DER YUKON - Gold Rush Trail
Von Whitehorse an folgen wir dem Yukon River, dem Gold Rush Trail, natürlich auf der Straße, dem Klondike Highway - bis Dawson City, dessen Abraumhalden der Minen kilometerlang an uns vorbeiziehen. Da wir weder in irgendeinem öffentlichen Claim aufs Goldwaschen einer Pfanne Pay Dirt aus sind, um an Nuggets oder Flakes zu kommen, noch auf Can-Can Girls, ist Dawson City mit seinen Boardwalks über den löchrigen Staubstraßen eher Wild West Inszenierung. Bequem für den Overlander ist, dass man im Yukon für 12 CAD, also für 8.50 € in den provinzeigenen Campgrounds stehen kann - inklusive Feuerholz, was wir weidlich nutzen. Natürlich ist es nur „Dry Camping“, das die Provinz dem RV-Reisenden so günstig bietet, aber die Plätze sind landschaftlich exquisit, weil sie, wie beispielsweise der Fox Lake (#1, #2, #3, #4), an den schönsten Flecken liegen. Der Top-of-the-World Highway bildet für uns den Übergang nach Alaska, also den ersten Grenzübergang mit dem Laster in die USA. Wir sind in 3 Minuten abgefertigt: „Enjoy.“ Perfekt.
Davor lernen wir Goldgräbergeschichte: Nachrichten von Goldfunden im Bonanza Creek lösten im Winter 1897/98 das Klondike-Fieber nach Dawson aus, wo der Bonanza Creek, der Klondike und der Yukon River zusammenfließen. 100.000 Menschen machten sich auf den Weg nach Dawson, 30.000 schafften es, dort anzukommen. „Stampeders“ heißen hier oben die Goldrauschmigranten, ganz getreu dem Wortsinn, dass sie wie Vieh im Herdentrieb unbremsbar in eine Richtung streben. Eigentlich kein adaequater Begriff für Menschen, die ihr Glück suchen. „Prospektoren" ist das feinere Synonym, wenn auch letztendlich genauso tragisch für die, die zu spät kamen und unter menschenunwürdigen Bedingungen für die erfolgreichen Claimbesitzer, die im Jahre 1900 z.B. 34.000 kg Gold aus den Bächen waschen ließen, arbeiten mussten. Die Zeltplanen, unter denen sie hausten, kosteten zudem Miete, die an den Claimbesitzer abzuführen war. Die Anreise war für die, die von Haines und Skagway, also fremdem Territorium kamen, höchst beschwerlich, mussten sie doch, um im Mai, wenn der Klondike wieder eisfrei war, dort anzukommen, im Winter den 1070 m hohen Chillkoot Pass überwinden, dies mit der von kanadischer Seite geforderten Tonne Einjahresvorrat an Lebensmitteln, Ausrüstung und Kleidung (Ton of Goods), wovon ein Wandgemälde in Whitehorse erzählt. Die Einhaltung dieser Forderung wurde auf der Passhöhe akribisch kontrolliert. Am Lake Bennett dann wurden Holzboote und Flöße gebaut, um zum Klondike und weiter nach Dawson zu gelangen. Die Stadt wuchs bis 1899 auf 30.000 Einwohner an und war berühmt-berüchtigt dafür, dass man allen Lastern der Welt frönen konnte. Dazu gehörten auch Damen, die Männer mit allem Möglichen animierten. Obwohl er sein Glück fand, beklagt einer in einem Wandgedicht in Dawson, dass Gold allein nicht glücklich mache. Bereits 3 Jahre nach den ersten Goldfunden war die Handgoldwäsche überholt. Stattdessen pflügten Eimerkettenschwimmbagger durchs Gelände, die in ohrenbetäubendem Lärm das Gestein vom Gold trennten und den Prozess der Trennung verfeinerten, indem sie das Edelgestein noch einmal mit Quecksilber durchspülten. Die hoch giftigen Hinterlassenschaften der Goldernte waren dann nicht mehr interessant für den Claimbesitzer. Ob heute noch Quecksilberspülungen praktiziert werden, können wir vor Ort nicht recherchieren.
Später in Fairbanks treffen wir auf einen modernen deutschstämmigen Goldgräber: Karsten ist Claimbesitzer und beutet sein Territorium 3 Monate im Jahr mit schwerem Gerät aus. Er weiß natürlich, nachdem er den Boden hat untersuchen lassen, dass da allerhand liegt. Dennoch hat er es nicht eilig; das Gold läuft ihm ja nicht davon. Seine Mine ist nördlich von Fairbanks, wo er Wochen zubringt - in unwegsamem Gelände, in Morast und unter schwersten Wetterbedingungen. Aber es lohnt sich, wie er sagt. Zudem hat er einen zweiten Beruf: Er ist Pilot bei einer Cargoluftlinie aus Holland, und er hat Schlittenhunde, die er im Winter mit geschmuggeltem Hühnerfett aus dem Yukon füttert. Ihm gefällt immer noch, dass er einen anderen Lebensweg gehen kann als den eines zum Erfolg gezwungenen, täglich in Konkurrenz stehenden Intellektuellen in Europa.
Und während Anfang August wilde Blumen wie Fireweed, Cottongrass, Indian Paintbrush, Foxtail Barley, Wooly Lousewort und Arctic Lupine in voller Blüte stehen, erleben wir auf der Rückreise auf dem Alaska Highway von der alaskanischen Grenze nach Watson Lake sonnige, milde und stille Herbsttage. Saisonende - auch in der Natur.
Aktuelle Info für Reisende, die den Dempster nach Inuvik fahren wollen: Der Highway ist aufgrund der seit 3 Wochen anhaltenden Regenfälle nicht mehr befahrbar. Menschen sitzen fest, weil der Fährbetrieb über die beiden Flüsse eingestellt ist. Und man befürchtet noch Schlimmeres, denn der Highway verläuft erhöht auf einer isolierenden Schotterschicht über Permafrostboden mit Soft Shoulders, und auf den Regen soll die Kälte kommen.
Erstellt am Montag, 29. August 2016
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