinen Beinamen "Sourire
d`Angkor" eingebracht hat, und das
Lotosbassin zwischen Bibliothek und Tempelkomplex,
in dem sich die Besucher in bunten
Farbstreifen spiegeln
und das voller pinkfarbener Blüten
ist. Nachdem die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat,
schließen sich die Götterblumen, und aus ist`s mit der
Augenpracht. Doch die Apsaras an den Innen- und Außenwänden
lächeln weiter, keine wie die andere, obwohl alle gleichermaßen
mit Krone, filigraner Haartracht, reichem Schmuck und kunstvoll
gewundenem Hüfttuch dargestellt sind. Ganz ästhetisch ist
ihre Barbusigkeit, die so manchen motiviert, die schönen "Äpfel"
zu streicheln, was sie blank und glatt macht und ihnen einen fast
metallenen Glanz verleiht.
Wenn auch die 5 Tempeltürme in der
Stellung der Fünf eines Würfels auf der dritten und letzten
Terrasse, auf die von vier Seiten steile Treppen hinaufführen,
die kulturhistorische Attraktion sind, bleiben uns die
Himmelsnymphen, die Lotosblüten, die schönen
Tempeltänzerinnen am Fuß der dritten Terrasse und die
jungen kambodschanischen Männer mit Freundin, die uns nachlaufen
und uns immer wieder kontaktieren, in ewiger Erinnerung.
Naja, ein richtiger Lehrer ist und bleibt halt ein "Rattenfänger".
"Madam", fragt der eine so unendlich Interessante, "how
old are you? 62? I can`t believe. I am 26. Perfect. I want my
girlfriend to prepare (preserve?) her body like yours." Das
Kompliment von dem jungen Kerl ist inhaltlich fast nicht topbar, wenn
auch sprachlich defizitär.
Von oben in einem Ballon kurz vor
Sonnenuntergang wird das Gesamtkunstwerk des Khmer-Heiligtums als Teil
des Naturgartens um es herum erkennbar
(Bild,
Karte).
ANGKOR THOM: In die
Tempelanlage hinein führt eine Dammstraße mit Götterfiguren,
die eine riesige Naga in den Händen halten.
Innerhalb des Komplexes ist für uns sekundär, was den
Kulturhistoriker entzückt, nämlich Geschichte und Struktur
der Anlage, die jederzeit nachzulesen sind. Vielmehr sind uns die
Gesichter,
die die 20 m hohen Gopurams zieren, neu: entweder
komplett, oder nur Mund, nur Nase, nur Stirn. Wir verweilen ewig in
diesem Steingesichterpark.
PROHM ist Teil des Urwalds, d.h.,
seine Mauern
werden vom mächtigen Wurzelwerk
der Kapokbäume und Würgefeigen umschlungen, zerstören sie, aber halten sie
auch zusammen. Die Symbiose beider Gestaltungskräfte spült
Dollars in die kambodschanische Staatskasse.
2. - 4. Januar / Route: Tonle Sap,
Kampong Thom,
Phnom Penh,
Kep,
Kampot,
Ream
Tonle Sap: Wir fahren nach Chong Kneas. Schon vor dem Eingangsbereich der Bootslände für
die Floating Villages
(Bild #1,
#2,
#3)
fängt uns ein Fischer ab. Am offiziellen
Ticketschalter erwerben wir schließlich zwei Tickets für
40 USD. Dann führt man uns zu einem Boot, nur für uns zwei
mit Bootsführer und Guide. Eineinhalb Stunden soll das Abenteuer
dauern. Mit, vor und hinter uns Massen von Koreanern und Chinesen,
auch der Europäer hat`s nicht wenige.
Der Führer erklärt,
dass die schwimmenden Häuser
zur Regenzeit und von Taifunen weit
auf den Tonle Sap hinausgetrieben würden.
Die Fischer hier
lebten nur von ein bisschen Fischfang und den Touristen"-almosen"
für z.B. Schlangenvorführungen von Kindern. Und just in
diesem Moment kreuzt ein Boot mit einem solchen
Schlangenkind
unseren Weg, bereit, uns um ein paar Dollar zu erleichtern,
dann ein anderes,
das andockt, um Blumengewinde für den Seegott loszuwerden.
Weiter geht`s mit der Konditionierung: Die Kinder, die hier geboren
würden, stürben oft an Unterernährung und Malaria.
Viele seien Waisen, die in der Schwimmenden Schule erzogen und vom
Staat ernährt würden. Aha.
Nach einer halben Stunde Fahrt
landen wir an einem "Verkaufssteg" an, an dem man wieder
Gelegenheit hat, Dollar auszugeben, nachdem man
Krokodile gesehen
hat, die es tatsächlich noch an einigen Ecken in den Mangroven
geben soll. Dann bereitet man uns auf den großen Dollarzugriff
vor: Ob wir einen kleinen Obulus für die Waisenkinder geben
wollten? Dann müssten wir nämlich, bevor wir die
Waisenschule besuchten, zum Fruit-Market fahren und ein paar
Geschenke kaufen. Fotos wären dann kein Problem. Ein etwas
zögerliches "Ja" unsererseits. Im Fruit-Market der
erste weitestgehende Vorschlag für eine Spende, nachdem der
Guide Toms Kamera und Armbanduhr inspiziert hat: Ein Sack voll Reis
für nur 120 USD würde die Kinder einen Monat ernähren.
Im Angesicht der wohlernährten sorglosen Kinder in der Schule
gegenüber schwere Zweifel an der Glaubwürdigkeit unseres
"Menschenfreundes". Nein, 120 USD sei uns zu viel. Ja, man
könne auch einen halben Sack für 60 USD kaufen. Nein, auch
das sei zu viel Geld. Wir würden aber gern einen Satz Bücher
und ein paar Stifte für die Kinder kaufen. Das sei zu wenig. Die
Kinder benötigten dringender Reis. Nach kurzem Überschlagen,
wieviel Kilogramm Reis bei ähnlichem Touristenaufkommen täglich
zusammenkommen, wird uns klar, dass es um dreiste Abzocke geht. Wir
verweigern alles, worauf uns gesagt wird, dass dann auch kein Foto
drin sei. Machen wir von menschlichem Elend prinzipiell nicht.
Also zurück zur Lände, nicht ohne die Aufforderung des Guides,
dem Bootsführer einen anständigen Tip zu geben, und ihm
natürlich auch. Bedient von so viel unterstellter Einfältigkeit
gehen wir einfach.
Diesem Beispiel des Bedienens aus unserm Portemonnaie folgen täglich weitere
Versuche "of slaughtering the dollar-goose". Dass wir nicht
unter Verfolgungswahn leiden, belegt dieser Link:
Klick!
(Die roten Zeilen sind Einfügungen von uns, die wir zwischen den Zeilen gelesen haben!)
Kambodscha: Von Angkor bis an die Küste
Diese Reise führt Sie zu den kulturellen Höhepunkten und zu den
landschaftlichen Schönheiten des Landes. Die Stätten von
Angkor und Banteay Srei gehören zu den großartigsten
Sehenswürdigkeiten in Südostasien überhaupt und geben
Ihnen einen Einblick in die herausragende Hochkultur der Khmer.
Dementsprechend wird dieser Besichtigung reichlich Zeit eingeräumt.
Weiter geht es in die Hauptstadt Phnom Penh, der heutigen Herzkammer
des Landes. Weitestgehend unberührte Naturlandschaften begegnen
Ihnen dann im Ream Nationalpark, bevor Sie die Reise am Strand von
Kep ausklingen lassen können.
Routenvorschlag (F=Frühstück, M=Mittagessen, A=Abendessen)
Siem Reap – Phnom Penh – Ream Nationalpark – Kep – Phnom Penh
1. Tag: Ankunft in Siem Reap (-/-/-)
Nach der Ankunft in Siem Reap werden Sie von Ihrer Reiseleitung empfangen und
zum Hotel gefahren. Die kleine Stadt Siem Reap ist in den nächsten
Tagen Ihr Ausgangspunkt, um den weltberühmten Angkor-Park mit
mehr als 100 Tempeln aus dem 9. bis 13. Jh. zu erkunden. Übernachtung
in Siem Reap.
2. Tag: Siem Reap (F/M/-)
Nach dem Frühstück fahren Sie mit dem Tuk Tuk zur alten Stadt Angkor
Thom, der letzten Hauptstadt des großen Khmer-Reiches. Mittags
treffen Sie die Schüler von Sala Bai, einer Hotelfachschule, in
der Jugendliche aus sozial schwachen Familien unterrichtet werden.
Ein besonderes Mittagessen wird für Sie von den Schülern
zubereitet.
Natürlich erwartet man von Ihnen ein angemessenes Dankeschön für
diese Geste der Gastfreundschaft.
Am Nachmittag besichtigen Sie den Tempel Ta Phrom. Erleben Sie den
Sonnenuntergang vom Tempel Pre Rup, der wunderschön inmitten von
Reisfeldern gelegen ist, bevor Sie zum Hotel zurück fahren.
Übernachtung in Siem Reap.
3. Tag: Siem Reap (F/-/A)
Vormittags geht es zum prachtvollen Tempel Banteay Srei, der aus rotem Sandstein
erbaut wurde. Auf dem Rückweg Besuch in einem kleinen Dorf.
Natürlich sollten Sie auch dort Ihre Großzügigkeit durch Geschenke
zeigen.
Am Nachmittag steht nun der Höhepunkt Siem Reaps auf dem Programm: Angkor Wat.
Hoch hinaus geht es dann mit einem fest installiertem Helium Ballon,
der Ihnen aus 100m Höhe einen spektakulären Blick auf die
Gesamtanlage von Angkor Wat ermöglicht. Abendessen im Restaurant
„Viroths“. Übernachtung in Siem Reap.
4. Tag: Siem Reap - Phnom Penh (F/M/A)
Am frühen Morgen Transfer zum Flughafen, Flug nach Phnom Penh.
Besichtigungstour mit einer Rikschafahrt zu denwichtigsten
Sehenswürdigkeiten, die Phnom Penh zu bieten hat. Zum
Mittagessen fahren Sie zum Restaurant Romdeng, in dem ehemalige
Straßenkinder im des Gastgewerbes ausgebildet werden.
Natürlich freuen diese Kinder sich ganz besonders über eine finanzielle
Zuwendung Ihrerseits.
Weiter sehen Sie den Königspalast, die Silberpagode und das
Nationalmuseum. Am späten Nachmittag gehen Sie eine Bootsfahrt
auf dem Tonlé Sap. Zum Abendessen mit schmackhafter
Khmer-Küche. Übernachtung in Phnom Penh.
5. Tag: Phnom Penh - Kampot - Ream Nationalpark (F/-/A)
Abholung vom Hotel in Phnom Penh und Fahrt Richtung Küste. Unterwegs halten
Sie in Kampot, um die Stadt mit ihrer französischen
Kolonialarchitektur zu erkunden. Nach dem Mittagessen fahren Sie zum
Ream Nationalpark und starten mit einer Bootsfahrt durch den
Mangrovenwald und wandern ein kleines Stück durch den
Dschungelwald. Erleben Sie den Sonnenuntergang in nahezu unberührter
Natur. Abendessen und Übernachtung im Ream Nationalpark
(komfortables Zeltcamp).
6. Tag: Ream Nationalpark - Kep (F/-/-)
Lassen Sie sich von den sanften Klängen der Natur wecken und genießen
Sie dann das Frühstück im Camp. Nutzen Sie die Zeit
anschließend zur Entspannung oder zur Erkundung der Umgebung.
Entgelten Sie die Fürsorge um Ihre Person mit einem ordentlichen
Trinkgeld.
Am späten Vormittag fahren Sie dann weiter Richtung Kep (Fahrzeit ca. 2,5h).
Unterwegs besuchen Sie eine Pfefferplantage. Übernachtung in
Kep.
Am späten Vormittag fahren Sie dann weiter Richtung Kep (Fahrzeit ca. 2,5h).
7. Tag: Kep - Rabbit Island - Kep (F/M/-)
Nach dem Frühstück im Hotel starten Sie heute zu einer entspannten
Bootstour nach Rabbit Island direkt vor der Küste Keps. Die
kleine Insel bietet einen schönen, von Kokospalmen gesäumten
Strand und kommt einem tropischen Inselparadies sehr nahe. Bei einem
Picknick am Strand können Sie leckere Meeresfrüchte,
insbesondere Krabben mit Kampot-Pfeffer, kosten, wofür diese
Gegend berühmt ist. Übernachtung in Kep.
8. Tag: Kep (F/-/-)
Den heutigen Tag können Sie in Kep zur freien Verfügung nutzen.
Übernachtung in Kep.
9. Tag: Kep - Phnom Penh (F/-/-)
Der Vormittag steht Ihnen noch zur freien Verfügung, bis Sie gegen Mittag den
Rückweg nach Phnom Penh antreten. (Fahrzeit ca. 3,5-4h).
Phnom Penh: Wir suchen ein Hotel mit
großem Parkplatz, wo auch unser Gefährt unterkommt, denn
wir dürfen nicht auf der Straße parken, weil die Ränder
den Tuk-Tuks vorbehalten sind, und die stehen überall wie die
Touristen. So landen wir im Cambodiana, direkt am Zusammenfluss vom
Tonle-Sap-Fluss und Mekong. Wunderschön. Ich frage an der
Rezeption, was ein Zimmer kostet: "Room 308, riverview, 120 USD,
Mam". Ich will es sehen. Man hat einen Top-Panoramablick. Ich
bespreche mich mit Tom. Sauteuer, aber es gibt nur die Alternative,
abzureisen oder für zwei Nächte zu bleiben und Phnom Penh
zu sehen. Wir entscheiden uns für Letzteres und fahren auf das
Hotelgelände. Dort werden wir von einem zum anderen Stellplatz
dirigiert und, nachdem man sich über Funk verständigt hat,
schließlich aus dem mit Schlagbaum abgegrenzten Bereich
gewiesen: das Parken hier sei gebührenpflichtig.
Drinnen empöre
ich mich darüber. Der Manager schaltet sich ein. Ja Gott, was
erwarteten wir, wir seien ja nicht eingecheckt: "You pay first,
then get your luggage, then park the truck". "Sorry?"
Dieselbe Direktive nochmals. Ich fass` es nicht. Nicht einmal meine
Eltern hätten so mit mir reden dürfen: "You definitely
do not tell me what I have to do." Ich dennoch hinaus, Papiere
holen. Wieder zurück, erklärt die Rezeptionistin, es gebe
nur noch "room 409", weiter oben und viel panoramischer,
das für nur 10 Dollar mehr. Okay. Wieso eigentlich 409? Die
ungeraden Zimmer seien doch "cityview", wie ich bei der
Zimmerbesichtigung bemerkt hätte. Nein, nein, das sei nicht so.
2 x 130 plus 2% Tax für jede Nacht seien zu entrichten. Wie
bitte? Ja, ja, 2%, zusammen seien das 266 USD. Mittlerweile ist Tom
da. Der Manager weiter: "Together with the 100 USD deposit for
the restaurant, 50 per night, it`s 366 dollar". "What do
you mean, 100 for the restaurant?", fragt Tom ungläubig.
"Yes, you of course get it rebooked if you do not consume
anyhing."
Dann platzen wir beide gleichermaßen. Er
unterstelle seinen Gästen prinzipiell Zahlungsunfähigkeit,
und überhaupt behandele er sie wie Bittsteller. Dann verlassen
wir einfach das Hotel, wollen Phnom Penh gar nicht mehr sehen und
drängen nur noch hinaus aus der Stadt, dies zweieinhalb Stunden
bis in den Abend hinein. Um 20 h halten wir irgendwo Richtung Süden
an einer Rast-Stätte an, bekommen Reis mit Ente und fragen, ob
wir über Nacht stehen bleiben können. Ja. Gott sei Dank.
Kep: Ankunft am Meer mit Bilderbuchstrand, wenn auch der Golf
von Thailand mit dem kretischen Livikon nicht konkurrieren kann. Doch
ist der Crab-Market
eine "Sehenswürdigkeit", sowohl
was das Meeresgetier anbetrifft als auch die jungen Verkäuferinnen:
Die Krabben sind himmelblau oder safrangelb, die Mädchen mit
ihren Tropenhüten,
deren Schatten das Gesicht verbergen, bilden
eine einzige Traube von bunten Stoffkreationen. Eine der Frauen, die
ihre Körbe mit Krabben
ins Wasser zieht, fühlt sich vom
Fotografen erwischt. Mit ihrem Ringelpullover, der perfekt mit dem
Korbgeflecht harmoniert, macht sie eine außerordentlich gute
Figur.
Auf dem Markt kann man alles, was die Krabbenfänger an
Land bringen, also Garnelen, Tintenfisch und natürlich Krabben
kaufen und vor Ort gegrillt verspeisen. Die Krabben, die ihrer
Bestimmung nicht zugeführt werden können, werden in Körben
wieder ins Wasser gelassen, wo sie verbleiben, bis sie wie ihre
Vorgänger den feinen menschlichen Gaumen entzücken.
5. - 12. Januar
Eigentlich mit Kambodscha fertig, fertig mit dem
allgegenwärtigen Müll, fertig mit dem hinterindischen
Shitgestank, fertig mit der Abzockerei an den touristischen Hot Spots
rollen wir Richtung Grenze zu Thailand. Einen letzten Versuch der
Versöhnung machen wir in Ream, 25 km vor Sihanoukville, der
Badestadt am Golf von Thailand, schlimmer als Rimini in den 1950er
Jahren, und tatsächlich: Wir finden dort ein kleines Paradies
vor, natürlich nicht von Kambodschanern, sondern einem Italiener
und einer Kirgisin betrieben und dementsprechend gepflegt.
Hier (Bild,
Karte)
bleiben wir sieben Nächte - mit dem Meer und einem gelben
Sandstrand direkt vor dem Zimmer, einem Jetty draußen auf dem
Meer und Boardwalk dorthin, mit italienischen Pastas und Chardonnay
zum Dinner. Vor dem Frühstück rasch ins Meer, dann
Espressos, Spiegeleier mit Bacon oder selbst gemachten Yoghurt mit
Fruchtsalat oder Bananencrepes mit Honig. Morgens spült die Ebbe
gesprenkelte Seesterne
so groß wie Wagenräder an den
Strand, abends färbt die untergehende Sonne die Wasser und das
Jetty orangerot, die vorgelagerten Inseln tiefschwarz.
Der Gastgeber ist Italiener, so alt wie wir, hat 6 Jahre in Papua Neuguinea mit den
Ureinwohnern gelebt. "You fit in my place like a made-to-measure
suit", sagt er nach 24 Stunden Bekanntschaft. Ja, er ist
Visionär wie wir, in seiner Andersartigkeit ein wenig eckig und
daher, je älter er wird, häufiger einsam, wie er
feststellt. Er träumt von diesem Platz als Seniorenparadies für
"spezielle" Menschen aus allen Ländern, die
seelenverwandt sind und jede Sekunde ihres Lebens wie ihre letzte
genießen wollen. Und wie jeder von uns hofft er, im Alter nicht
bei vollem Verstand dem Abbau des Körpers und der Kraft zusehen
zu müssen. Der Tod wird mit zunehmendem Alter verstärkt zum
Tabu, wie ich beim Schreiben erstaunt bemerke.
Am Strand von Ream reihen sich einfache Straßenrestaurants, die ihren Gästen
neben Speisen und Getränken auch
Hängematten zur Verfügung
stellen, sodass der Mensch nach einem reichlichen Mahl direkt
schaukelnd entschlafen kann, eine schöne Gewohnheit, die keine
europäische Gastronomie je unterstützen würde. In
Sihanoukville wird diesem Menschenbedürfnis eher nicht
stattgegeben, gilt es doch, so viele Touristen wie möglich
abzufertigen. Weiße Traumstrände findet man nur an der
Independence und Sokhar Beach,
wobei das Independence-Resort seinen
Privatstrand exklusiv für seine zahlende Klientel reserviert.
Auf der Tuk-Tuk-Fahrt durch die Stadt, die sich im Ganzen als
heruntergewirtschaftet, vermüllt und stinkig präsentiert,
gefallen uns nur die Kinder
mit Franganiblüten, die wir auf dem Wat Leu treffen.
13. - 21. Januar 2013
Noch immer sind wir bei Marco und wollen gar nicht so richtig fort,
weil Ream, die Umgebung und das Guesthouse ein Traum sind, noch
tausendfach mehr, nachdem wir die "beschauliche" Otres
Beach in Sihanoukville gesehen haben. Bilder hier:
Klick!
Obwohl von Overlandern als Standplatz bis dato gepriesen, ist die Beach und ihr Umfeld
verkommen, dass es dem Menschen graust. Im "Ibiza", einem
von Spaniern geführten Restaurant, das nicht nur Caprese und
Carpaccio serviert, sondern sich auf den Service für die Ware
"Mensch" spezialisiert hat, werden wir Zeuge folgender
Dienstleistungen:
Neben der jungen kambodschanischen Begleitung
fürs Bett werden alternde und alte Männer von gleich drei
Khmerfrauen verwöhnt, indem diese die Männer in der
Öffentlichkeit "enthaaren", was konkret heißt,
dass sie mit Bindfäden überallhin gleiten, diese "zwirbeln"
und damit jedes noch so borstige Körperhaar erwischen, was so
angenehm zwickt, dass der schwabbelbäuchige Glatzkopf immer
wieder genüsslich das Gesicht verzieht ob der Schmerzpünktchen
hier, da, dort, oh Gott, jetzt hinten, vorn, weiter unten, oben, an
der Seite. Er wird quasi hin- und hergerissen vom Schmerz-Hopping,
bis er nur noch orgastisch zuckt und sein Körper wie ein
Kinderpopo glänzt.
Dann sind da die tätowierten Loddel,
deren Mädchen im Bikini auf Kundschaft warten. Eines von ihnen
erregt meine Aufmerksamkeit, weil sie so traurig schaut, zwei
Striemen im Gesicht hat und über ihrem Bikini ein Frotteetuch
trägt, als ob sie fröre. Ihr Zuhälter, kurz geschoren
und mit Ohrring, tritt breitbeinig und mit prallem Geschlecht auf sie
zu und fragt sie etwas; sie antwortet zögerlich, worauf er ihr
eine wischt. Doch das zarte Köpfchen fängt durch eine
leichte, schon viel zu oft geübte Drehung den Schlag tapfer ab.
Sie schaut nach unten, beschämt vor der großen
Strandgemeinde. Wenig später bekommt sie etwas zu essen. Sie
ernährt den Mann.
Die vielen Schwulen, die es hierher treibt,
sind nicht von der feinen, sondern brutalen Art. Einer lässt
sich, eng zwischen zwei dunkelhäutigen Khmers plus Fahrer auf
dem Motorrad platziert, ein bisschen durchruckeln und genießt
es, dies in der Öffentlichkeit tun zu dürfen.
Schließlich
der Höhepunkt der "Rocky Horror Picture Show":
Zwei kahlköpfige Russen-Prolos liegen auf Polstersofas am Strand,
zerrupfen 2 Dutzend orangefarbener Gambas und trinken eine Flasche
Wodka, die im Cooler schneller leer wird, als das Eis schmelzen kann.
Bei den zwei Dickschädeln ist ein siebenjähriges Mädchen
mit knospenden Brüstchen, das nur eine getigerte Badehose trägt,
ihnen immer wieder Wodka nachschenkt und neues Eis für den
Cooler organisiert. Sie saufen sich die Birne weg und sind bald nur
noch Trieb. Das Mädchen weiß, was es tut, und bekommt von
den zwei Männern, die sich das Kind teilen, alles: Cokes,
Souvenirs, einen Kinderstrandstuhl, der ihm gefällt,
Süßigkeiten, ein iPad mit Touchscreen, mit dem es
herumspielen kann. Dafür grabscht erst der eine das Mädchen
an, presst es an sich, es lutscht ihm die Wange ab, er ergreift sein
Körperchen. Nach dem "Kinderspiel" gibt er das Mädchen
weiter an den anderen, der es an der Hand mit ins Wasser nimmt. Dort
geht das Spiel weiter, diesmal im und unter Wasser. Das Kind kommt
pitschnass zurück - mit großen schwarzen Augen und langem
tiefschwarzen triefenden Haar. Das glitschige Leibchen turnt den Mann
an, und das Kind "bedient" den lieben Papa, indem es ihn
liebkost wie eine Professionelle, nur viel, viel lieblicher und
verführerischer. Eine kleine aufmerksame Lolita, die auch ihre
Kinderseele und ihr Kinderherz an die beiden kräftigen
Zweimetermänner verliert.
Und das in aller Öffentlichkeit.
Doch keiner schreit "Aufhören". Geschäft ist
Geschäft. Und wen schert Kinderprostitution hier, wo es so viel
Kinder gibt, die bei den Papas und Opas anschaffen gehen.
Und der normale Wahnsinn:
Ein Vater mit goldener Armbanduhr begleitet seine 13-jährige
Tochter, die er seit 4 Jahren an Europäer, dieses Mal an einen
verklemmten Italiener verkauft. Er läuft dem ungleichen Paar im
Abstand von zwei Schritten hinterher, liefert die Tochter für
die Nacht vor dem gebuchten Zimmer ab und schläft in einer
Hängematte auf dem Nebengrundstück. Morgens ist er zur
Stelle und "passt auf" auf seinen "Dollaresel",
damit ihm nichts am Leib geschieht, denn der ist sein Kapital. Das
Mädchen ergibt sich in sein Schicksal, lächelt
hoffnungslos.
22. Januar: Grenze Kambodscha/Thailand
Ausreise aus Kambodscha in
Koh Kong:
Fingerscans, Exit Stamps, Bye-bye,
Holzschlagbaum hoch - geschätzte 5 Minuten Einreise nach
Thailand: Arrival Cards, Gesichtskontrollen mit Kamera, Entrance
Stamps mit noch einmal 60 Tagen Visum (keiner weiß, warum),
Einfuhrdokument und Versicherung fürs Fahrzeug - eine
Stunde.
Leibliche Hülle nur bist du,
entwichen der Lebensodem,
verbraucht Mut, Kraft und Wille,
erloschen das Bewusstsein von Sein und Vergehen.
Vergangene Bilder in meinem Kopf:
Du und Mutter mit uns Kindern auf Fahrrädern durch Sonnenblumenfelder,
dein lodernder Zorn beim Verstoß gegen das väterliche Gebot der nächtlichen Ausgehzeit,
die mechanische Schreibmaschine als Geschenk zum bestandenen Abitur,
als Erwachsene mit dir, Mutter und dem Lebensgefährten im Harz, Elsass und auf Helgoland,
nach dem Tod der Mutter am Bodensee, du nur noch riechend und schemenhaft sehend das Wasser,
dann, dann, dann, ...
Schließlich im Juni dein tränenverhangener makula-leerer Blick auf der Treppe des Elternhauses:
Abschied für immer - im Leben nie geglaubt.
Jetzt im Tod so weit fort und doch ganz nah, die erstgeborene von zwei Töchtern.
Man bettet dich ein letztes Mal.
Schlaf ruhig, Vater.
23./24. Januar 2013, auf dem Weg nach Bangkok
23. - 25. Januar / Die Ostküste bis Bangkok am Golf von Thailand entlang:
Laem Ngob,
Ban Phe,
Bang Saen
Schwere Abbitte an Kambodscha: Wir wünschen uns zurück in dieses so
andere Land mit so anderen Menschen, zurück zu den Khmer mit
ihrer schlendrigen Langsamkeit, ihrem Stolz und ihrer so
unverwechselbaren Physiognomie, denn die Küste mit Ko Chang, Ko
Samet und Pattaya hat für uns NICHTS.
Die 400 km hinauf nach Bangkok sind eine einzige Industrieansiedlung und Reklamemeile,
zersiedelt bis in den letzten Winkel; allgegenwärtig die
Sextouristen, Männer jeden Alters mit ihren Thai-Mädchen,
lebendigen Dildas, mit denen man nicht konversieren muss; am Strand
Liegestuhl an Liegestuhl,
auf dem Wasser nur Fun, Gummisessel für
8 - 10 Personen, gezogen von einem Wasserskooter, der den
Wassersessel so dotzen lässt, dass die adrenalinsüchtigen
20- bis 25-jährigen Einheimischen und Fremden in Panik
kreischen; voll mit Düngemitteln das Seafood aus den umliegenden
Farmen,
ohne jeden Meergeschmack die Krabben, Garnelen und Squids.
Also nur schnell weg von hier auf die andere Golfseite,
um vielleicht das Thailand zu
finden, das ein mit uns gleichzeitig reisendes Self-Driver-Paar
anscheinend gefunden hat. Hier seine Endvaluation über das
Land:
Thailand, mit hunderten von Kilometer Strand mit
Kokospalmen.
Inseln zum schnorcheln und tauchen in türkisblauem
Wasser.
...und immer wieder das feine Essen, mit und ohne Reis.
Bangkok ein lebendiges Wirrwarr...
Thailand die
Feriendestination schlechthin...und das alles bei ca. 33°C.
Wir hoffen so sehr, dass uns auf der westlichen
Golfseite hinab in den Süden, an der Andamanenküste und auf
der einen oder anderen Andamaneninsel türkisblaue Wasser,
schneeweißer Sand, bunte Korallenbänke und exotisches
Meeresgetier zu begeisterten "Ohs und Ahs" hinreißen
werden.
26. - 30. Januar
Es beginnt nicht schlecht:
Von Phetchaburi bis Cha-am
(Karte)
wird Salz gewonnen und verkauft, für uns keine
Mitbringseloption, weil wir die mit Schwermetallen, Herbiziden und
Pestiziden belastete Umgebung kennen, doch sind die
Salinenbeete in
ihren unterschiedlichen Stadien von wassrig, mit weißen
schwimmenden Salzblüten bis zu den Erntepyramiden mit Arbeitern
sowie die Spiegelungen der Salzgärten ohnegleichen
schön.
Prachuap
(Bild, Karte)
ist Rentnerparadies, verständlich bei seinen schönen
Karstbergen, die so malerisch aus dem Meer ragen.
Ban Krud
(Karte)
mit seinen endlosen Palmwäldern, seiner
rosabeige-sandigen Küstenlinie,
seinem wechselwetterischen Klima, seinem
Fischerhafen,
seinem Wat Khao Thong Chai,
der durch die vielen Chedis wie ein Märchenschloss aussieht, und seinem
normalen Dorfleben nimmt uns unerwartet gefangen, weshalb wir 4
Nächte bleiben. Auffällig, dass viele der Dörfler
dunkelhäutig und übergewichtig sind und wie die Polynesier
auf den Cook Islands aussehen. Vielleicht stammen sie ja von diesen
ab. Jedenfalls hängen ihre Hintern wie die der Insulaner weit
und schwer an den zierlichen Mopedsitzen hinab.
31. Januar/1. Februar: Chumpon
(Bild, Karte), Ranong (Karte)
2. - 5. Februar: Koh Phayam (Karte)
Natürlich muss eine Andamaneninsel sein, wenn man schon an Ort und Stelle ist. Also alle
Infos sammeln und dann entscheiden, welche man ansteuert. Unsere Wahl
fällt auf Koh Phayam, weil es weit weg von der Touristenhochburg
Phuket liegt und weil es angepriesen wird als "the last
undiscovered island in Thailand without electricity and roads".
So lassen wir unseren Laster
in Ranong auf dem Gelände eines Guesthouses stehen, packen
wieder einmal unsere Tasche und machen uns zu fünft (Shonny und
Fintan, das irische Pärchen, das wir von UB kennen, und ein
Kiwifreund, Reuben, alle früher als Geologen in Sambia
beschäftigt) zum Pier auf. Dort ist der Teufel los: mindestens
150 Touristen (Shonny, als sie die nicht enden wollende Schlange am
Ticketschalter sieht: "They will never sell out this boat
although it´s overloaded already now"), kiloschweres
Gepäck, rabenschwarze burmesische Schiffsarbeiter, die
tonnenschwer für die Insel proviantieren, also Früchte,
Gemüse, unzählige Wasserflaschen im 12er-Pack, Bier-Cans ...
Und das alles soll im Innern des kleinen abgewrackten Bootes Platz finden? Wenn ja,
dann ist es so heillos überladen, dass es im Notfall innerhalb
von 2 Sekunden sinkt. Wir bereuen, das Slowboat genommen zu haben,
denn genau von solch ungewarteten und überladenen Kuttern in den
Weltmeeren wird zu oft als Katastrophen berichtet.
Also stante pede hinunter vom Boot, weil sich auch das Wetter nicht gerade zahm
gebärdet? Ne, alles wird gelassen, wie es ist. Und mit 40
Minuten Verspätung sind Mensch und Material schließlich an
Bord; nicht alle Abenteurer finden Platz, viele stehen; das Gepäck
liegt an irgendwelchen Eckpunkten aufgestapelt als Stolperfallen oder
im Notfall als tödliches Geschoss; Türen gibt es nicht, bei
hartem Wellengang dringt das Wasser ein und drängt genauso
wieder hinaus.
Dann startet das Abenteuer und – endet glücklich am Pier
von Koh Phayam, wo schon Motorrad-Taxen warten, die uns über
einen 6 km langen Zementstreifen auf die andere Inselseite zur
Ao-Yai-Bucht bringen, wo wir, ohne vorgebucht zu haben, das "King
Paradise" finden, das für uns noch 3 Bungalows hat mit
Elektrizität, also Internetzugang und AC, allerdings nur von 18
- 24 h.
Gleich stürzen wir uns in die Andamanenfluten, die uns
einen Moment wunderbar warm und sanft umspülen – oh Gott, weg mit euch,
aufhören; überall zwickt´s, brennt´s, sticht´s;
gibt´s Wasserbrennnesseln? Auf Nachfrage in unserem "Paradise"
die folgende Auskunft: "Only baby-jellyfish. Sometimes bad,
sometimes worse. No harm." Ja, ja, no harm, aber unangenehm, und
die Sekretspuren der Berührung sind noch Tage danach zu
sehen. So canceln wir 2 von den vor Ort gebuchten 5 Nächten
und beschließen, mit den Phayam Divers auf die Surin Islands
zum Schnorcheln zu fahren. Natürlich hat Reuben heimlich
Havana Rum mit auf die Insel gebracht, besorgt 5 Kokosnüsse und
verfeinert die Milch mit dem kubanischen Zuckerrohrsaft. Gar
himmlisch schmeckt die Melange
an der Beach im weißen Sand, als
die Sonne rot untergeht.
Selbst die nackige Sandskulptur
räkelt sich genüsslich 4 Tage lang in unmittelbarer Nähe unseres
Sundownerplatzes.
Die Tour zu den Surin Islands startet um 6 h morgens in der Dunkelheit und endet um 7.30 h
abends in der Dunkelheit. Die 4 Stunden Fahrt für die 70 km
hinaus auf die Andamanensee und die 4 Stunden wieder zurück nach
Koh Phayam sind richtiges Wasser- und Wellenfeeling. Zudem gibt´s
nach Sonnenaufgang Frühstück, nach dem ersten
Schnorchelgang Lunch, nach dem zweiten tropische Früchte, auf
der Rückfahrt "spling lolls". Und die Schnorchelgründe
sind fein, doch nicht so überwältigend, wie wir sie
von den Gesellschaftsinseln aus der Südsee kennen, aber wir
sehen gelb-weiß-schwarze Kofferfische, schwarze Fischschwärme
mit orangefarbenen Schwanzflossen, lilane Seeanemonen, vielfarbige
Korallenstöcke, einen Trumpetfisch und eine Meeresschildkröte.
Fürs Schnorcheln in Malaysia brauchen wir definitiv eine Einweg-Unterwasserkamera!!!
Die Fahrt mit dem Speedboat zurück zum Mainland ist eine Art Gebärmutter-Bumping mit
Gischtschaum: Heissa, hop, hop, hop, heissa, hop, hop, oh Mann, aua.
Das Boot schafft die Distanz von 35 km in 40 Minuten, also einem
Drittel der Zeit, die das Slowboat gebraucht hat, und gleitet dann,
als ob nichts gewesen sei, sanft in den Mangrovenhafen von Ranong, wo
es uns wieder ausspuckt.
"TSUNAMI HAZARD ZONE"
lesen wir überall auf den Inseln und an
den Küsten, und immer sind wir irgendwie auf der
"EVACUATION ROUTE",
die meist im Nichts endet. Und die Schilder mit
dem Rat, ins Landes- bzw. Inselinnere oder auf Erhöhungen zu
flüchten, sind längst verrostet oder von den Mangroven
zugewachsen. Nur die Lautsprecher geben Zeugnis der allgegenwärtigen
Tsunamigefahr. Gefragt, ob man bei einem Tsunami Überlebenschancen
habe, antworten "unsere Geologen", man habe genügend
Zeit - bis zu neun Stunden, alle gefährdeten Gebiete zu
evakuieren. Zudem gehe das Wasser vor dem Hereinbrechen der Welle wie
in einem gewaltigen Sog zurück. Und Menschen wie die Seenomaden
von Surin und die gesamte Fauna spürten die drohende Gefahr lang
vorher. So hofft man, dass die Warnsysteme bei einem Seebeben früh
genug greifen, so dass ein
Desaster wie in 2004 nicht mehr vorkommt.
6. Februar: Khura Buri (Karte)
7. - 12. Februar: Bang Sak,
Khao Lak, Thai Muang / "Waterjade Healthland Resort"
(Karte,
Homepage)
Doch - unser Verhältnis
zu Thailand entwickelt sich recht positiv. Khao Lak, eigentlich des
Reisenden Traum, ist und bleibt aber eine einzige "Hotel- und
Bungalow-Kette", die wir weitläufig umfahren. Wir landen an
einem Traumplatz am See, einen Kilometer von einem himmlischen
Andamanenstrand, Bor Dan Beach
nahe Thai Muang, wo kein einziger Liegestuhl, kein einziger Sonnenschirm, kein einziger Mensch zu
finden ist. Der Sand, weißer Muschelkalk mit goldgelben
Limestone-Sedimenten, ist schwer und bildet einen sanften Übergang
zum grünen Wasser der Andamanensee. Begrenzt wird das Sand-Band
von Kasuarien, deren Nadeln dem Naturbild einen weiteren, diesmal
dunklen Orangeton hinzufügen. Genau so haben wir uns die
Andamanenküste vorgestellt. Natürlich bleiben, bleiben und
bleiben wir, zumal unser 75 qm großes Appartement wie aus einem
Prospekt ist, an einem See liegt, eine Glasfront zum jadegrünen
Wasser hin hat, eine zementene am Boden grün geflieste
Meer-Feeling-Badewanne,
eine Außendusche
mit Zementreliefs in
tropischer Vegetation und ein Privatjetty über dem See mit zwei
Holzliegen und weißen Lederpolstern. Die hochschwangere
Besitzerin der Anlage, Thitima, baut auf dem Gelände
Ananas und
grüne Mangos an, kocht phantastisch, gibt wertvolle
Insider-Tipps und macht aus dem Aufenthalt ihrer Gäste ein
Wellness-Urlaub in geschmackvollem Ambiente und wirklich
unberührter Natur mit Froschkonzerten bis Mitternacht.
Moskitos
Wir wundern uns über
die wenigen Moskitos, obwohl es überall Wasser gibt. Thitima
erzählt, die Moskitos brüteten auf stehendem Wasser z.B.
auf nach oben gebogenen Blätterhälften, nachdem es geregnet
hat; diese Larven würden aber durch die Sonne wieder vernichtet.
Anders verhalte es sich bei Blumentöpfen, die alle zwei bis drei
Tage angehoben werden sollten, damit die Erde durchtrocknet.
Wichtigste Maßnahme sei aber, dass man die Abwasserkanäle
mit Moskitonetzen abdecke, so dass die Mücken keine Chance zur
Vermehrung fänden.
Massage
"I come repair your spare parts. You tough like an angry bird. Now you immobile like a
buddha. You drive truck. Hard work. When bad roads you two guys whole
day have steam hammer on your tendons."
"Have a pebble beach in
your ass. Tendons are stiff, like hard nodes. Make you ill. Blood do
not flow. Like ants in your body when awake? And sometimes in night
fingers of left hand numb?"
"Tablets and medical massage not good. I better than doctor. Find bad points, massage then."
"Woman never cry, only man."
Aussagen unserer Masseurin,
die jeden von uns täglich eineinhalb Stunden in freier Natur,
unter dem mächtigen Blätterdach unseres Jettys auf
den bequemen Liegen vor aller Augen mit ihren muskulösen Fingern
und Armen knetet
und mit ihren kräftigen Beinen bekniet. Grund
dieser Behandlung ist, dass Tom, ausgelöst durch einmal
Niesen in der Nacht, unerträgliche Rippenschmerzen bekam, die
ihn nahezu unbeweglich machten. Dem wiederum vorausgegangen war ein
schwerer Sturz auf dem Boot zu den Surin-Inseln, verursacht durch die
triefende Nässe von Schnorchlern und Tauchern, die den
Schiffsboden spiegelglatt und schlüpfrig gemacht hatten. Was
also machen? An Weiterfahren war nicht zu denken. Thitima empfahl
ihre Masseurin, die Tom vielleicht Schmerzlinderung verschaffen
könnte. Dann würde man weitersehen. Und so sind wir zu
Thai-Massagen gekommen, für die wir nie Zeit gefunden, obwohl
wir sie uns gewünscht haben. Und Wai hat Tom tatsächlich
gesund gemacht!
13. - 18. Februar: immer noch im "Waterjade"
Kurznachrichten:
-
Phuket ist zum Abgewöhnen:
Oktoberfestatmosphäre, krebsrote Sonnenanbeter
und halbnackte Tattooträger (wo sind die Thais?), überfüllte, zu vergessende Strände.
-
dagegen hatte unsere ROTE DIVA schon zwei ungehörige Angebote:
Thitima will sie unbedingt kaufen, und ein Amerikaner aus Khao Lak tät
sie gern wieder nach Europa chauffieren. Verführerisch.
-
Birdhouses:
Unsere Wirtin ist nicht nur hochschwanger, sondern auch sehr geschäftstüchtig:
Gefragt, was sie da baue, antwortet sie mit ihrem Thai-Lächeln:
"People think it's a condom ("condom" ist die Abkürzung fü "condomium",
was ein Apart-Gebäude mit Eigenheim-Units ist, nicht ein Präservativ!),
no, it's a birdhouse. See the skies full of swallows?
So I took a loan and hope that the birds will nestle there. It's a risk but can turn out to be a great fortune."
Vogelnester als Gourmet-Spezialität: Speichel? Lecker!
Ein Kilo kostet 2000 USD: Die teuerste Spucke der Welt stammt aus den
Schnäbeln asiatischer Mauersegler, die an Thailands Küsten
damit ihre Nester bauen. Für die rare Delikatesse riskieren
wagemutige Kletterer ihr Leben.
Den Namen der Insel verrät Samaan Chamnina nicht. "Irgendwo im
Süden Thailands, bei Chumpon." Dabei ist sein Geschäft
legal. Konkreter will er trotzdem nicht werden. "Es gab schon
Überfälle", sagt der 53-Jährige. Darum: "Sag
einfach 'Schatzinsel'."
Das ist nicht übertrieben. Der Reichtum der Insel könnte gut in
Gold aufgewogen werden. Und wie es sich für Schätze gehört,
sind sie in Höhlen versteckt. Nur funkeln sie nicht. Es handelt
sich um unscheinbare Vogelnester. Dafür riskiert Samaan sein
Leben.
Am Morgen fährt er mit neun anderen in eine der Höhlen am
Meer. Ihr Eingang liegt knapp oberhalb des Wassers. Mit einem Boot
treiben sie hindurch. Vor dem Loch stehen ein paar Männer einer
Sicherheitsfirma mit Maschinenpistolen. Einige leben ständig auf
der Insel. Wer sie betreten will, muss an ihnen vorbei.
In der Höhle steckt sich Samaan ein koffeingesättigtes Getränk
zum Wachwerden in ein kleines Hüfttuch. Dann reibt er sich mit
Kalkpuder ein und hängt den Korb um. Er greift sich die "Kralle"
und steigt rund 150 Meter hinauf, auf einem Bambusgestell, das
lediglich von Hanffasern zusammengehalten wird.
Das Geflecht steht im Inneren der Höhle. Es sieht aus wie ein
großes, aufgerichtetes Mikadospiel. Kleine Auswüchse am
Bambus nutzt Samaan als Steighilfen. Erst als er an seinem Ziel
angelangt ist, hakt er ein kleines Sicherungsseil an den Bambus. Dann
beginnt er mit der Arbeit.
Er ist Sammler der Vogelnester. Die Lizenzen versteigert der Staat alle
fünf Jahre. "Meine Firma hat 850 Millionen Baht dafür
gezahlt", sagt Sun Ninsamut, der Chef der zehn Sammler. Das sind
17 Millionen Euro. Ein paar Höhlen sind in der Lizenz enthalten.
Der Gewinn wird am Ende das Zehnfache betragen. Grund sind die
immensen Preise: Etwa 2000 Dollar kostet ein Kilogramm dieser Nester
auf dem Markt in Bangkok.
Samaan macht sich ganz lang. Unter ihm ist nur Schwärze. Er sieht den
Boden nicht und auch nicht seine Kollegen. Mit der Kralle, einem
hölzernen Dreizack, pickt er die Nester von der Höhlenwand.
Ihre Besitzer sind asiatische Mauersegler. Sie, spatzengroß,
lieben es feucht, dunkel und still. Einen Monat etwa brauchen sie für
den Nestbau. Sind die Nester weg, bauen sie neue.
Es ist noch früh im Jahr. Darum weiß Samaan, dass die Nester
leer sind, dass es sich um die beste Qualität handelt, die
"weißen Nester". Sie sind noch nicht verunreinigt
durch Federn und den Kot der Vögel. Sie sind reiner Speichel.
Aus einer Drüse presst der Vogel die Spucke heraus. Bevor sie an
der Luft erhärtet, hat sie der Mauersegler zu dem etwa
espressotassengroßen Nest verwebt. Zu einem exquisiten
Spucknapf, für den Gourmets in ganz Ost- und Südostasien je
nach Gericht zwischen 30 und 100 Euro zahlen.
Nach fünf Stunden Sammeln trinkt Samaan die Flasche mit dem
Muntermacher. Er fühlt sich müde, aber Einschlafen wäre
tödlich - das schmale Bambusgestell ist kein sicherer
Schlafplatz. Er wäre nicht der Erste, der fällt. Gesund ist
das Nest nur für die, die es essen. In Brühe gekocht, gilt
es als lebensverlängernd, potenzsteigernd, hautverjüngend
und hilft in den Wechseljahren. Wo so viel Segensreiches
zusammenkommt, ist es erstaunlich, dass die Natur nicht auch noch
Geschmack ins Nest gepackt hat. Denn der glibbrige "Kaviar des
Ostens" schmeckt nach nichts. Die Suppe wird darum mit
Krebsfleisch, Schinken oder roten Bohnen aufgepeppt. Auch als
Nachtisch mit Kandiszucker kommen Nester auf den Tisch.
Nach acht Stunden steigt Samaan wieder hinab. Ungefähr eine Stunde
braucht er dafür. Sein Korb ist prall voll. Die Sammler steigen
ins Boot; gegen Abend erreichen sie das Festland. Ein gepanzerter
Wagen wartet dort und nimmt auf, was die Sammler in der Woche
zusammengetragen haben: rund eine Tonne Vogelnester. Ein paar
Wachmänner steigen ein, verriegeln die Türen von innen.
Erst in Bangkok beim Händler wird der Wagen wieder geöffnet.
Von dort geht die Ware nach Yaowarat, dem Chinesenviertel von
Bangkok, vielleicht in das Restaurant "Nam Sing", das neben
rund 50 Vogelnestgerichten auch Haifischflossensuppe auf der Karte
führt. Eine Vogelnestsuppe kostet dort 30 bis 100 USD.
Für Samaan beginnt am nächsten Morgen ein neuer Aufstieg. Sein
Verdienst im Monat beträgt 100 Euro. Zum Abendessen gibt es Reis
mit Fisch, wie immer.
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Zwei Schwalbennester |
Schwalbennestsuppe |
Vollständiger Artikel hier: "mare" No. 79, April/Mai 2010
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Box Jellyfish:
Und so kam es, dass wir vom Baum der Erkenntnis aßen und aus
unserem Paradies vertrieben wurden:
Wie jeden Morgen schwebten wir, uns selbst beneidend, in den grünen
Wassern der Andamanensee. Anders als sonst war nur, dass etwa 20
Fischerboote in unserer unmittelbaren Nähe herumtrieben. Auf den
Booten standen vorn am Bug jeweils ein Lynkeus, hinter ihm 2 Männer
mit großen (Mist-) Gabeln. Auf einmal sah ich, wie diese erst
eine beige, dann eine lila Qualle
auf den Schiffsboden hievten, die
so schwer waren, dass die Männer Mühe hatten, sie aus dem
Meer zu ziehen. Als sich nach mehreren Stunden die Boote auf die
Mangroven zubewegten, wollten wir es genau wissen und folgten ihnen
auf dem Landweg. Sie landeten in einem Fischerdorf an, wo wir auf
einen Muslimen trafen, der die Quallenernte der Fischer in einem
Bassin sammelte und die Medusen mit den Tentakeln mit einem
Bambusstock von den Polypen befreite. Er bedeutete uns, dass heute
ein guter Tag für den Fang gewesen sei, denn die Strömung
sei gut. Die Polypen seien viel wert, weil die Chinesen und
Taiwanesen die Tiere wie verrückt kauften. Sie seien Delikatesse
dort. Ich könne gern ´mal einen Polypen hochheben, was ich
auch tat. Sie stechen, wenn man mit ihnen in Berührung
komme.
So belehrt, surften wir das Netz und fanden Folgendes heraus, was uns
alarmierte:
Nicht nur Quallen gibt es an der Andamananküste, sondern den Box
jellyfish, also Würfelquallen, auch Seewespen genannt, die wir
von Australien kennen. Sie kommen in flachen tropischen und
subtropischen Gewässern vor und sind nicht nur Gallertmasse ohne
Hirn und Willen, wie wir lernen mussten, sondern beweglich,
räuberisch und angriffslustig. Ein einziges von den bis zu 60
Tentakeln kann bis zu 3 m lang werden. Mit ihrem Nesselgift sind sie
Verursacher von mehr als 5500 bekannten Todesfällen weltweit.
Die Dunkelziffer schätzt man auf noch einmal so hoch, denn
Länder wie Thailand verheimlichen die Todesfälle, um ihrer
Tourismusindustrie keinen Schaden zuzufügen. Das Gift
paralysiert Herz, Nervensystem und Hautzellen und wirkt tödlich
innerhalb von einer bis zwei Minuten, so dass die Gestochenen
ertrinken, bevor sie das Ufer erreichen. In Australien stellt man
Essig-Stationen auf, um bei einem Stich die höllischen Schmerzen
zu lindern.
Neueste Studien an Mäusen ergaben:
Animals given a dose of the venom had aberrant heartbeats within 90 seconds,
and their hearts showed steadily deteriorating ability to contract
afterward. But when the scientists treated eight mice with ZINC
GLUCONATE after exposure to the venom, four survived more than 12
hours. Untreated mice exposed to the venom died within an average of
19 minutes. Mice receiving a standard box
jellyfish antivenom died as fast as those getting no medication.
(Science News, 02/23/13 Issue, Web edition: December 13, 2012, Print edition: January 26, 2013; Vol.183 #2, p. 12)
Bleibt zu hoffen, dass Zink das tödliche Gift der Würfelqualle zu
neutralisieren vermag. Wir jedenfalls schwimmen nicht mehr
unbekümmert im grünen Nass.
-
... und das haben wir an Toms 60stem Geburtstag gemacht:
Mit der June Bahtra
sind wir unter schwarzen Piratensegeln durch
Phang Nga Bay sowie
durch Höhlensysteme geglitten und haben zusammen mit unzähligen
Booten und unzähligen Menschen
James Bond Island frequentiert.
Wenn ihr das Erlebnis mit uns teilen wollt, schaut in den 1974
gedrehten Film "The Man with the Golden Gun" mit Roger
Moore als James Bond hinein. Aber ihr könnt auch ein bisschen
bei uns verweilen:
Am Abend des 18ten sind wir in Ao Nang/Krabi
(Bild, Karte),
das uns mit seinen Touristenströmen veranlasst, Thailand zu
verlassen, zumal unsere temporäre Einfuhrgenehmigung für
den Laster am 20ten ausläuft und verlängert werden müsste.
Obwohl wir bis zum 22. März im Land bleiben können,
verlängern die Thais immer nur für 30 weitere Tage das
Fahrzeugdokument. Die Versicherung kann man nur für ein ganzes
Jahr abschließen, obwohl wir nur 60-Tage-Double-Entry-Visa
haben. Naja, alles ist ein bisschen unabgestimmt.
19. Februar: Trang, Pak Bara (Karte)
Was sagt das Auswärtige Amt?
Stand Januar 2013:
"Von Reisen in und durch die unter
Notstandsrecht stehenden Provinzen Narathiwat, Yala und
Pattani sowie die in der Nachbarschaft liegende Provinz
Songhkla an der Grenze zu Malaysia, also die südlichsten
Provinzen Thailands, wird aufgrund der anhaltenden Unruhen
dringend abgeraten."
20. Februar:
Wegen der Warnung des AA und der täglichen
Terrormeldungen in der BANGKOK POST reisen wir im Westen am
Grenzübergang Wang Prachan/Wang Kelian nach Malaysia ein.
DER KONFLIKT IM SÜDEN THAILANDS
Offiziell gilt der 4. Januar 2004 als Ausgangspunkt des Konflikts, als
muslimische Jugendliche bei einem Überfall auf eine Kaserne rund
400 Maschinengewehre erbeuteten. Die damalige thailändische
Regierung unter Premierminister Thaksin Shinawatra befahl daraufhin
den nationalen Streitkräften, mit Härte und ohne Rücksicht
auf Menschenleben gegen Provokationen und Übergriffe vorzugehen
und verhängte
den bis heute gültigen Ausnahmezustand, was
verstärkt zu Brand- und Bombenanschlägen auf staatliche
Schulen, vor allem aber auf Kasernen und Polizeistationen führte.
Am 28. April 2004 erschossen Sicherheitskräfte nahe der Krue Se
Moschee in Pattani 107 Muslime, die zuvor angeblich eine Kaserne
überfallen hatten. Am 25. Oktober 2004 löste die
thailändische Armee in Tak Bai in der Provinz Narathiwat eine
Protestversammlung von muslimischen Jugendlichen gewaltsam auf,
tötete 7 und verhaftete mehrere Hundert. Bei dem sechsstündigen
Transport zu einem Armeestützpunkt in völlig überfüllten
Armeelastwagen erstickten 78 der Demonstranten elendiglich. Die
Mutter eines der Aufständischen berichtet einem Journalisten der
Bangkok Post in der Ausgabe vom 18. Februar 2013, dass ihrem Sohn
damals die Hände gefesselt worden seien und er mit dem Gesicht
nach unten auf einem anderen Festgenommenen habe liegen müssen.
Auf dem Weg zum Camp seien sie immer wieder mit Füßen
getreten und mit Gewehrkolben traktiert worden. Das habe bei ihrem
Sohn unheilbare Wunden hinterlassen. Seitdem sei er nicht mehr
derselbe.
Und seitdem brennt es in
den 4 Südprovinzen Thailands, in denen Muslime 70 - 90 % der
Bevölkerung ausmachen, während die zentralthailändische
Mehrheit dem Buddhismus anhängt. Doch es ist kein Glaubenskrieg,
der geführt wird und bisher Tausende von Opfern gefordert hat,
sondern eher einer zwischen David und Goliath, nämlich einer
Minderheit von 10.000 muslimischen Separatisten und 60.000
Sicherheitskräften des Staates. Beide Seiten fordern ihr
Interesse ein: der thailändische Staat die Assimilation von
Andersdenkenden bis hin zum Verbot von Malaiisch als Amtssprache, die
muslimische Minorität aufgrund einer jahrhundertelangen
autonomen Geschichte ihr Recht auf eigene Identität und daraus
folgend auf mehr Autonomie bzw. Unabhängigkeit von Thailand oder
gar Anschluss an Malaysia. Natürlich vermag der Staat mit seiner
Exekutive seinem Interesse leicht zum Erfolg zu verhelfen, erkennbar
an Folterungen, Verschleppungen, Tötungen von Dissidenten
und Stürmungen von Moscheen durch das Militär. Auf
die Staatsgewalt reagierte die Gegenseite mit Kreuzigungen und
Exekutionen von Staatstreuen, u.a. Geschäftsleuten, Lehrern und
Studenten. Im April 2012 nach immer neuen und schwereren
Anschlägen erwog die Regierung Verhandlungen mit den
Aufständischen, sorgte sich dann aber doch mehr um das
Tourismusgewerbe, dem mindestens 200 Millionen Baht entgingen. Letzte
Information über den Konflikt um die Unabhängigkeit der
Südprovinzen von der Zentralregierung im 1000 km entfernten
Bangkok: Am 11. Februar 2013 meldet die Bangkok Post eine Serie von
Überfällen in den vorangegangenen 2 Tagen, die 35
Todesopfer und 23 Verletzte - Soldaten wie Zivilisten - forderten.
Kampfmittel waren selbstgebastelte Autobomben, Blockaden mit
eiskalten Exekutionen, Kopfschüsse aus dem Hinterhalt. Der
Konflikt spitzt sich zu ...
MALAYSIA - letzte Destination unserer Reise
21. - 26. Februar:
Kuala Perlis (Karte),
Georgetown/Penang Island (Karte),
Taiping (Karte),
Cameron Highs (Karte)
Schön:
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Unser Laster ist wieder unter Brüdern: roten, grünen, gelben,
blauen und weißen Kurzhaubern, zu Hunderten, mit und ohne Türen
in den Fahrerkabinen. Sein aktuelles Gewicht: 5,57t.
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Wahnsinn:
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Für umgerechnet 50 Euro tanken wir 111,11 Liter Diesel, obwohl an der
Zapfsäule ein Schild klebt, dass es unter Strafe verboten ist,
nicht-malaiische Fahrzeuge mit mehr als 20 Liter zu betanken.
Bei so geringen Spritkosten lacht das Travellerherz.
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Unerwartet:
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Malaysia ist ein so hoch entwickelter Staat, dass den Arbeitgebern auffällt, dass die
Produktivität im Vergleich zu den Nachbarländern Singapur
und Thailand in Malaysia hinterherhinkt:
"8 to 5 = 4"
lautet eine Schlagzeile in der Presse vom 26. Februar. Dass der malaiische
Arbeiter und Angestellte von 8 Stunden Arbeitszeit 2 im Internet und
2 mit Kaffeepause und Kollegentratsch verbringt,
gefällt den Arbeitgebern gar nicht. Also nichts Neues unter den Sternen.
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Zwiegespalten:
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Malaysia ist muslimisch; deshalb wird öffentlich kein Alkohol konsumiert.
Doch beim Inder und Chinesen gibt´s natürlich Bier und beim
Tesco Lotus alles Hoch- und Niedrigprozentige der
Welt. Wenn frau die Moschee besichtigen will, muss sie sich
verkleiden.
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Hurra:
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Lateinische
Buchstaben stehen wieder überall geschrieben, auch wenn wir
nichts verstehen.
Aber uns sind bekannt: Kastams, Insurens, Imigresen, Motosikal, Pak ad Carwash.
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Englisch: |
In den Cameron Highlands, den früheren Hill Stations der Engländer,
bekommt man im Ye Olde Smokehouse,
natürlich nur "properly
dressed", ein Devonshire Cream Tea Set, meint: Tee mit Milch,
2 homemade Scones, Erdbeermarmelade und Devonshire Cream. Unser
Teeausflug in die koloniale Welt kostet 58 Ringgit, umgerechnet 25
Euro. Selbst die Spatzen, die die Krümel aufpicken,
fehlen nicht, ebenso wenig wie Regen und Nebel.
Very British!
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Großstädtisch:
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Die Insel Penang ist mit der Fähre von Butterworth und über
zwei kilometerlange Brücken vom Festland aus erreichbar, in
Georgetown lässt man sich mit einer Trishaw herumkutschieren.
Man sieht Georgetown seine koloniale Vergangenheit an, sowohl was die Architektur als auch
seine Bewohner angeht. Die metallene Street Art an den
alten Häuserwänden
ist allerdings zeitgenössisch.
Man kann in der Stadt westlich, chinesisch, thailändisch, arabisch
und malaiisch dinieren, natürlich und vor allem auch indisch in
Little India (#1, #2).
Das Chew Jetty gibt einen Einblick in die
Lebensweise auf Stelzen, die im stinkigen Schlick stehen, wenn das Ufer
trockenfällt. Jetty, Häuser und Boote, alles aus Holz,
rotten vor sich hin. Wochenendziele für die Mittelschicht
sind Penang Hill, auf den man mit der Funikular hinauffährt, und der
Schlangentempel mit seinen hochgiftigen grüngelben
Vipern, die
träge auf Rattangeäst liegen und von den
Gläubigen mit
Hühnereiern gefüttert werden.
Vor dem Tempel lässt man zur Beförderung des beruflichen Erfolgs riesige Wachskerzen abflackern.
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Die CAMERON HIGHS - Agro- und Teeplantagen-Hotspot
Nur wenig ist schön an diesem Fleckchen Erde. Schrecklich die
Erdbeerfarmen von Kampong Raja bis Brinchang. Die Setzlinge werden
nicht einmal mehr in den Boden gepflanzt, sondern in Plastiksäcken
mit lehmig-düngergetränkter Erde "sprinkler-verkabelt"
und pyramidenförmig auf Racks platziert-
auf Gedeih und Verderb, bis sie keinen Ertrag mehr bringen.
Dann werden die Säcke,
die nur noch aus Wurzelwerk bestehen, einfach irgendwo hingeworfen.
Angebaut werden auch gurkenförmige Auberginen, Bohnen,
Weißkraut, Kräuter wie Kresse, Pfefferminz, Koriander,
vielerlei Salat und Blumen, besonders gelbe Chrysanthemen. Aufgrund
der prosperierenden Landwirtschaft riecht´s nicht mehr
tropisch, sondern eher nach Schnittblumenwasser.
Die Teeplantagen sind noch immer eine Augenweide, und der Tee schmeckt so
köstlich, dass man ganz vergisst, wie er wächst und
geerntet wird: Die Teeblätter werden maschinell gemäht,
nicht mehr manuell gezupft. Das, was die Maschine übrig lässt,
kehrt ein indonesischer Arbeiter von den Sträuchern ab und wirft
es über seinen Rücken in einen Korb. Kein Blättchen
darf also verloren gehen auf dem Weg zu seiner Bestimmung, seiner
Transformation in malaiische Ringgit oder eine Weltwährung.
Auf dem Viewpoint der BOH-Plantage sichten wir einen
Doppeldeckerflieger,
der die Plantage mit Bayer-Produkten überzieht. Aber man
versichert, alles gehe ohne Chemie, auch der Fermentierungsprozess
geschehe ganz natürlich, nämlich mit Kautschukholz.
27. Februar - 3. März: Fraser´s Hill
(Karte),
Kuala Lipis (Karte)
/ Taman Negara / Kuala Tahan
PALMÖL-BOOM - DAS DAMOKLESSCHWERT FÜR DEN REGENWALD
Auf dem Weg in den Taman Negara, den ältesten Regenwald der Welt,
begegnen uns zahllose bunte sowohl unbeladene
als auch schwer beladene Kurzhauber.
Regenwald, wohin gehst du? Mit dem Kurzhauber
ohne Umweg in die Verarbeitung, denn Tropenholz ist wertvoll.
Seht die Dokumentation der Schritte der Vernichtung des Regenwaldes und
seiner profitablen Aufforstung durch die Palmölindustrie:
- Abholzung
- Abtransport der Urwaldriesenstämme
- Verarbeitung
- Ringgit
- Bestellung des Bodens
- großflächige terrassierte Anlegung und
Anpflanzung von
Ölpalmplantagen durch Mega-Firmen wie Felda oder Sime
- Ernte der Palmölfrucht
- Ölpresse
- wieder Ringgit
Früher wurde Palmöl von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie für
beispielsweise Magarine, Bratfett, Waschmittel, Lippenstifte, Cremes,
Körperlotionen abgenommen. In den letzten 10 Jahren explodierte
die Nachfrage auf 30 Millionen Tonnen weltweit aufgrund der Förderung
von Agrartreibstoffen, die billiger sind als die teuren fossilen
Energien Erdöl und Erdgas. Aktuell fragt Europa 90 % der
Palmölproduktion nach, ist also der größte Importeur
von Palmöl, denn die heimischen Anbauflächen für Raps
sind begrenzt. Allein die Firma Unilever verbraucht 1,5
Millionen Tonnen Palmöl jährlich. So hat sich der
Weltmarktpreis des "flüssigen Goldes" im letzten
Jahrzehnt verhundertfacht, die Aktien von "Astra Agro" zum
Beispiel, Indonesiens größtem Betreiber von
Ölpalmplantagen, sind raketenartig in die Höhe geschnellt.
Sogar der Palmölschrott, die Schalen der Ölpalmfrüchte,
finden als Ersatz für das verbotene Tiermehl in der europäischen
Massentierhaltung profitable Verwendung. Da die Ölpalme am
besten in den Tropen gedeiht, sind Malaysia und Indonesien bis dato
die Hauptlieferanten von Palmöl, doch Südamerika und
Amazonien ziehen in der Konkurrenz um das "grüne Erdöl"
mächtig nach, so dass sich die Anbaufläche für
Ölpalmen 2010 auf circa 7 Millionen Hektar belief, eine Fläche,
die genauso groß ist wie die der noch unberührten
Regenwälder Indonesiens.
Das schreibt Wikipedia über Sime, an dessen Plantagen wir kilometerlang vorbeiziehen:
Sime Darby ist ein malaysisches
Unternehmen mit Firmensitz in Kuala Lumpur.
Es ist im FTSE Bursa Malaysia KLCI
an der Börse Malaysia
gelistet und als Mischkonzern in Malaysia tätig.
Im Unternehmen sind über 104.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Gegründet wurde das Unternehmen 1910 durch die britischen Unternehmer William Sime und Henry Darby,
die Plantagen zur Gummiproduktion
anlegten. Auch wurde Palmenöl und Koka
in jener Zeit angebaut. Das Unternehmen fusionierte im Januar 2007 mit dem 1821 in Singapur von Alexander Guthrie
gegründeten Handelsunternehmen Kumpulan Guthrie Berhad.
In die Fusion einbezogen wurde das malaysische Immobilienunternehmen Golden Hope,
das in seiner Unternehmensgeschichte bis 1905 zurückreicht, als die britischen Unternehmer Daniel Harrison,
Smith Harrison und Joseph Crosfield Grundstücke zum Tee- und Kaffeeanbau in Südostasien erwarben.
Der größte Teil des Umsatzes von Sime Darby stammt auch heute noch von seinen umfangreichen
Plantagenbesitzungen in Malaysia und auf den indonesischen Inseln von
Sumatra,
Borneo und
Sulawesi.
Homepage des Unternehmens: simedarby.com
Im verbliebenen, wer´s glaubt, unantastbaren Urwald, der als
Touristenmagnet auch Ringgit bringt, gibt´s einen
CANOPY WALK,
also ein für Erd-Menschen wackeliges und ungewohntes
Hängebrückensystem in 40 Metern Höhe durch die Kronen
des Urwaldes. Es ist schön, über die Luftbrücken zu
gehen.
Die Bateq
Dann mit Sicherheit das Malaysia-Highlight: ein Besuch bei den Bateq, im
"Spiegel" voriges Jahr verdammt als "Menschenzoo".
Nie hätten wir geglaubt, gerade diese Gruppe der Ureinwohner
Malaysias ungemendelt zu treffen. Auf dem Tembelingfluss gelangen wir
über Stromschnellen mit Kapitän und Guide, die selber Orang
(Mensch) Asli (ursprünglich), aber keine Bateq sind, dorthin.
Nur noch 700 gibt es, verstreut im Negara-Regenwald, ihrer
ursprünglichen Heimat. Es ist eine schwarzhäutige,
kraushaarige Rasse, die Ähnlichkeiten mit den Urwaldbewohnern
von Neuguinea hat, aber im Vergleich zu diesen kleinwüchsiger
ist. Die Bateq sind Nomaden, die sich nur von den Tieren des
Waldes ernähren, die in den Baumwipfeln leben, also von
Eichhörnchen, Affen und Vögeln. Diese erlegen sie mit ihren
"silent weapons", nämlich Blasrohren, die den Vorteil
haben, dass die Jäger mehrere Tiere gleichzeitig erbeuten
können, weil diese die Gefahr weder hören, sehen, noch
spüren können. Die Pfeile sind mit Pflanzengift präpariert,
die die Beutetiere nur paralysieren, nicht töten, so dass das
Fleisch keinen Schaden nimmt. Die Bateq haben keine Religion, glauben
aber an Naturgeister und die heilende Wirkung von Naturmedizin. Ihre
Toten hängen sie in die Wipfel, bis sie nur noch Knochen sind,
dann vergraben sie sie. Ein Chief führt die jeweilige Gruppe an,
trifft die Entscheidung zum Weiterziehen und belohnt den
erfolgreichen Jäger. Die Bateq leben vom Flusswasser und
gänzlich ohne Licht.
"You are lucky", sagt unser
Guide, als er sieht, dass die Frauen bleiben - ewig, auch für
unsere Begriffe - und sich nicht einfach in ihre Hütten
verkriechen. Sie schauen wie wir Physiognomie, Kleidung, Verhalten an
und uns selbstbewusst in die Augen, nicht freundlich lächelnd,
aber neugierig-interessiert. Der "Menschenzoo" ist also
eher beidseitig und für die Bateq Lebens-Mittel, denn sie
profitieren von diesen Besuchen materiell und finanziell in Form von
staatlicher Unterstützung und der durch Klein"unternehmen",
die den jungen Männern zudem die Möglichkeit eröffnen,
Englisch zu lernen oder als Guides oder Bootskapitäne zu
arbeiten. Die Bateq-Frauen
(#1, #2)
sind schön, die Männer "urig",
die Kinder staubig und grauschwarz, als hätten sie in Asche
gebadet. Ihre Behausungen sind temporär und bestehen demgemäß
aus einem Stock-Gerüst, einem Schilfblattdach, verstärkt
mit Plastikfetzen gegen die Regengüsse, die täglich
niedergehen und Mensch und Umgebung nass und dampfig machen.
Erst nach zweieinhalb Stunden sind wir zurück aus der kleinen
Bateq-Siedlung am Fluss.
4. - 7. März
Auf den Perhentian Islands (Karte)
... und es gibt sie doch, die weißen malaiischen Korallensandstrände und die
weiß-türkis-blauen Wasser, doch ausschließlich auf den Inseln im Südchinesischen Meer.
Schaut ins Bilderbuch unserer momentanen Realität:
Strandpromenade durch Urwaldvegetation,
Steininsel im Meer,
wie auf den Seychellen,
Kasuarienstrand,
Inselresort,
die kleine, von der großen Insel aus gesehen,
"unser" und der Strand von "Abdul's Place",
die schönen Wasser,
tropischer Fisch,
Fischtrawler,
die Mannschaft beim Baden und Kochen,
Abschiedsbild vom Jetty,
gespiegelt in einem metallenen Ballustradenball.
Schön war's und für die Augen ein Fest.
8. - 12. März 2013:
... die Ostküste weiter hinab bis Cherating, wo uns
unser Shipping Agent kontaktiert: Wir sollen vor dem 15. in Port
Klang sein, um den Papierkram zur Verschiffung anzugehen.
So scheint tatsächlich bald Schluss mit dem In-der-Welt-Herumvagabundieren.
Route: Terengganu (Karte), wo wir an einer Hoteldecke das
Kiblatzeichen finden,
das Richtung Osten nach Mekka zeigt, wohin sich
der Muslim verbeugt, Cherating (Karte)
Ja, es gibt kilometerlange palmbestandene Strände auf dem Festland,
doch sind sie meist nicht sehr einladend, weil mit Plastikmüll
und Einlassungen verschmutzt. Zudem säumen Industrieanlagen über
80 km die Küste, so dass wir nicht ans Wasser herankommen, Folge
der Ölförderung auf den Bohrinseln im Meer. In Chukai steht
ein Stahlwerk, in Paka das größte Stromkraftwerk des
Landes, in Kerteh die Ölraffinerie von Petronas, die ganze
Städte und Freizeitanlagen baut und deren Leuchtfeuer man sogar
auf den Perhentians sieht.
Doch der Strand um Cherating ist
wunderbar, und im
Tanjung Inn finden wir wieder einmal eine Oase, die
uns 5 Nächte zum Bleiben verführt. Ismail, dem die Anlage
gehört, ist in den 1960ern von hier nach Europa getrampt und
hat dann ein Vermögen mit dem Import von Mercedes-Fahrzeugen
gemacht. Das Areal mit altem Baumbestand ist parkähnlich
gestaltet, hat zwei Fischteiche, einen Lotuspond,
und beherbergt
Nashornvögel,
krokodilähnliche kiloschwere
Warane
und Horden von Weißaugenaffen unterschiedlicher Generationen, die
auf den Bäumen herumturnen, durch den Garten rasen und die
Gegend unsicher machen. Morgens um 6 wird man vom vielstimmigen
Urwaldvogelkonzert aus dem Schlaf in die schwüle Realität,
die den Europäer enorm Kraft kostet, gerufen. Vielleicht sind
wir deshalb auch ein bisschen froh, in absehbarer Zeit die Tropen
verlassen zu können.
13. - 26. März 2013: von Cherating nach Klang (Karte),
von Klang zurück nach Cherating, von Cherating zurück nach Klang
Dokumentation der Verschiffung des Lasters von den Westports von Klang/Malaysia nach Hamburg
ausgeführt von:
Jennifer Leong
Dreamweaver (Marketing for Alien Logistics)
Alien Logistics Sdn Bhd
Inhaber: Gavin Trapshah
T: +603 5021 9111
M: +6012 392 7298
W: http://www.alienlogistics.com
1. März: erster E-Mail-Kontakt:
We have a truck that needs to be shipped back to Germany:
Length: 6,00 m
Width: 2,30 m
Height: 3,30 m
Weight: 5,5 t
Of course it does not fit into a normal container, so it must be a so
called "flat rack container", that is open on the sides and
the top. The flat rack should have a flexible front or end wall so
that it is possible to drive the truck onto the container.
We would like to ship the truck at the end of March to any German
harbour (Bremerhaven; Hamburg whatever) from Penang or Port Klang in
Malaysia.
We would be glad if you could help us.
Please contact us by email as soon as possible.
Yours sincerely
Thomas F.
14. März: Treffen im Büro
Infos: Batteriepole müssen abgeklemmt, Tank, Reservekanister und
Gasflaschen geleert, Sprühdosen wie Bremsenreiniger etc. und Öl entfernt werden
Toiletten-Chemikalien dürfen im Laster bleiben
Versicherung sollte abgeschlossen werden
wir wollen Canvas/Tarpaulin zum Schutz gegen Wetter und Langfinger
die Agentur präferiert die Invoicebegleichung mit Online-Banking
Dokumente:
die Auftrags- und eine Haftungserklärung, dass der Laster keine
Gefahrengüter enthält, müssen unterzeichnet werden,
eine Kopie vom Internationalen, vom Nationalen
Führerschein, vom Carnet und vom Pass gehen an den Agenten
Einige Kommunikationsschnipsel im Verlauf des Kontakts:
Hi Thomas,
I'm still sourcing for ocean freight rates for the platform flat rack to
Hamburg, just wondering if you are keen to explore a Roll-on,
Roll-off option? The differences are:
RoRo
- RoRo sailing schedules are not as frequent as the flat rack
- Limited liners offering this service to Europe mainly to Intra-Asia & Indian Subcontinent
- You need to hand over the keys to the shipping line
- It may be a cheaper option, but if the sailing date is too far away, your hotel bill might not be worth it
Flat rack
- More frequent sailings, most are about once a week
- A bit more expensive in terms of port charges, ocean freight, etc
- More liners offer this option, so easier to find a good price
In the meantime, attached are the checklists for you for vehicle and
personal effect preparation. Happy reading & let me come back to
you with more info when I get it
Safe travels,
Jennifer Leong
Hi Thomas,
1. ok / will make the introduction to my partner in Hamburg closer to the shipping time
2. We will need to get some original signed documents from you about 5
working days before your ship comes in, so it would be great if you
could schedule KL to be 1-2 weeks before your chosen shipping date
so that we can meet and you can sign the documents before you continue
onwards. I prefer to work this way just in case your documents do not
reach us on time or get lost in transit - hope you can manage your
holiday around this...
3. For the flat rack, we are planning to use a platform (see http://www.foreign-trade.com/reference/ocean.cfm
for dimensions) with a removable platform to drive on. This platform has
an inner length of 6.07m which should be good for your truck
Ok, I am now preparing the checklist of the vehicle preparations and total charges
so that I can give you something to read when you are not driving
speak soon.
Warmest regards,
Jennifer Leong
The platform looks perfect. As soon as we know the shipping date, we'll
be in KL as you suggested.
Waiting for "something to read".
Yours sincerely
Thomas
Es wird schließlich ein 40-ft-Container, der nach oben offen ist, denn der Laster hat Überhöhe.
Sailing from Port Klang to Hamburg takes about 3 weeks, so we can actually
schedule your vehicle for departure on the 1st week of April and it should
reach on the 3rd week of April :) Meaning you get to relax & see more of
this part of the world!
Ok, let me get back to you this evening with the schedule beginning with the documentation.
Warmest regards,
Jennifer Leong
27. März:
Der Laster macht sich die letzten 30 km auf zum Zollhof in
Port Klang. Dort wird das Originalcarnet den Zoll-und Hafenbehörden
übergeben. Dann fährt Tom den Laster auf ein Flat Rack,
wo er vertäut wird und seinen schützenden blauen
Plastikmantel erhält. Bei alledem sind Jennifer
und Gavin
vor Ort dabei, überwachen und dokumentieren die Abwicklung.
Dear Jennifer and Gavin,
we were lucky having stumbled into you by chance. The visions, the
professional obsession as well as the professional affection of the
two of you make you a winning team.
Thank you for the quick and matter-of-fact responses, Jennifer, and for the
emotional sprinkles coming up here and there.
And thank you, Gavin, for the reasonable handling of our matter, but
also for your straight-forwardnesss and the motivation you convey on
the customer´s side. But most of all:
Thank you for the fire in the eyes of both of you.
Thomas and Verena
28. März:
Dear Thomas,
Please find enclosed the photos from the vehicle preparation,
very important is the number of belts used & the securing
of the tarpaulin onto the vehicle & the rack for protection against sea spray.
I will send you the invoice shortly, in another mail
Warmest regards,
Jennifer Leong
29./30. März 2013:
Wenn das Reiseziel erreicht,
die Lust auf Abenteuer gesättigt,
Hirn und Herz zum Bersten voll sind -
Wenn man kleinlich wird,
genervt, abgeschnürt,
manchmal sogar voyeuristisch -
Wenn die fremde Küche nicht mehr exotisch schmeckt,
die Abwässerkanäle die Nase nur noch beleidigen,
die Müllhinterlassenschaften das Wellness-Feeling dämpfen -
Wenn die Sonne den Scheitel brandrot färbt,
die Körperflüssigkeit ohne Anstrengung entweicht,
selbst das Meer hohes Fieber hat -
Wenn alles nicht mehr schnell genug geht,
professionell, effektiv
und Warten nur lästig ist -
DANN SOLLTE MAN ASIEN VERLASSEN.
Ja, wir freuen uns
auf frisch sprießendes Grün,
auf nach Wind duftende Wäsche,
auf Gartenarbeit und Frühlingsputz,
auf französische Cuisine und australischen Bin-Rotwein,
auf die hohe Altbauwohnung und das furztrockene Bett,
auf leichtes Frösteln und ein wenig Heizungsluft,
auf intellektuelle Kicks und kultivierte Essorgien,
auf sommerfrische kopftuchlose Frauen, wenn auch nicht auf shortsbekleidete Männerbeine,
auf unhygienisches Händeschütteln mit Freunden und Bekannten,
auf den freien Austausch von Freundlichkeiten und Wangenküssen zwischen den Geschlechtern...
KURZ: AUF DAHEIM ...
UND ...
NATÜRLICH AUF DIE NÄCHSTE REISE, DIESMAL NACH ...
... und bis der Laster in Hamburg abgeholt werden kann, was den Blog definitiv beendet, ...
ERSTENS: ULI, Blogadministrator und Schrauberfreund:
Uli, wir wissen, dass du manchmal arg von unserer technischen
Unbelecktheit genervt warst und von unserer Ungeduld, die uns - oft
eine Minute nach Versendung der Nachricht an dich - immer wieder den
Blog öffnen ließ, um zu sehen, ob du den Beitrag schon
eingestellt hattest.
So schriebst du am 20. September 2012:
Und ich kann im Serverlog immer sehen, von wo aus Ihr mein Tun kontrolliert.
Heute Nacht (Thu Sep 20 03:48:37 CEST 2012) war´s von hier:
http://geomaplookup.net/?ip=202.179.11.20
Und am 28. März 2013:
Arg! So viele einzelne Bilder und Texte in der Mail!
Ich weiß
schon, warum ich Euch das Zip-tool gebaut habe...
Dauert also ´nen
Moment, bis alles im Blog steht;
ist Handarbeit, und arbeiten muß
ich auch noch. :-)
DANKE, ULI, UNTER DEINER KURATEL WAR´S BLOGGEN HERAUSFORDERND, SCHNELL, LEISTUNGSORIENTIERT, ALSO EIN VOLLTREFFER.
AUCH ERSTENS:
SABINE, Kollegin, Caretakerin und Freundin:
Sabine, dass du den Gerichtsvollzieher und die gewaltsame Wohnungsöffnung verhindert
hast, war ein Akt von Größe. Nicht auszudenken, wenn wir
als brave Beamte statt lebenslanger Servilität Zweifel an
unserem Dienstherrn und seiner Fürsorgepflicht gehegt hätten.
Dass du unsere Wohnung besser kennst und mit den Nachbarn besser
zurecht kommst als wir, irritiert uns ein wenig. Wir dachten immer,
wir seien auch nett. Späßchen gemacht:
DANKE, SABINE, DASS DU ENTSCHEIDUNGEN GETROFFEN, MITGEDACHT UND UNS IN JEDER PHASE DER REISE BEGLEITET HAST.
ZWEITENS:
HERR UTHMANN, DANKE FÜR DIE VIELEN JAHRE NACHBARSCHAFTLICH-HARMONISCHEN NEBENEINANDERS.
AUCH ZWEITENS:
JÖRG, DU BIST NICHT NUR EIN GENIALER SCHREINER, SONDERN THÜRINGISCHER BALSAM FÜR HESSISCHE SEELEN.
UND MATHIAS, WANN ESSEN WIR WIEDER ´MAL GÄNSESTOPFLEBER?
Schließlich: IHR alle, die ihr unseren Blog verfolgt habt: WIR HATTEN NICHT ERWARTET, SO TREUE LESER AQUIRIEREN ZU KÖNNEN.
WIR SIND GEFLASHED.
24. April 2013
Wecker auf 6, 7.38 h OF ab mit Regio nach Fulda, umsteigen in ICE nach Hamburg Hbf, Ankunft
12.20. Taxi in das Hafengebiet Hamburg Süd
zur Spedition HTK SHIPPING AND LOGISTICS, dem deutschen Partner unserer malaiischen
ALIENS. Der Laster ist schon enttakelt, als wir eintreffen, hinter
ihm die berühmte Kulisse der Philharmonie.
Ratz-fatz ist der Papierkram erledigt, der Laster schwebt
wenig später in der
Luft, als er von 2 Gabelstablern vom Rack gehoben wird, und schon
stehen wir im Hamburger Hauptzollamt und warten auf - was,
eigentlich? Absolution. Doch es ist der Schichtwechsel, der das
Fortkommen hindert: Kafkaesk die hin und her huschenden grünen
Vollstrecker des Staates, die unbesetzten Schalter und die ergeben
wartenden Trucker. Dann: "Der Nächste, bitte." Nach
nur drei Minuten schiebt der Zöllner, der kleinwüchsige,
potentiell gemeine, tatsächlich das Carnet gestempelt über
den Tresen. Also keine Rampe, kein Blick ins Innere unseres Roten?
"Was wollen Sie noch?" "Nichts, ne, alles gut".
Letztendlich sind Spedition und Zoll in 3 Stunden abgewickelt, was
anscheinend nicht immer so ist, denn einem anderen Overlander haben
sie einen Monat zuvor das ganze Gefährt auseinander
genommen.
Jetzt auf weiter nach Norden, nach "Timma-spe"
oder "Timm-aspe" zu Eckart und Sylvia. Was für ein
Wiedersehen, nachdem wir uns im Russischen Altai bei km 773 erst- und
letztmalig getroffen haben.
Eck und Sylvia, die Nacht mit euch
war lang und nachhaltig. Selbst unsere Maschinen, der gelbe Magirus
und der rote Benz, haben sauromantisch und in schöner Harmonie
auf dem Harm-Gelände die Nacht miteinander verbracht. Ja,
der Besuch bei euch war ein würdiger Abschluss dieser
einzigartigen Reise. Wir bedanken uns für eure Gastfreundschaft,
die eifrigen und aufgeregten Gespräche und das harmonische
Good-Bye.
25. April
Tatendurstig zieht´s uns nach
Süden. In Hameln flanieren wir in der wärmenden
Frühlingssonne durch die Altstadtgassen, Schloss Fürstenberg
macht uns keinen Geschmack, wir bleiben in Bad Karlshafen, wo wir auf
einem Campingplatz direkt am Weserufer stehen. Gegenüber liegt
die "Flotte Weser", die tagsüber auf dem Fluss
Urlauber von Hameln bis hierher bringt. Unser Standplatz etwas
abseits weckt vertraute Gefühle von Freiheit und Erinnerungen an
die unendliche Weite der Mongolei, wo wir nur ein Pünktchen in
der Landschaft waren. Doch vergehen uns die großen Gefühle
am nächsten Morgen, weil der penetrante Campingplatzmief uns am
anderen Morgen mächtig anstinkt: Otto geht mit blauweißem
Bademantel und Kulturbeutel gen Sanitär und schlurft wenig
später in einer Rasierwasserwolke über den Platz, Paula
marschiert in Hausschuhen zur desinfizierten Duschkabine, Karl hat
die BILD im Arm, Erna lässt den Hund am Weserufer ins Gras
kacken. All das tun TV nicht: Sie haben weder Kulturbeutel, noch
Rasierwasser, noch Hausschuhe, noch Pudel und lesen auch nicht die
BILD. Zudem gibt´s keinen Fußabstreifer vor ihrer Tür,
denn der Laster ist keine Tupperware, sondern ein eisernes
Technikdenkmal. Deshalb und weil sie in Lederjacken und Lederstiefeln
zur morgendlichen Toilette schreiten, trifft sie eine Welle von
Feindschaft. Die Langzeit-Camperin im Damen-Sanitärbereich
bleibt ostentativ stehen und schaut mir beim Auflegen meines
rot-schwarzfarbenen Lip-Gloss-Layers zu, bis ich sie erotisch
anlächle, dann dreht sie sich kopfschüttelnd weg. Der Herr
mit Brötchentüte, jünger als ich, erwartet ein
militärisches "Guten Morgen". Stattdessen schaue ich
ihm streng in die Augen. Natürlich verliert er den Kampf. Alte
Lehrermanier. Und Tom, mit seinem "Filterkaffee-to-go" in
der Hand vor der im Koffer aufgehängten Weltkarte stehend,
räsoniert im Angesicht der wabbernden braunen Rassistenbrühe
um uns herum : "Da riechen wir noch so schön
schwül-malaiisch und müssen so enden." Ja, Tom, recht
hast du. Keine Palmen, keine Lebensleichtigkeit gibt es, kein
kosmopolitischer Geist weht hier. Selbst der Rotwein der Hausmarke
"Camperblut" atmet rechtes Deutschtum. Doch REWE half
gestern Abend mit einem vollmundigen Bordeaux aus. Hoch lebe die
erfolgreiche Lebensmittelkette.
26. April
Unser Laster ist wieder in OF.
FEIN GESCHNURRT HAST DU UNTER DEINEM HERRN, UNS
34.000 KM ÜBER STOCK UND STEIN GETRAGEN. HAST NIE GEMUCKT, DICH
GESCHÜTTELT WIE EIN WILDER GAUL, VERWUNDEN WIE EINE CHINESISCHE
KUNSTTÄNZERIN. HAST GEFROREN UND GESCHWITZT. WARST MIT DEINEN 15
LITERN AUF 100 KM MAßVOLLER DIESELTRINKER. DEINE TREUEN
LEUCHTENDEN AUGEN HABEN UNS IMMER GESTÄRKT UND MOTIVIERT. NUN
BIST DU ZUGESAUT MIT SAND, LEHM UND FETT UND HAST VERLOREN DEINEN
GLANZ. ABER VIELLEICHT GIBT IHN DIR TOM EINES TAGES WIEDER ZURÜCK???
BIS ZUR NÄCHSTEN GROßEN TOUR.
TV
27. April
In der Schrauberhalle das Wiedersehen mit Gleichgesinnten
und Vintage Cars.
Dort lässt´s sich verweilen die nächsten
3 Jahre. Und es gibt viel zu tun.
JUNGS, BEHANDELT UNSER
SCHMUCKSTÜCK GUT, WENN IHR AN IHM SCHRAUBT.
So - und nun geht´s in die Produktionsphase von Film und Buch. Der
Lasterkalender für die Freunde ist bereits im Kasten.
18. Dezember 2013
Facts and figures:
- den Laster für 13.000€ gekauft und für noch einmal 5.000€ reisefertig gemacht
- 650€ p.p. in Visa, Einladungen und Permits umgesetzt
- 500€ p.p. für Impfungen und die Reiseapotheke ausgegeben
- 34.000 Kilometer zurückgelegt
- 5.200 Liter Diesel, durchschnittlich 15.1 l verbraucht und ca. 0.80 € pro Liter, insgesamt 4.300€ dafür bezahlt
- 13 Länder (Tschechische Republik, Polen, Ukraine, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan, Mongolei, China, Laos, Kambodscha, Thailand, Malaysia) bereist
- 11 Visa (für Russland, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan, Mongolei, China, Laos, Kambodscha, Thailand, Malaysia) in 2 Pässe p.p. bekommen
- 16 Grenzen (BRD/CZ, CZ/PL, PL/UA, UA/RUS, RUS/KZ, KZ/UZ, UZ/KS, KS/KZ, KZ/RUS, RUS/MNG, MNG/RC, RC/LAO, LAO/T, T/KH, KH/T, T/MAL) überschritten
- Euro in 13 Währungen (Koruna, Zloty, Griwna, Rubel, Tenge, usbekische Som, kirgisische Som, Tugrik, Yuan/Renminbi, Kip, Baht, Riel, Ringgit) getauscht
- in 9 Monaten 45.000€, davon 5.600€ für die chinesische Reiseagentur und den Guide und 10.000€ für die Verschiffung, also 5.000 €pro Monat gebraucht
- Ersatzrad nach bereits 6.000km verloren, den Rest OHNE gefahren
- 70 Liter Motoröl (inkl. viermal Ölwechsel) verbrannt
- NULL Tage in Werkstätten verbracht
- an der Weigh Station in Malaysia den Laster 5.7t schwer befunden
- ungefähr 10 Overlander getroffen
- 5.300 Fotos gemacht und 400 zu Hause in einem Lasterkalender für die Schrauberfreunde und einem Buch sichtbar gemacht
- fast 10.000 Besucher im Blog angezogen
So, und dann gibt's noch 'ne Nachricht:
Mein Reisebuch OFF-ROT GEN OSTEN ist fertig und liegt physikalisch vor mir.
Es hat 416 Seiten, wiegt 1680 Gramm und kostet als Hardcover und in 150g schwerem
Papier mit Versand 187€.
Wenn die Bestellung über uns läuft, kriegen wir bei 10 Exemplaren 10% Rabatt.
Wer Interesse am Buch hat, kann uns über folgende Email-Adresse erreichen: fuchskirst@web.de
Hier ist das schöne Teil:
Wer mag, kann das Buch auch als PDF herunterladen. Es gibt zwei Versionen:
Standard (Größe 70MB)
und
für Fotopuristen (Größe 210MB)
18. Februar 2014
Nach Kalender und Buch sind wir nun mit unserem Filmprojekt zu Gange und haben bereits den Eingangstrailer
und 5 Minuten Usbekistan produziert. Pro Minute brauchen wir etwa 3 Stunden ohne Berücksichtigung der
Zeit für das Löschen unbrauchbarer Clips aus dem Original und für die Musikauswahl.
Kurz: 10 Minuten Film fressen zwei Wochenarbeitszeiten - natürlich neben der Arbeit.
8 Länder werden wir dokumentieren, macht bei 10 Minuten Film für jedes Land 80 Minuten,
also 240 Stunden reine Schneide- und Gestaltungszeit, wobei der Mongolei, weil sie das schönste
Reiseziel war, bestimmt 20 Minuten gewidmet sein werden. Aus dieser Rechnung könnt ihr ableiten,
wann etwa der Film in Rohfassung vorliegen wird.
Also: Erste Vorführungen für Freunde
werden wahrscheinlich Ende Juni/Anfang Juli stattfinden.
Als Amuse-gueule hat Uli, unser Blogadministrator, die ersten 70 Sekunden in YouTube eingestellt.
Guckst du hier: Teaser
13. Januar 2015
Jippi, unsere DVD zur Asienreise ist endlich so, wie wir es uns gewünscht haben.
Dokumentiert sind die schönsten Impressionen von Usbekistan, Kirgistan, Ostkasachstan, der Mongolei, China, Laos, Kambodscha, Thailand und Malaysia, zudem die Verschiffung von Port Klang nach Hamburg.
Die DVD ist professionell im Design, 90 Minuten lang, mit schöner Musik unterlegt und kostet 20 €.
Solltet Ihr ein Exemplar haben wollen, könnt Ihr es unter fuchskirst@web.de ordern.
Wir bedanken uns tausendfach und immer wieder bei allen guten Seelen der Hanauer Halle, also bei Uli, u.a. unser Blogadministrator, Thomas, Boris, dem Schwalbacher Mathias, natürlich bei Euch für Eure Treue sowie Euer Interesse und sagen fürs erste "Tschau".
TV
19. September 2015
So, jetzt gibt's noch eine Veranstaltungsankündigung:
Am Sonntag, den 11. Oktober um 11 Uhr findet in der Gaststätte Wiener Hof in Bieber ein Filmbrunch zu unserer Asienreise statt. Im Anschluss an die Veranstaltung leitet Thomas Sieben, ein alter Freund von Tom, mit rockigen Rhythmen die Vorabendentspannung ein. Näheres erfahrt ihr hier. Dort kann man auch Plätze reservieren, wenn man denn will.
Wenn ihr Lust habt, ...
TV
Um den kompletten zurückgelegten Weg mit Bildern in einer Karte zu sehen:
Hier klicken!
Diese Seite entsteht während der Reise und ist daher etwas knapp gehalten.