headerimage

TV outbound
to the land of plenty

Janusgesichtiges COSTA RICA - hochpreisige Top-Destination und heruntergekommener Abhänge-Platz, entsprechend: krimineller Hotspot und Hinterhofidylle

1. - 15. März 2017, gefahrene Kilometer: ca. 950

Einreisegrenze Penas Blancas: kostenlose Desinfektion und Einstempelung der Pässe mit 90 Tagen Aufenthaltsgenehmigung, Kopie von Führerschein, Fahrzeugpapieren und der Passseite mit dem Einreisestempel in CR vom Fahrzeughalter = 1 US$, Versicherung 40 US$

Sicherheit
Die Armenhäusler-Länder liegen hinter uns, das vermeintlich sicherste Land Costa Rica vor uns, doch Reisende, Einheimische und Auswärtiges Amt sind sich einig, dass man hier, für uns kurz vor der Zielgeraden, aller wertvollen Dinge verlustig gehen kann. Ein Overlander, der uns vorausfährt, schreibt:
An der harmlos erscheinenden Playa Hermosa auf der Nicoya-Halbinsel stellten wir unseren Camper ab und mussten erfahren, dass man auch in einer halben Stunde Abwesenheit beraubt werden kann. Das Türschloss war demoliert, der Einstieg erfolgte aber durch die Seitenfenster. Auch ohne den alten, aber nützlichen Laptop, ein paar US-Dollar, die Ersatzspiegelreflexausrüstung und einige andere Dinge geht die Reise weiter.

Guido von der Finca Cañas Castilla, unserem ersten Standplatz in CR, beantwortet unsere Frage nach Sicherheit in CR lapidar:
Weiß man doch, dass die Touristen bei uns beklaut werden. Einer sogar zweimal in 24 Stunden, davon einmal unmittelbar vor der Polizeistation.

Und das AA warnt:
In den letzten Monaten ist eine Zunahme von Raubüberfällen feststellbar. Besonders ausländische Staatsangehörige sind vermehrt Ziel von bewaffneten Raubüberfällen. Gepäck sollte man nie, auch nicht in abgeschlossenen Fahrzeugen unbeaufsichtigt lassen und Fahrzeuge nur auf gut eingezäunten und bewachten Parkplätzen (parqueo publico) abstellen. Selbst im Kfz gelassene, nicht sichtbare elektronische Geräte werden von den Dieben mit Scannern aufgespürt und entwendet. Auch bei Tageslicht und bei nur geringer Entfernung vom Fahrer werden Autos, insbesondere Mietwagen aufgebrochen und Gepäckstücke entwendet. An Ampeln oder in dichtem Verkehr werden Autoscheiben von Mietwagen eingeschlagen, um an das auf dem Beifahrer- oder Rücksitz befindliche Gepäck heranzukommen. Es wird dringend davon abgeraten, sich bei bewaffneten Überfällen zur Wehr zu setzen, da sich viele Täter nicht scheuen, von der Waffe Gebrauch zu machen.
Nicht zu vergessen den Plattfuß-Trick in 3 Varianten: Man wird um Hilfe gebeten, weil einer einen Platten hat, oder man wird auf einen Platten am eigenen Fahrzeug hingewiesen und bekommt Hilfe angeboten, oder ein Plattfuß wird wirklich verursacht - alle drei, arrangierter, angezeigter wie vollzogener Plattfußtrick, dienen gleichermaßen dem Ziel, den Fremden auszurauben.
Deshalb sind wir uns einig: In einer Gefahrenlage machen wir Sirene und Blaulicht an.
Weshalb, fragt man sich, gilt CR als sicherstes und schönstes zentralamerikanisches Land?

  • Weil die Tourismusindustrie das so will, denn wir lesen, dass der Tourismus mehr Geld in private und öffentliche Kassen spült als alle Exporte zusammen, und
  • weil Belize, Guatemala, Honduras und Panama aufgrund der fehlenden Infrastruktur (nur die Panamericana ist durchgehend geteert ) nicht Ziele von Pauschaltouristen sind, also auch nicht als sicher verkauft werden müssen. In Wahrheit ist Guatemala das spannendere Land.

Allerlei
Costa-ricanische Währung ist der Colón, Pl. Colónes. 1.000 Colónes sind 1,70 €. Neben der einheimischen ist der US$ gleichwertige Währung. Ja, ja, aber 1.000 Colónes werden landesweit mit 2 US$ abgerechnet, sind aber nur 1.80 US$ wert. Deshalb lieber in einheimischer Währung zahlen. Insgesamt sind die Preise saftig, auf europäischem Niveau. Man kann an vielen ATMs nur 50.000 ziehen, entsprechend 83 €. Im Land herrscht Goldgräberstimmung, denn gerade der hochpreisige Tourismus boomt. Straßen-, Hinweisschilder und Werbung sind allgegenwärtig. CR ist das erste mittelamerikanische Land mit Müllentsorgung. Die Zeit der Aqua-Purificado-Kanister ist für uns vorbei. Trinkwasser gibt´s wieder aus dem Hahn. Topes bzw. Túmulos hat´s nur noch vereinzelt. Die Tiendas heißen hier Sodas, der Maxi Pali Mega Super.

Unsere CR-Highlights

Nicoya-Halbinsel
Auf Ottos unaufgeräumtem Grundstück an der Playa Avellanas stehen wir direkt am Pazifik. Alles an diesem Abend ist feuerrot (#1, #2, #3) und irgendwie kitschig.
Ein Stück Land mit 300 m Strand an der Playa Pochote, das Don Trino sein eigen nennt und auf dem wir eine Woche still stehen, ist eigentlich Gold wert, zumal ums Eck der CR-Hotspot Montezuma liegt, der nur auf einer Schotterpiste, mit Flieger oder Boot erreichbar und deshalb so attraktiv ist. Kein Mensch ist bei Herrn Trino, die Pazifikbucht traumhaft schön, gegenüber, weit entfernt ein Resort und Hunderte von Cabanas, über uns Wasserflugzeuge und Flieger, direkt hinter uns an der Flusseinmündung der Mangrovenhafen des Rio Pochote, von dem aus jeden Morgen Boote nach Montezuma starten, um Touristen für unterschiedliche Wasseraktivitäten zu aquirieren. Bei Herrn Trino sitzen wir, vor allem Bösen behütet, wie Maden im Speck, hören die Brüllaffen, dem Gezeter eines Arapärchens mit seinen roten Schwanzfedern zu (#1, #2), das laut und anhaltend vor sich hin schnäbelt, Leguane laufen durch den Sand, am Wasserrand kühlen Pferde ihre Hufe, der Lavastaub schwärzt den kleinen Hai, der vor unseren Augen von Geiern ausgebeutet wird, genauso ein wie uns, ein Fledermausjunges fällt vom Baum, es gibt Cashew-Äpfel, grüne Mangos und Kokosnüsse im schattigen Palmenhain, lau weht der Wind vom Pazifik her, Ebbe und Flut sind das einzige Diktat, dem wir uns unterwerfen, denn bei Flut kommt das Wasser ganz natürlich auf uns zu. Costa-ricanisches Elysium (#1, #2, #3, #4).
Am Freitag machen wir uns auf zur Fähre über den Golf von Paquera nach Puntarenas, denn die Ticos und Ticas fallen am Wochenende ein. Tatsächlich fährt bereits gegen 8h ein 55er Bus vor, aus dem lärmende, mit Zelten, Matratzen, Essen und Trinken bepackte Familien mit Kind und Kegel quellen und den Platz überschwemmen. Dann Techno-Musik für die Kids. Von Freitag bis zum Sonntagnachmittag ist nämlich Party angesagt. Also nichts wie weg.

Die zentralen Kordilleren sind Teil des zirkumpazifischen Vulkangürtels, des sogenannten Feuerrings, der sich von der Südsee über Japan, die Aleuten, Zentral- und Südamerika zieht. Da der Masaya-Vulkan in Nicaragua für Besucher nicht zugänglich war, ist nun der Poás-Vulkan erklärtes Ziel. Man sollte, so hören wir, in möglichst geringer Entfernung vom Nationalpark übernachten, der um 8 h öffnet, denn es gebe so früh kaum Touristen (die kämen erst um 11 nach dem Frühstücksbuffet im Hotel), und der Vulkan zeige sich von 10 h an bereits in Wolken. Wir wählen das Las Fresas als Standplatz, das nach den Vulkanerdbeeren, die in der Region neben dem „Volcafé“ großflächig kultiviert und als Desert angeboten werden, benannt, 16 km vom Park entfernt ist und ein Restaurant hat, von dem aus man über das Lichtermeer von San José blickt. Am nächsten Morgen um 8.30 h an der Reling des Miradors über dem Vulkan: Nichts, einfach gar nichts ist zu sehen. Eine hellgraue Nebelwand steht wie ein Balken vor dem Auge, nur das Schild lesbar, dass man sich nicht länger als 20 Minuten in den Schwefeldämpfen aufhalten soll. 33 US$, dem Wettergott spendiert? Der Vulkan liegt auf 2.700 Metern, der Krater misst 2 km im Durchmesser und hat eine Tiefe von 300 Metern … Immer noch nichts, und langsam kriechen Kälte und Nässe in Kleider und Körper … Der Vulkansee mit seinem graugrünen Wassern, der Krater mit seinen steilen Wänden, die Fumarolen, die Poor Man´s Umbrellas, die den Blick hinab säumen sollen … Auf einmal Wind … sieh, ein bisschen Kraterwand. Wieder zieht es zu … Nach einer halben Stunde in den Säuredämpfen wollen wir gehen. Vielleicht doch noch einen Blick wagen, eine letzte Chance wahrnehmen? Dann, Tom, Tom , schau, das Seeauge, schon vorbei, Nebel. Double, double toil and trouble; Fire burn, and caldron bubble, und der Begehrte bleibt sichtbar. Graugrün und sauer liegt der See vor uns, sogar mit einem Saum wilder Azaleensträucher und Poor Man´s Umbrellas (Bild). Und dann zoomen wir uns den Krater herbei und sehen die wirklichen Ausmaße des Dampfkessels. So haben die 3 Hexen aus Shakespeares „Macbeth“ schlussendlich wieder einmal magische Kräfte bewiesen.

Die Hacienda Sonora liegt auf 1.200 m Höhe am Fuße des Poás-Vulkans. Auf einer Fläche von ca. 55 Hektar wird hier Kaffee angebaut, dies auf vulkanischem Boden. Und da wir zuvor Vulkanerdbeeren als Frühstück verschmäht haben, ist nach dem Poás-Erlebnis ein Milchkaffee mit hausgemachtem Nusskuchen ein Muss ebenso wie der Gang durch die wie ein Blumengarten angelegte Kaffeeplantage (#1, #2).

Wir sind Reisende. Deshalb geht es zum Tagesziel, dem
Mirador de los Quetzales, auf 2.700 Metern und 10 km vor dem Cerro de los Muertes gelegen, wo wir uns für 6 h morgens mit einem Ornithologen verabreden, um den Quetzal in seinem natürlichen Habitat anzutreffen. Das geht so aus: Wir sehen 5 männliche smaragdgrüne, ca. 1.20 Meter lange Schwanzfedern in der Rezeption, 3 Quetzales-Schatten in den Baumkronen, bewältigen nahezu im Laufschritt einen 4 km langen Lehrpfad und erfahren Details über Ernährung, Fortpflanzung und Lebensraum der Tiere. Das für uns Interessantere erzählt der Ornithologe nicht: Die Vögel sind vom Aussterben bedroht, weil ihre Schwanzfedern bei den mesoamerikanischen Völkern begehrte Königsinsignien waren, weshalb es Jäger und Sammler gab, die die Vögel, besonders ihre Kopf- und Rückengefieder und ihre Flügel für den begehrten Federschmuck ausbeuteten. So weiß man, dass der berühmte Federkopfschmuck des vorletzten Aztekenherrschers Moctezuma aus über 450 Schwanzfedern des Quetzal-Vogels besteht, die auf einem Fasernetz mit Diadem befestigt sind, zu bewundern im Wiener Völkerkundemuseum. Wie er dorthin gekommen ist, muss man nicht fragen.

Golfito am Golfo Dulce
Einstmals war Golfito ein blühender Umschlagplatz für Tropenfrüchte, besonders Bananen, weil sich 1938 die United Fruit Company niedergelassen und ihren Plantagenmanagern elegante Häuser mit tropischen Gärten zur Verfügung gestellt hatte. 1985 zog sich die Firma zurück, was für die Stadt den Todesstoß bedeutete. Die Hafenanlagen verkamen ebenso wie die schönen Wohnanlagen, und statt der Bananen werden nun Palmfrüchte verladen, ähnlich wie in Malaysia (s. unseren Asienblog). In der Stadt bleiben wir natürlich nicht, sondern 2 Tage in der Purruja Lodge unter einem riesigen Angel´s Hair-Baum, auf dem die Totenkopfäffchen jeden Alters herumturnen (#1, #2, #3, #4) und sich küssen. 2 Agutis sind nicht so sportlich und geben sich deshalb mit den Bohnen der feuerroten Hülsenfrucht des Baumes zufrieden. Der Hahn, der seine Henne verloren hat, schaut nach dem Rechten und kräht stolz und kraftvoll in die Runde. Ein Faultier mit seinem Jungen auf dem Bauch hängt träge im Geäst und will gar nichts mehr, nur noch seine Ruhe. Der böse schwarz-grüne Pfeilgiftfrosch hat nicht so viele menschliche Sympathisanten wie der braun-beige Gutling, ist aber für Europäer weit attraktiver. Der Kolibri flattert so flirrig, dass die Schärfeneinstellung des Objektivs nicht ganz so perfekt greift. Die Flora strotzt vor Farbe. Mekka für Fotografen, der Platz 40 km vor der Grenze zu Panama. Bilder: #1, #2, #3, #1

Ausreisegrenze Paso Canoas: Lediglich 8 US$ p. P. Impuesto/Ausreisesteuer plus 1 US$ für jeweils 2 Kopien der Fahrzeugpapiere und des Passes des Fahrzeughalters sind zu zahlen. Dann Ausreiseformular ausfüllen und am Salidaschalter Pass ausstempeln lassen. Schließlich Ausfuhr des Fahrzeugs, Blick des Grenzers auf den Laster, fertig. Bei der BCR das Restgeld in US$ wechseln, denn hinter der Grenze bekommt man die Colónes nicht mehr los.

Erstellt am Samstag, 18. März 2017
Permanenter Link -

« 12.03.2017 NICARAGUA - Sakrament!! / 28.03.2017 Gesättigt »