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to the land of plenty

FORTSETZUNG UTAH

Zweites Abenteuer: Shafer Trail - Potash Road bis Highway 191

Ganz schön steil von der Mesa hinab durch eine herrliche Redrock-Landschaft zum Colorado River, dann an der Potash Road entlang, wo Wasser in den potaschehaltigen Fels zunächst hinein- und dann in große Wasserbecken zurückgepumpt wird, denen ein blauer Farbstoff zugesetzt wird, der die Verdunstung beschleunigt, so dass das Salz relativ schnell mit laserbetriebenen Schaufelbaggern geerntet und in Düngemittel transformiert werden kann.

Beide gefahrenen Off-Road-Strecken haben gleichermaßen das nördliche Island in the Sky-Gebiet als Ausgangspunkt.

Vom Canyonlands NP fahren wir nach Mesa Verde/Colorado und von dort zum Monument Valley/Arizona. Abends stehen wir wieder in Utah, dort am Goosenecks State Park, einem Tribal Campground. Nur gut der Blick von der Abbruchkante tief hinab in den Fluss, der Weitblick über die Mesa bis hin zum Monument Valley und das Lagerfeuer vor dramatischer Wetterkulisse im Stein-Pit. Ganz großes Kino, so groß, dass nach dem überschwänglichen Erlebnis meine Kamera im glühend-heißen Feuer landet. Wie das? Prasselndes Feuer macht Funken und Asche, die ich von den Anglerstühlen klopfen will. Klack, klack, klack, und meine feuerrote Olympus Tough landet inmitten der Gut. Erst später beim Check vor der Nacht sichtet Tom sie als rotes, verschmolzenes, stinkendes Plastikteil im Teufelsofen. Gar nicht tough. Glücklicherweise ist der Chip unversehrt, so dass die Bilder bis dahin intakt sind. Schwere Fotographierentsagung für mich. Das Handy leistet Ersatz, aber nur als Second-Rater. Reisefreud und Reiseleid am gleichen Ort, zur gleichen Zeit, aber weiter geht´s:

Natural Bridges: Es gibt einen Bridge View Loop Drive, der die 3 natürlichen Felsbrücken Sipapu, Kachina und Owachomo abfährt, der aber die Gewaltigkeit der Felsbögen nicht einmal ansatzweise offenbart. Manche Besucher, die nicht auf einem der Fußwege einmal hinab gehen, sehen die Brücken schon gar nicht.
Bridges sind Flüsse überspannende und von ihnen geformte Felsbrücken, die dergestalt entstehen, dass der Fluss an den Schlaufen solang den Fels ausspült, bis dieser der Wasserkraft nicht mehr widerstehen kann und an einer Stelle durchlässig wird. Dann hat der Fels verloren, denn der Fluss bricht sich schließlich Bahn und spart sich den Schlaufenumweg, fließt also gerade weiter und formt ihn in Jahrmillionen zum Brückenbogen.
Wir erkunden die Owachomo-Brücke auf steilem Trail durch die Felslandschaft bis hinab an den Felsbogen. Mächtig, hoch und ausladend das Naturdenkmal, obwohl immer filigraner werdend und sich schließlich in weiteren Jahrmillionen in Sedimente auflösend. Erosion als formende und zerstörerische Kraft in einem.

Capitol Reef: Die Hickman Bridge steht der Owachomo Bridge nicht nach und ist genauso beschwerlich, diesmal steil bergauf zu erreichen.

Natur-Neuschwanstein Bryce Canyon mit seinen Hoodoos, von oben (#1, #2, #3, #4) und auf dem Navajo Loop Trail (#1, #2), der vom Sunset Point startet: Der Bryce ist eigentlich kein Canyon, sondern eine Ansammlung von 14 Amphitheatern sogenannter Hoodoos, orange-adobenfarbener Felsfinger mit Sandsteinquaderhüten, die in unterschiedlichen Plateaulöchern stehen. Eine wunderbar unwirkliche Landschaft, bunt wie Disneyland.

Grand Staircase Escalante: Die Cottonwood Canyon Road (#1, #2) mit dem mächtigen Grosvenor Arch quert den Park von Nord nach Süd. Super Off-road-Strecke, doch abends am Lone Rock an den Ufern des Lake Powell stellt ein Lasterbewunderer Öltröpfchen am Hinterteil fest: „You´ve got a problem.“ (27b_20) Ja, der Gelenkwelleneingang an der Hinterachse ist undicht. So muss Uli noch einmal Back Officer sein.

Glen Canyon: Was für ein Standplatz - mit einer im Abendlicht sanft leuchtenden orange-weißen Steinskulptur inmitten eines Tuff-Amphitheaters, dazu im Sand Wachholder, Picknicktisch mit Bänken und Feuerstelle. Arg romantisch.

Coral Pink Sand Dunes: Wochenend-Playground für Sanddünen-ATV-Fahrer, Sanddünen-Boarder und Deer-Hunter in grell orangenem Outfit, denn das Wild erkennt diese Farbe nicht, wie wir von Hans in Langley gelernt haben. Morgens um 6 auf BLM-Land in freiem Feld sind wir umgeben von neugierigen Jägern. Uns stört´s nicht.

Zion auf der Durchfahrt (#1, #2): Wir verweigern den Kontakt mit den Menschenmassen, die mindestens eine halbe Stunde für die überfüllten Shuttle-Busse anstehen müssen, denn privater Autoverkehr ist auf dem Zion Canyon Scenic Drive nicht erlaubt. Der südliche Ausgang, durch den wir den Park verlassen, ist über Kilometer eine einzige Hotel-, Souvenir-, Ess- und Shopping Mall, die alle Kaufbedürfnisse bedient. Nur weg hier. Deshalb null Erlebnis, nur den Rat, hier ganz zuletzt herzukommen, denn es gibt beeindruckendere Naturwunder als den Zion.

Ein paar Be-Merkungen:

Jetzt, wo wir bald am Ende unserer US-NP-Tour sind, fragen wir uns, wo das schwarze Amerika geblieben ist. Wir sind der ganzen Welt - Russen, Chinesen, Europäern, weißen Einheimischen, Latinos, aber nur einer Handvoll Schwarzer begegnet.

Am 22. Oktober sind wir mit Nevada im Staat der Wüsten, Palmen, Kakteen und auberginroter Kaktusfrüchte angekommen, von denen wir 20 ernten und in Fünfergruppen mit Yoghurt verspeisen, was gleichermaßen Augen- und Magenschmaus ist. Natürlich geht die Ernte nicht schmerzfrei aus, wehrt sich doch die Frucht mit Stacheln und Stachelhärchen gegen ihre Ausbeutung. Am 23. Oktober messen wir um Mitternacht 22.8 °, nachdem wir zwei Tage zuvor im Grand Canyon nachts einmal 2.7 und anderntags 4.7 Minusgrade hatten.

„Easy Rider“, also alles ausradieren, was anders ist, scheint uns überhaupt nicht mehr irreal.

4 recht eindrückliche Begegnungen mit weißen US-Bürgern:

Einer pisst uns regelrecht an, als er, uns auf der Interstate 15 überholend und schneidend, seinen Abwassertank ablässt, also uns kurzfristig „blind“ macht vor lauter Greywater-Spray.

Die State-Park-Tussy am Eingang zum Quail Creek Campground hat überhaupt keine Lust, behilflich zu sein, ebenso wenig wie der kurz angebundene Ranger im Visitor Centre von Mesa Verde, der aber alle Zeit der Welt hat, mit einer kinder-quengeligen Familie über zukünftige Urlaubsplanungen zu parlieren, und uns damit warten zu lassen.

Rob aus Portland, den wir mehrmals treffen, opfert uns trotz First-come-first-served-Prinzip nationaler Loyalität, wenn er, als Tom den Loop fährt, um rückwärts einzuparken und niemanden zu behindern, einen Landsmann auf den letzten freien Platz fahren lässt, obwohl er uns dort 15 Minuten lang mit inhaltsleerem Gekäse aufgehalten hat. Rückgratloser Feigling ohne jede Ethik.

Auf dem Horsethief Campground im Canyonlands NP stellt sich einer im Einvernehmen mit dem dortigen deutschstämmigen Ranger einfach auf unseren morgens bezahlten und belegten Platz. Ich hatte fälschlicherweise Sept., statt Oktober 6/7 auf den Self-Registration-Briefumschlag geschrieben. Wir mussten trotz US-Dollars weichen, obwohl der Ranger den Fall leicht hätte aufklären können. Er hatte ja 15 Dollar zu viel in seinem Deposit. Aber physische Gegenwart und ein Mensch in Funktion behalten hier immer recht. Zudem könnte der Zettel ja tatsächlich schon einen Monat hängen, so der freche Besetzer. Wahrlich, so sah das Permit auch aus in seiner makellosen Unbenutztheit und nach einem Monat „Campground full“-Anzeigen. Lügen über Lügen wie in unseren ersten Tagen in Idaho bei der Begegnung mit der State Police.

Erstellt am Sonntag, 30. Oktober 2016
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