Donaustationen #4
21. Juni bis 5. Juli
Station 12
Paks - Mohács, 84 km, 8 Stunden, Liegeplatz am Ponton Barka Bar/km 1447.5 RU (Bild), 10.000 HUF, Kontakt: Dominika 0036 20 260 7661. Sie spricht deutsch und englisch.
Eigentlich wollen wir bis Baja. Telefonische Vorabinfo von Andreas Szántó, einem Deutschen, der eine Bootswerkstatt in einem der Kanäle betreibt: Niedrigwasser, Pegel um 2 m gesunken: „Bleibt auf der Donau. Ihr kommt nicht in die Kanäle.“ Deshalb weiter nach Mohács, Barka Bar. Zwei freie Gastplätze zur Verfügung, nachdem ein Deutscher mit seinem Boot bequem in der Mitte angelegt hat. Sollen doch die beiden potentiellen anderen ihr Skipperkönnen unter Beweis stellen. Und das 80-jährige Faschisten-Paar genießt tatsächlich feinstes Hafenkino mit 2 Anlandungen - von uns und der „Bora“, bis der Mast letzterer beim Anlegen das deutsche Boot touchiert, aber nicht beschädigt. Cholerisches Geschrei des Berliner Kapitäns statt sorgsamer Seemannshilfepflicht. Möge ihn die Bora holen.
Ein Tag in Mohács zur Vorbereitung der Zollpapiere und zur weiteren Planung.
Station 13
Mohács - Zoll zum Ausklarieren aus Ungarn bei km 1449.2 (Bild) - Apatin, 47 km, 6 Stdn. einschließlich einer Stunde fürs Ausklarieren aus Ungarn, Liegeplatz Marina Apatin/km 1401.9 LU, 45.000 Dinar, entsprechend 38 €, Kontakt: 00381 255 150068. Man spricht englisch.
Beim Ausklarieren passieren wir die Rezeption, die Polizei, den Hafenkapitän, den Zoll und den Amtsarzt. Dann: „Warten Sie auf Boot!“ Sechs Offizielle kommen trotz Einstiegswidrigkeiten am großen Zollponton zur Inspektion und aus Neugierde an Bord, aber alles gut: Keine Flüchtlinge, kein Sprengstoff, keine tierischen oder pflanzlichen Keime an Bord.
In der Marina Apatin - die Einfahrt neigt zur Versandung, deshalb langsamst hinein und gut loten!!! - ist der Zoll direkt vor Ort: Tom klariert in 10 Minuten ein. So gilt für Sportbootreisende:
NICHT IN BEZDAN WIE IN MOHÁCS AM ZOLLPONTON ZUSAMMEN MIT DER BERUFSSCHIFFFAHRT EINKLARIEREN! IN APATIN GEHT DAS ZÜGIG, HÖFLICH UND ENTSPANNT VOM LIEGEPLATZ IN DER MARINA AUS.
In der Marina gibt es noch andere Annehmlichkeiten: einen Wäsche-, einen Bootsservice und eine Tankmöglichkeit, schließlich nicht weit entfernt das Zlatna Kruna mit seinen spektakulären Sonnenuntergängen (#1, #2, #3, #4). Ein weiterer wichtiger Grund neben den genannten Gründen ist, wie Jhesua, der Skipper der „Bora“, in gebrochenem Deutsch sagt: das Adrenalin im Übermaß. „Könnt’s verkaufen, so viel hab ich davon.“ Könnten wir auch! Er erzählt, dass er beim Ausklarieren 10.000 Forint, also 50 € Strafe bezahlen musste, weil er die Bootspapiere nicht in Papierform, sondern „nur“ digital dabei hat. Er selbst sieht den Grund in der Feindschaft zwischen Polen und Magyaren. Die serbische Währung ist der Dinar: 10.000 RSD = 85 €.
Eine Merkwürdigkeit beiseite: Beim Einchecken in die Marina werden wir nicht zum ersten Mal gefragt, ob wir ein Zimmer für die Dauer unseres Aufenthalts buchen wollen. Wir verständnislos: Hää? Im Verlauf unserer Reise bemerken wir, dass es eher normal ist, dass man die Verantwortung fürs Boot an die Marina abgibt und im „Hotel“ isst, säuft und nächtigt.
Station 14
Apatin - Hafen Bačka Palanka/km 1295.2 LU, 107 km, 8 Stdn. 45 Min., keine Liegekosten
Tom baut, nachdem ein Frachter bei der Ausfahrt aus der Werft in Apatin kurz aufgesessen ist, sich aber mit einer schwarzen Maschinenrauchwolke befreien kann, aus unseren beiden Enterhaken als zusätzliches Hilfsmittel neben unserem Kartenplotter eine Lotstange, die wir aber nicht brauchen. Wir kommen ohne „Handarbeit“ aus dem Hafen hinaus, letztlich auch Ergebnis sorgfältiger Beobachtung, welchen Weg der Frachter nimmt.
Dann die Brutalo-Tour: Wir wollen nicht in Vukovar/Kroatien ein- und ausklarieren. Deshalb bleiben wir auf der serbischen Seite und lernen auf dem folgenden Flussabschnitt erstens, dass Čardas für unsereinen keine Liegemöglichkeit darstellen, weil wir mit unseren 1.20 bis 1.40 Meter Tiefgang nicht einfach wie Zillen aufs Ufer auffahren und parken können, und zweitens, dass die 145 km von Apatin bis Novi Sad nicht an einem Tag bewältigt werden können. Deshalb die Entscheidung, in den Hafen Bačka Palanka einzufahren, wo wir Großschifffahrt liegen sehen. Wir wollen einfach am Außenposten der Spundwand der Weizentankerbefüllungsstation anlanden. Nach der getroffenen Entscheidung schnell die Klebebänder der Doppelenterhakenkonstruktion mit einem scharfen Messer durchtrennen, anhooken, festmachen - trotz wissentlichen Private-Parking-Verbots. Dann die Leiter hinauf zum Um-Erlaubnis-Bitten. Erteilt, aber mit der Auflage, um 5.30 h verschwunden zu sein, weil der Boss davon nichts wissen dürfe. Deshalb lösen wir pünktlich um 5.25 h die Leinen. Alles geheim. Danke der Mannschaft wie der Security.
Auf den 100 km von Apatin nach Bačka ist die Donau der serbische Amazonas (#1, #2, #3, #4), von dort bis zum Silver Lake, also auf etwa 230 km, ganz besonders um Belgrad herum, die serbische Kloake, verölt, verkackt, stinkig, was nicht verwunderlich ist, gibt es doch in Serbien als einer der großen Anrainer nirgendwo Kanalisation. Alles geht in die Flüsse Theiß, Save und Donau. Selbst der Silbersee, der als „ökologisch“ gehandelt wird, führt, wie wir erfahren, alles „Abfällige“ aus Restauration und Hotellerie in den Badesee ein. An den Ufern von Altarmen dann der entsorgte Müll, also Autoreifen, Sessel, Kanister, Plastikplanen, Sonnenschirme, Rohre, Gasflaschen etc.
Station 15
Hafen Bačka Palanka - Novi Sad, 37 km, 4 Stunden, Liegeplatz am Ponton des Discont/km 1258.9 LU im Fluss am Fahrrinnenrand, 30 €
Nach dem frühen Aufbruch vom Liegeplatz in Bačka docken wir bereits um 9.30 h als Päckchen zunächst und vorläufig am Kutter „Festina Lente“, der am äußersten Kopfsteg liegt, an. Nach Rücksprache mit dem Eigner lotet die junge Crew sorgfältigst die Tiefe in unterschiedlichen Boxen aus und legt uns um. Die Discont-Bar mit Cappuccini und Cocktails oben am Donauufer (#1, #2) wird zu unserem absoluten Chill-Spot. Damir, einer der Crew, schreibt uns das Rezept seiner Fischsuppe aus Sombor auf, wo er aufgewachsen ist. Wir werden sie nachkochen und zu unserer machen, sobald wir das Rezept auf Deutsch haben. Vielleicht findet sich ja unter unseren Lesern ein Übersetzer. Anderntags Stadtgang Novi Sad mit seinen großzügigen Flaniermeilen, „Hinterhöfen“ bzw. kleinen Einkaufspassagen und schönen Graffitis. Schließlich im Aqua Doria unter der Burg am rechten Donauufer eine rotgelbe Fischsuppe. Köstlich. In Serbien bekommt man in Restaurants, wenn man Fischsuppe isst, anstatt einer Serviette einen großen Latz, der die verschlapperten rotgelben Fetttropfen auffängt. Wir verzichten auf den Gebrauch. Der Latz kommt von ganz allein und noch früh genug.
Station 16
Komm, lass uns nach Belgrad tanzen: Fahr-Video
Novi Sad - Belgrad, 96 km, 9 Stdn. 30 Min., Liegeplatz Marina Gradska/km 1163 RU, zweiter Anleger im Altarm (Bild), 30 €, Kontakt: Vanja 00381 64 8212 054
Als Talfahrer die untere Einfahrt hinter der vorgelagerten Insel nehmen, nicht die obere. Sie ist total versandet und unpassierbar! Auch bei der unteren Einfahrt gut loten. Man sitzt schnell auf!
3 Tage Backofen Belgrad (Temperatur)
Architektonisches in der Stadt: 2 unzerstörte Fassaden (die eine, die andere) und die Festung
Die Belgrader Frauen sind Schuhfetischisten: #1, #2
Vanja ist unser Kontaktmann und begnadeter Koch. Wir haben ein Riesenglück, gerade an diesem Wochenende vor Ort zu sein, denn es gibt für Clubmitglieder und Gäste einmal ein ganzes Lamm am Drehspieß, das andere Mal Wels (Vorbereitung und Endprodukt). Der Kopf und das Kopffleisch des 67 kg schweren Tieres bilden die Grundlage für den besten Fischeintopf der Welt!! Wie Vanja sagt, ist der warme Fluss für das Tier optimale Lebensgrundlage.
Station 17
Belgrad - Smederevo, 46 km, 6 Stunden, Liegeplatz am Kopfsteg der kleinen Segelclubanlage im Päckchen mit einem einheimischen Segler/km 1117 RU, keine Liegekosten
Smederevo war Anfang des 15. Jhs. Hauptstadt von Serbien. Die Festung am Donauufer sollte Wehr gegen die Türken sein, die die Stadt dann doch eroberten und 350 Jahre lang besetzten. Im Zweiten Weltkrieg war die Bastion Munitionslager, das explodierte. Deshalb nur noch Ruinen.
Am späten Nachmittag trifft auch die „Bora“ ein, und so genießen wir zusammen bei Speis und Trank die Gesellschaft in der Club-Čarda.
Station 18
Smederevo - Marina Silverlake/1061.8 RU, 55 km, 6 Stunden, 2.800 Dinar, entsprechend 28 €
Bei km 1075 wird die Donau Grenzfluss zwischen Serbien und Rumänien. Deshalb beide Flaggen hissen.
Ein Tag Silverlake: Der Liegeplatz ist schön, weil weiträumig, in Voraussicht rarer Marinas und aus Übungsgründen wassern wir das Dhingi, aber der von den Serben heiß geliebte Ferien-Hotspot mit allen fast westlichen Annehmlichkeiten, u.a. luftig-flatternden „Doppelbett-Chill-Liegen“ am Ufer holt uns nicht wirklich ab. Alles weitere über den See ist bereits gesagt.