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Donnerstag, 17 Oktober 2019

Wertvolle Informationsquellen
www.bmyv.de : Schleusenliste des bayerischen Motoryachtverbands für den Main
navinaut.de : für Kartenplotter
yachtweb.de : für die Marinas
elwis.de : Für Aktuelles, z.B. Einschränkungen, Sperrungen, Baustellen, Änderungen bzgl. der Revierzentralen oder Kontaktnummern für die Schleusen

LOGBUCH
Di, 17. Sept.
Viecherei beim Drehen des Bootes zu zweit in der Alten Schleuse Mainkur
Dann die Mühlheimer Sportbootschleuse, die 20 m lang und 4 m breit ist, also für uns passen müsste, denn unsere Akina ist 10.70 m lang und an ihrem dicksten Bauchring 3.65 m breit. Das Schleusentor ist offen. Erspart uns eine Belegung. Also frisch hinein in die enge Schleusenkammer, dann flink die glitschige Treppe hinauf (3.80 m ist der Hub!), oben am Terminal den Hebel auf Bergfahrt stellen, den Knopf drücken, bis die Tore sich schließen, wieder den Knopf drücken, bis Tom vom einfließenden Wasser zu mir hinaufbefördert ist, wieder den Knopf drücken, bis das Oberwassertor auf ist, schließlich den Hebel auf Null stellen, rasch aufs Boot, Leine los, und auf geht es. Doch die Schleuse ist so eng, dass die Fender zu tanzen beginnen, sodass die Scheuerleiste am Bootsrumpf einiges wegstecken muss. Im Steinheimer Altarm, wo wir für die Nacht ankern wollen, setzen wir das Boot in den Schlick; Tom befreit es mit drei Vollgasversuchen aus der Falle. Puh, geschafft, nun aber zurück zum Hanauer Bootsclub.
Hier der Blick von da hinüber auf die andere Mainseite: Bild
Einfahrt Hafenanlage: bei 55.8, WT 2.5 m, Schwimmstege
Tel. Hafenmeister: 06101/32452 oder 0178/8915002
www.hbc-hanau.de
Gastliegeplätze: bis 11 m ü.a.
Mainkur - Hanau, 15.25 - 18.13 h, 2 Stdn. 50 Min., 13.2 k

Mi, 18. Sept.
2 Schleusen:
Krotzenburg bei 64, UKW-Kanal 18, Hub 2.75 m, Tel. 06181/92338-310
Kleinostheim bei 78, UKW-Kanal 20 , Hub 6.80 m, Tel. 06181/92338-410

In Krotzenburg gibt es wieder eine Sportbootschleuse, die man selbst bedienen kann, wieder 4 m breit. Wir machen einen zweiten Versuch - mit noch größeren Blessuren, denn am Ausfahrtstor verengt sich die Kammer um weitere Zentimeter: Die Fender zwirbeln sich aus der Kammer, hüpfen, drohen von den Leinen gerissen zu werden - - - doch geht alles gut, nur Scheuerleiste und Rumpf zeigen markante Spuren der Zementkorsage. Unsere Konsequenz: Auf dem Rückweg mit der Berufsschifffahrt schleusen. Gleich nach der Ausfahrt machen wir noch im Schleusenbereich Mittag. Die Sonne und der ruhige Liegeplatz tun gut. Als wir uns nach 12 km, also eineinhalb Stunden später der nächsten, der Schleuse Kleinostheim nähern, will Tom die Schleuse kontaktieren, aber „die Nummer ist uns nicht bekannt“. Fehler: Haben versäumt, uns bei elwis.de der Aktualität der Nummer zu vergewissern. Da die Schleusen oft nicht mehr besetzt sind, sondern von Zentralrevieren aus gesteuert werden, kann sich deren Zuständigkeitsbereich zuweilen ändern. So geschehen bei der Kleinostheimer Schleuse. Otto, Bamberger, auch Sportbootreisender und hinter uns, meldet uns an der Schleuse mit an. Kein Problem. Man hilft sich ganz selbstverständlich unter seinesgleichen.
Hanau - Aschaffenburg, 10.45 - 17.05 h, 6 Stdn. 10 Min., 31.5 km
Motorboot- und Wasserskiclub Aschaffenburg e.V.
Einfahrt Hafenanlage: bei 88, Schwimmstege
Tel. Hafenmeister: 01712346963
www.mwca.de
Gastliegeplätze: wegen zu geringer WT und zunehmender Versandung nur bis Steg 6 an der Kopfposition für uns möglich, obwohl wir nur 1.2 m Tiefgang haben
Im Floßhafen sind es die Arche Noah, ein schräger Platz für allerlei Abhänger, der dort großzügig bemessene Aperol und das wohltuende Abendlicht, die uns anfixen.

Do, 19. Sept.
Wir bleiben 2 Nächte im MWCA und erfahren, dass die Stadt die Liegeplätze an den Club verpachtet hat, weshalb sie sich nicht verantwortlich fühlt, der zunehmenden Versandung des Hafens entgegenzuwirken, ihn ausbaggern und den Schlick als Sondermüll entsorgen zu lassen. Der Club andererseits kann und will die immensen Kosten auch nicht tragen, sodass die Aschaffenburger Marina in Zukunft nur noch von Booten mit weniger als einem Meter Tiefgang angefahren werden kann.

Um die Mittagszeit Stadtgang, Schloss Johannisburg - bis 1803 zweite Residenz der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten; sie gönnten sich ja sonst nichts! -, Snack bei Cora (das Marquesas scheint uns abends eine Superoption), Dinner auf der Akina, Absacker-Gin in der Marina bei Uli und Veronika an Bord ihrer Luxusyacht.

Fr, 20. Sept.
2 Schleusen:
Obernau bei 93, UKW-Kanal 22, Hub 4 m, Tel. 09372/9902-110
Wallstadt bei 101, UKW-Kanal 78, Hub 4 m, Tel. 09372/9902-210
Wir schleusen sicher und gelassen zusammen mit der Berufsschifffahrt.
Aschaffenburg - Erlenbach,11.03 - 15.37 h, 4 Stdn. 33 Min., 22.5 km
Erlenbacher Wassersportclub e.V.
Einfahrt Hafenanlage: bei 107,
quasi in den Schutzhafen des WSA; ruhig, idyllisch, am Wald gelegen. Die Marina stellt Fahrräder zur Verfügung. Erlenbach ist Siedlungsgebiet und ab 18 h ausgestorben. Wir laufen 3 km oneway vom Liegeplatz bis zum Bahnhof und fahren mit der Regionalbahn nach Klingenberg. Auf der Burgterrasse Clingenburg trinken wir inmitten des Weinbergs einen unterfränkischen Schoppen mit Blick auf die Stadt, den Main und die Schleuse. Der berühmte Rotwein, an der Steillage kultiviert, ist nicht so recht unser Fall.
Tel. Hafenmeister: 09372/4142
www.erlenbacher-wsc.de

Gastliegeplätze:
neue Steganlage für 4 bis zu 12 m lange Gastboote an Schwimmstegen außerhalb der eigentlichen Marina backbords vom Schutzhafen

Sa, 21. Sept.
2 Schleusen :
Klingenberg bei 113, UKW-Kanal 79, Hub 4 m, Tel. 09372/9902-310
Heubach bei 122, UKW-Kanal 81, Hub 4 m, Tel. 09372/9902-410
Yachtclub Miltenberg e.V.
Einfahrt Hafenanlage: bei 125
Tel. Hafenmeister: 09371/959545
www.yachtclub-miltenberg.de
Gastliegeplätze:
für Boote bis 11 m, größere Boote an der Außenmole.
Wir präferieren den öffentlichen Liegeplatz bei 126.5 für 3 größere Sportboote hinter den Dalben, an denen die Hotelschiffe anlegen. Der Blick von dort auf die Mainbrücke ist bei schönem Wetter die Wucht. Tankstelle über der Straße.
Erlenbach -Miltenberg, 11.37 - 15.44 h, 4 Stdn. 6 Min., 18 km
Absolut mediterran sind spätnachmittags der Hugo und der Rhudolph (ersterer mit Holunder-, letzterer mit Rhubarb-, also Rhabarbersirup auf Prosecco, Minze, Rosmarin oder/und Chili), die ein mobiler Cocktailvan am Wochenende an der Kaimauer mixt - eine gelungene Verführung vor dem Gang durch die schöne Altstadt (#1, #2).

So, 22. Sept.
2 Schleusen:
Freudenberg bei 134, UKW-Kanal 82, Hub 4.51 m, Tel. 09342/93489-110,
Faulbach bei 147, UKW-Kanal 18, Hub 4.51 m, Tel. 09342/93489-210
Motor-Yacht-Club Wertheim e.V.
Einfahrt Hafenanlage: bei 156.6
Tel. Hafenmeister: 09342/21968 +49 (0) 162 / 663 53 41, Herr Freund
www.mycwertheim.de
Gastliegeplätze:
in der Tauber: für 2 Boote bis 12 m und 1.5 m Tiefgang längsseits vom Clubschiff und nochmals 2 Boote bis 12 m und 1.5 m Tiefgang in den ersten beiden Schwimmstegboxen; der Hafen liegt mitten im Stadtgebiet; lediglich 200 Meter sind es zur Fußgängerzone
Wir liegen für 2 Nächte längsseits am Clubschiff Germania, weil wir Eck treffen wollen, der eigens mit seiner XT 500 die 644 km von Timmaspe nach Wertheim kommen will, um mit uns 3 Tage auf der Akina zu leben. Wir kennen ihn und Sylvia von unserer Asientour 2012/13, auf der wir uns, die beiden mit ihrem gelben Magirus, wir mit unserer roten MB Feuerwehr, im Russischen Altai bei KM 773 begegnet sind. Um 17 h rollt Eck im Hafen ein und wird - - - natürlich mit einer goldenen Postkartenansicht sowie einem Cocktail begrüßt. Im Schwan genießen wir feines Kürbisrisotto. Es ist ja Kürbis-Saison. Zurück im Boot brennt nächtens noch lange das Licht.
Miltenberg - Wertheim, 11.03 - 17.30 h, 6 Stdn. 22 Min., 32.1 km

Mo, 23. Sept.
Zusammen mit Eck besuchen wir Altstadt und Burg von Wertheim (#1, #2, #3). Zwei Federweiße rinnen auf der Burgterrasse genüsslich die Kehlen hinab. Abends dann im Asiawok scharfes Pekingsüppchen und Ente. Auf dem Boot wird es wieder spät, weil die Männer politisieren.

Di, 24. Sept.
Da das Wetter sich gravierend verschlechtert hat, beschließen wir, retour zu fahren. Die Burg liegt im Nebel, wir freuen uns unserer Gesellschaft, Eck wird Co-Skipper und geht ans Steuer, wir schleusen talwärts, alles läuft leicht und perfekt, zu Mittag gibt es für jedes Crewmitglied einen Teller mit allem Förderlichen für die Gesundheit: Schwarzbrot mit Räucherschinken, Schwarzbrot mit Sockeye Wildlachs und gekochtem Ei, Apfelschnitten aus Mutter Ernas Garten (Bild), dazu Blutorangensaft mit Mineralwasser.
Wertheim - Miltenberg, 9.43 - 14.52 h, 5 Stdn. 10 Min., 33,7 km
Im Zipf´s erfüllen sich all unsere Geschmacksträume, zuvor genauso in der St. Kilian Kellerei, wo wir wunderbare Edelbrände von Adrian, nämlich einen „Brand von der Zibarte und einen vom Weißdorn“ sowie einen „Geist von der Ingwerwurzel“ goutieren und selbstverständlich kaufen. Alle Adrian-Produkte sind in der Fränkischen Edelbrennerei Rosenhut gebrannt. Zum dritten Mal wird es spät, weil die beiden Männer noch ein bisschen zusammen schnäpseln.

Mi, 25. Sept.
Nach dem morgendlichen Kaffee macht sich Eck auf zum Bahnhof, fährt mit der Regionalbahn nach Wertheim, holt dort seine Maschine und kommt wieder zum Boot zurück, um sein Restgepäck aufzuschnallen, aber nicht ohne mit uns noch zu frühstücken. Es gibt etwas sehr Besonderes zum Abschied: Époisses mit einem Gläschen Gewürztraminer, Époisses wie Gewürz- gleichermaßen aus dem Elsaß direkt aufs Boot gebracht. Dann beim Antritt der Maschine durch den Black Rider röhrt diese wie ein brünstiger Hirsch. Eck macht sich ab und wir die Leinen los.
Miltenberg - Erlenbach, 13.31 - 16.20 h, 2 Std. 48 Min., 18 km

Do, 26. Sept.
Der Main in seinen Regentönen ebenso wie die Industriearchitektur vor der blauschwarzen Wolkenkulisse zeigen sich äußerst dramatisch, die letzten Hotelschiffkolosse und überlangen Schubverbände ziehen an uns vorbei, unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Wir landen vorbildlich im MWCA an und hören die ganze Nacht die Regentrommeln auf dem Bootsdach.
Erlenbach - Aschaffenburg, 10.49 -14.38 h, 3 Stdn. 50 Min., 22.5 km

Fr, 27. Sept.
Nach knapp 6 Stunden mit 3 individuellen Schleusungen landen wir um 16 h in Mainkur an. Dann Arbeitsteilung: Tom fährt mit dem Fahrrad nach OF, holt den SUV, ich räume und säubere das Boot. 18.30 h Ankunft in der Lud- 41, Geraffel ins Haus, elektronische Geräte an alle möglichen Ladestationen, Bootsmüll in die Tonne, Dreckswäsche in den Keller, 2 scharfe Pizzen auf der Terrasse; 21 h hinein in den Luxus: viel Raum und Luft überm Hirn, gedankenlos urinieren und defäkieren, digital vagabundieren und zappen, schwarze Wolkenberge uninteressiert verfolgen, … und dennoch schiebt und schiebt die Akina in unseren Körpern heute wie seit 11 Tagen, morgen wahrscheinlich ein bisschen sanfter, übermorgen fast nicht mehr, bis ihr Einfluss schließlich gänzlich erlischt im Hirn des wasserabgängigen Landmenschen.
Es war ein harter Job für uns beide heute, denn es hat den ganzen Tag einmal weniger, einmal mehr, aber eigentlich fortwährend geregnet. Wasserdepots bildeten sich in den Kanvasausbuchtungen vom Bimini und trätschten, wenn hinausforciert, in Vorhängen hinab. Wir waren am Ende recht fröstelig, nass gedrizzlet und schlickig-algengrün.
Aschaffenburg - Mainkur, 9.40 - 15.20 h, 5 Stdn. 40 Min., 40.2 km

Sagenswertes

a) rund um das Schleusen auf dem Main:
Spundwände sind nicht einfach, weil die Fender darin verschwinden; ein zweiter Fender Step könnte diesbezüglich vielleicht ein wenig helfen.
Schleusenwände aus glattem Zement sind für uns von absolutem Vorteil, weil die Fender ihren Dienst tun können: beim Fieren noch ein bisschen die Fenderposition korrigieren, dann liegen wir kontrolliert und ruhig.
Im Vergleich zu den Schleusenwärtern auf dem Neckar sind die auf dem Main gegenüber Sportbootskippern ausgesucht höflich und professionell. Obwohl die Berufsschifffahrt Vorrang hat, sind wir von den achtzehn- neunmal allein geschleust worden, natürlich im Zusammenhang mit wartenden Berg- oder Talfahrtgroßschiffen.

b) rund um unseren Umgang mit dem Boot:
Spürbare Fortschritte haben wir gemacht in allen realen Schleusen- und Anlegeaktionen.
Wir wissen ungleich mehr über Strömung, Wind und Wasser, über das Schiffsmaterial, über sinnvolle Ordnung und Vorbereitung von Manövern an Bord, über Stolperfallen und „verbotene“ Gehbereiche.
Beständige Erfahrung steigert Sicherheit und Gelassenheit. Wir waren dieses Mal sogar nahe an Stolz und Euphorie angesichts dessen, was wir gelernt, gelebt und ausgehalten haben.
Wir brauchen zwei stabile Bootshaken von mindestens 1.70 m Länge, denn einer ist beim Festpicken in der Schleuse gebrochen, der andere ist für Vaus Arme zu kurz. Morsches Material kann beim Belegen zu gefährlichen Mann-über-Bord-Situationen führen, was gar nicht lustig ist. Dringend nötig sind auch neue Festmacherleinen mit einem Durchmesser von 16 mm, ein neuer Buganker, neue Ankerleinen und -ketten, eine elektrische Winsch, dickere Fender und langfristig ein Dinghi.

Und nun?
FREUEN WIR UNS AUF DAS FRÜHJAHR 2020,
KONKRET: AUF DIE FAHRT AUF DEN FRANZÖSISCHEN KANÄLEN.
Die Vorbereitungen haben schon begonnen.

Der Aphorismus zum Törn
Übung macht (noch immer!!!) den Meister.