IGLOOLIK ISLAND, Nunavut - WOW!
3. - 9. Juli 2016
Far to the North
in a land called Nunavut
is a mountain one thousand miles high.
Once in a thousand years
a raven comes to sharpen her beak.
When the mountain has been worn smooth
with the surface of the earth
A moment of eternity will have passed.
(Inuit-Aphorismus über Zeit und Ewigkeit)
Igloolik Island ist für uns die „Mongolei des Nordens“, sind Mongolei und Arktis doch Schwestern, was die Unendlichkeit des Horizonts, die Menschenleere weiter Landesteile, die Widrigkeiten der Natur und der asiatische Menschenschlag angeht. Ja, man misst bis zu 63 Minusgraden während des Winters hier, der 9 Monate und manchmal länger währt oder früher beginnt, wie man uns sagt. 9 Wochen ist es nur Nacht, 9 Wochen nur Tag, die Flora ist kleinwüchsig und eiserprobt, die Fauna, also Wal, Bär, Robbe und Walross schützen sich mit Fell oder Haut gegen die Kälte, der Mensch auch, und bei Windchill und Nässe mit Softshell- und wasserdichter Kleidung. Natürlich sind die Farbspiele der Natur in beiden Weltgegenden konträr: Dort waren es die braun-schwarzen Wolkenberge, die herbstlich-orange gefärbten Lärchen, die weiten Steppen und die dunkel-bedrohlich aufragenden Berge, die uns bis heute nicht loslassen, hier sind es an erster Stelle und über allem die Floe-Edge-/Packeis-Farben, die uns ewig in Erinnerung bleiben werden, also das makellose Silberweiß des Eises oberhalb und milchige Türkisgrün unterhalb der Wasseroberfläche, die es nur Anfang, vielleicht noch Mitte Juli gibt und die sich in keiner Goethe´schen Farbpalette finden, dann die unwirkliche Bläue von Wasser und Himmel, weiter der Geruch von Meer und Fisch im Foxe Basin, von Tang, Gänsekot und Kadavern auf den Inseln und schließlich das momentan ewige Licht, das dieses Naturgemälde so in Szene setzt, dass wir kaum Schlaf finden, befürchtend, es könnte der letzte Blick sein, und bedauernd, dass wir nicht alle 150 Stunden wach bleiben können.
Und das ist unser Camp, direkt am Eis gelegen, und da die Bay noch zugefroren ist, überqueren wir sie mit Schlitten. Wunderbare erste Begegnung mit diesem unbekannten Winkel der Welt. Und die Inuksuit/Steingetürme über dem 2.500 Einwohner zählenden Ort Igloolik (Bild, Karte) zeigen uns den Weg zu den Zelten.
Unsere Arctic Kingdom-Mannschaft ist:
die beiden Inuit-Kapitäne Pakak und sein Sohn Terry,
unser Guide Dave,
Mädchen für alles, Entertainer und Gitarrenspieler Simon,
unser Sternekoch Jason (s. seinen Gourmet-Reiselog www.edibleadventuretravel.com),
der zusammen mit Bryan unsere Gaumen mit köstlichsten Delikatessen u.a. lokalem Lachs/Char verwöhnt.
Thanks to the six of you
for leading us safely through the freezing waters and showing us the Kings of the Arctic,
for your care and attention,
for your sense of humor and the music,
for the eye-catching and mouth-watering meals,
and for the last good bye at Igloolik airport.
We will definitely never forget you as long as we live.
Dann sind da noch sieben Gäste (#1, #2), unter ihnen Tom und Verena, allesamt mit roten Floating Suits gegen Windchill und Nässe, mit Gummistiefeln, Handschuhen, Mützen und Schals ausgestattet. Den Mund-Nasen-Hals-Schal zieht man über den Kopf und deckt bei Bedarf auch Mund und Nase damit zu, wie man es bei Antonio sieht. Natürlich braucht man nicht nur das: Unter dem Floater gilt das Layer-Prinzip, heißt, dass mehrere Lagen Kleidung am Mann getragen werden, damit man allen Wettern trotzen kann. Floater und Stiefel sind sauschwer, etwa 3 Kilo, schätzen wir, weshalb man schwerfällig wie ein Eskimo geht. Ähnlich beschwerlich muss Fortbewegung im Alter sein, philosophieren wir.
Schneemobile und Boote gehören den Inuit, die die Lebenswidrigkeiten kennen und genau wissen, wie und wann die Wale ziehen, und wo man möglicherweise auf dem Packeis Walrösser, Robben und Eisbären sehen kann. Sie haben auch das Knowhow, uns wieder aus den treibenden Eisschollenfeldern herauszumanövrieren, auf denen wir, während wir zu Mittag gegessen haben, um vielleicht 2 km abgedriftet sind und die uns inzwischen eingeschlossen haben. So treiben wir mit Mann und Maus, einschließlich unserer Toilet-to-go dahin. Einfach einmalig, wenn man bedenkt, dass alles, was wir tun, in Europa verboten würde, weil viel zu gefährlich, denn das kleinste menschliche Versagen ist hier bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt absolut tödlich.
Von allem anderen, was wir im Foxe Basin, auf Tangle und Rowley Island, den North Ooglit und Manning Islands gesehen haben, sollen euch ein paar Fotos erzählen:
von Eisbergen (#1, #2) und Eisblumen, von Felsen- und Sandinseln und von Gänsen, die ihre Eier auf Eiderdaunenbetten ausbrüten.
Und wie so sehnlich erhofft, haben wir tatsächlich Eisbären (#1, #2), Walrösser (#1, #2), Wale (#1, #2) und Robben gesehen.
NOCH NIE
Noch nie haben wir solche Eisgemälde gesehen,
noch nie hat uns das Flattern von Zeltwänden in den Schlaf gesungen,
noch nie haben wir auf Eisschollen gespeist,
noch nie sind wir dabei irgendwohin getrieben,
noch nie war es tagelang anhaltend hell,
noch nie sind wir Hunderte von Kilometern über eiskaltes Wasser geglitten,
noch nie haben wir Floating Suits getragen und wie Marsmenschen ausgesehen,
noch nie waren wir soweit oben im Norden,
noch nie waren wir so glücklich,
so zufrieden,
so im Einklang mit der Natur und den Menschen
… außer in der Mongolei.
entstanden am 10. Juli 2016
Nachtrag:
Erstellt am Sonntag, 10. Juli 2016
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