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to the land of plenty

MEXIKO 2

ZENTRALES HOCHLAND, 1 - Drogenkartellkriege und tropische Vegetation

TMC ist die blaue Cargo Line von der Baja zum Festland nach Mazatlán (Bild). Wir stehen offen auf dem oberen Deck, schlafen wie die Trucker im Laster und werden von der Smutje-Mannschaft bekocht - selbstverständlich ohne Zusatzkosten, denn das gehört sich so. Von 17.30 - 19 h gibt es Abendessen, von 7 - 8 Frühstück für alle. 16 Stunden in dieser Weise auf dem Ozean ist richtiges Abenteuer, denn die Propanflaschen bleiben am Gas und zwei offene Grillfeuer an Deck nahe der Küche, zu der eine wunderbar „mexikanische“ Treppe hinaufführt, sind siedend heiß. Wir reisen gemeinsam mit Walter und Melise in ihrem gelben Bremach und machen es uns in unseren „Hinterhof“ inmitten von Eisen und Tauen und unter den Augen der Mannschaft gemütlich: Zwei schwarze Poller werden zu Bartischen, und ratz-fatz hat Melise 4 kleine Mojitos und ein Brettchen mit Happen gezaubert, bestehend aus Salzcrackern, Philadelphia und hausgemachtem Apfelgelee. Flankierend gibt´s noch gesalzene Erdnüsse (Bild). Abends fallen wir ins Bett und lassen uns vom Wellengang in den Schlaf wiegen. Heia Popeia. Unverhofft ganzheitlich erfasst uns diese Seefahrt, nur an wenigen Orten in der Welt ist eine solche noch erlebbar.

Anderntags um 9 h von Bord, dann zum Mar Rosa Campground.

Mittags fahren wir zu viert mit einer Art VW-Buggie in die Altstadt, treiben hierhin - über den Plaza Principal mit seinen vielen Schuhputzern und an der Kathedrale mit ihren maisgelben Türmen und Kuppeln vorbei, treiben dorthin - über den Plaza Machado und am Theater vorbei und erliegen schließlich gänzlich dem Charme der kolonialen Prachtbauten, der mexikanischen Fassadenfarben, der modernen Wandgemälde (#1, #2) und der gepflegten Gesangskunstszene, denn wir finden den Weg in ein kleines Restaurant in der Av Carnaval, wo wir nicht nur ausgezeichnet speisen, sondern 4 kleine Privatkonzerte von jungen stimmgewaltigen Opernsängern, einem Bassisten, einem Tenor, einer Sopranistin und einer Altistin, einfach so im Lokal geschenkt bekommen und die nur uns vieren gehören und gelten. Wir sind aufmerksam, dann aufgelöst und - ach - letztlich unendlich beseelt von der Dichte des Kunst- und Menschenerlebnisses. Auf dem Malecón, dessen Brustbild mit zu vernachlässigender Stadtkulisse einfach nur gut ist, trinken wir deshalb zum Schluss noch frischen Kokosnusssaft an einem Stand mit einer griesgrämigen mexikanischen Alten und essen zusammen das Fruchtfleisch. Hmmm, wie erfrischend und lecker.

Am frühen Abend ein absolut gegenläufiges Programm: ratata, ratatatatata, ratatatatatatata: Schusswechsel über 2-3 Stunden hinweg bis 23 h. Dann nur noch tok, …, toktok, …, ratata, …, tok, …, tok. Die „El Sol de Mazatlán“ trägt am nächsten Tag, dem 6. Dezember den Titel OLA SANGRIENTA und berichtet von einem Blutbad an 4 Stellen in der Stadt (Real Pacifico, Lico Velarde, Pancho Villa und Valles del Ejido), wo es nach Schießereien zwischen 2 unspezifischen Gruppen 7 Tote und 12 Verletzte gegeben hat. Über die Gründe des bewaffneten Konflikts und über Staatsmachtsaktionen fällt kein Wort, obwohl dem Vorfall Titel und eine ganze Seite gewidmet werden. Auf den Links www.insightcrime.org oder www.borderlandbeat.com sind die vermutlich wahren Zusammenhänge nachzulesen: Joaquín „El Chapo“ Guzmán, der Kopf des Sinaloa-Kartells, das in der Sierra Madre Occidental Opium anbaut, wurde von der Staatspolizei verhaftet, weshalb ein unbarmherziger Drogenkartellkrieg entflammt ist, bei dem es um die Übernahme der Sinaloa-Gebiete durch die konkurrierenden Zetas geht, die ihrerseits in der Sierra Madre Oriental ihre Anbaugebiete, allerdings von Marijuana haben. Die nahen Gewehrfeuer, die Allgegenwart der schwarzen Militärs und die Brutalität der Kartelle veranlassen uns letztlich, die Mex-15-Maut, die vom Militär patrouilliert wird, am helllichten Tag bis nach Tepic zu nehmen und 30 km darüber hinaus bis zum Abzweiger zur Laguna de Santa María del Oro - zwar keine Sicherheitsgewähr, aber vermindertes Risiko.

Der Norden des Landes zwischen Sinaloa und Tamaulipas ist Transitroute für den illegalen Drogenhandel und deshalb für Individualreisende akut nur bedingt eine Option, weil gewalttätige Begegnungen nicht auszuschließen sind. Ähnliches gilt für die Mex 200 von Puerto Vallarta bis Acapulco. Mazatlán, Acapulco und Veracruz, einst beliebte Ziele für Kreuzfahrtschiffe, verzeichnen aus denselben Gründen drastische Besucherrückgänge. Wer will schon in eine Schießerei geraten oder Entführungsopfer sein?

In der Provinz Nayarit ist alles gut: Wir stehen 2 Nächte auf dem Koala Campground an der Lagune in einem Kaffeehain, genießen die Ravenalas, Bambuswäldchen, Papayabäume, den tropischen Blumengarten (#1, #2, #3, #4), unser Sein mit den Gitarren- und Saxophon-Klängen von Walter und Melise, die Vogelkonzerte am Morgen und streben dennoch weiter, möglichst unbeschadet um Guadalajara herum, wo wir auf dem San Jose del Tajo CG südlich der Stadt erneut Ohrenzeuge von Schusswechseln werden. Die Männerseite beharrt auf einem Feuerwerk, vermutlich damit sich die Frauen nicht ängstigen. Morgens wieder vereinzelt Schüsse. Wir machen uns früh auf, den 2.Teil der Umgehungsstraße um die 4 Millionen-Stadt hinter uns zu kriegen.

Ruhige Tage auf sicherem Terrain liegen vor uns: Wir freuen uns auf Guanajuato, San Miguel de Allende und die Grotten von Tolantongo.

Reiseinfos:

300 km Autobahnmaut auf der Mex 15 kosten etwa 25 € entsprechend 500 Pesos, der Kilometer also etwa 8 Cent.

Diesel kostet, weil die Tankstellen staatlich sind, landesweit 14,63 Pesos, also etwa 75 Cent.

Mit Karte bezahlen kann man nur in den großen Städten und nur, wenn unter den Spritpreisen steht „Tarjeta“ oder „Sistema de pago“ und das Kreditkarten-Logo abgebildet ist.

Die besten Festland-Ketten zum Proviantieren sind Walmart, Ley, Mega, unser Favorit, und Bodega Aurrera.

Erstellt am Dienstag, 13. Dezember 2016
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