Schlag auf Schlag
ZWEITER AKT
15. bis 21. August 2018: Erneuter Bootsaufenthalt in der Marina Brandenburg-Plaue
Nach dem Schwenkkielhydraulikdesaster geht es weiter mit den Hiobsnachrichten:
Schlag 2: Der Motor hat einen Frostschaden, der Motorblock ist gerissen, der Riss mit Farbe zugeschmiert, damit man den Schaden nicht sieht, aber man entdeckt ihn doch. So kommt der Motor ´raus und wird ersetzt durch den ursprünglich verbauten Perkins, der, nachdem Bodo ihn in der Mache hat, schnurrt wie eine Nähmaschine und aussieht, als sei er zum Ausgehen hergerichtet, was er ja hoffentlich bald wahrhaftig tun wird.
Schlag 3: Die Antriebswelle ist eingelaufen und wird deshalb durch eine neue ersetzt.
Schlag 4: Zwei Seeventile sind nicht dicht, … tödlich, wenn man auf dem Meer unterwegs ist. Deshalb neue.
Schlag 5: Die neue Chinesenheizung wird, ohne uns in Kenntnis zu setzen, angeblich „wegen eines Rückrufs“ wieder ausgebaut. Die Heizungskammer bleibt wochenlang leer. Wurde die neue Heizung zweimal verkauft??? Jedenfalls ist sie, als wir kommen, durch eine russische, Baujahr 2005, also durch eine 13 Jahre alte Heizung, die zudem schlampig und rotzig eingebaut ist, ersetzt. Die Garantiekarte weist eine andere Seriennummer auf als das Gerät. Der Mechaniker verspricht, die Garantiekarte einzufordern, schickt uns auch eine diesbezügliche Mail, doch schließlich haben wir 3 Gerätenummern: die auf dem Gerät, eine andere auf der Garantiekarte und eine dritte auf der Rechnung über eine 44D Deluxe-Heizung mit Zusatztank und Abgasschalldämpfer. Einfach dummdreist.
Schlag 6: 120 Liter Diesel fehlen.
Schlag 7: Die 2 Klappfahrräder, die sich auf dem Boot befanden und die der Verkäufer dort belassen wollte, stehen vor dem Büro für 70 € zum Verkauf. Eine ziemliche Provokation, wo doch der unverkäufliche Restmüll auf dem Boot verbleibt.
Ärgernis 8 und 9: Weder die Funkanlage noch die Windmessanlage sind nach 7 Monaten funktionstüchtig, obwohl im Kaufvertrag zugesichert.
ALLET VERBRECHER HIER
Ja, das seid ihr,
der Mackie Messer von Plaue,
der Hafenmeister - Berliner Urgestein mit großer Klappe, witzig und sympathisch,
der Mechaniker - Krimineller, Dieb von Schiffseigentum und handwerklicher Pfuscher.
Nachricht aus der Marina vom 12. November 2018 bezüglich der letztgenannten Person:
Es gibt Neuigkeiten: Es kam ein Einsatzkommando mit 3 Transportern und schutzsicheren Westen … und ein Nicky Martin verließ den Platz in Handschellen.
Und: Trotzdem hat´s uns in der kleinen Verbrecherwelt der Marina gefallen.
Und: Trotz aller Verschleppungen und Widrigkeiten hat „das Lehrerchen nich aufjejeben“, avancierte im Verlauf der Zeit sogar zum „Lieblingskunden“ des Verkäufers und besitzt jetzt ein Boot, das die ersten 1200 km bis nach Rhein-Main erfolgreich zurückgelegt hat, allerdings unter gelegentlichem Einsatz der Werkzeugkiste und mit fernmündlicher Unterstützung der Offenbacher Schrauberfreunde.
NOCH NIE …
Noch nie hat man unser Vertrauen in moralisches Handeln so grenzenlos missbraucht,
noch nie sind wir mit so vielen Betrügern konfrontiert gewesen,
noch nie so kaltblütig belogen,
noch nie so frech stehen gelassen,
noch nie so gnadenlos abgezockt und
noch nie mit Leib und Leben dem Mammon geopfert worden.
Schwarze Geschäfte, schwarze Hände, schwarze Seelen.
Wann wird er erscheinen, der mächtige Held,
der alle hinwegfegt, die Kraddler vom Feld?
Die Lichtgestalt in dieser halbseidenen Welt ist für uns Bodo, ohne den wir mit einem Schrottkahn losgefahren und in gefährliche Havarien geraten wären und der alles Bootstechnische in unserem Sinne erledigt. Er ist es auch, der uns rät, die nötigen 20 Betriebsstunden im wahrsten Wortsinn an Ort und Stelle zu „ver-fahren“, denn so könne ER die Zylinderkopfschrauben nachziehen, und wir müssten nicht auf der Reise irgendwo pausieren, um einen Bootsdienst ausfindig zu machen, der den notwendigen Service durchführe. Gesagt, getan: Wir fahren durchgehend bei Kaiserwetter auf der Havel hinab bis Pritzerbe und abends wieder hinauf nach Plaue, dann über den Plauer See, auf der Niederhavel bis Brandenburg und zurück zu unserem Logenplatz an der Havel - natürlich auf dem Gelände des Verkäufers, natürlich kostenfrei - anderntags wieder über den Plauer See zum Breitlingsee und an der Insel Kiehnwerder vorbei zum Möserscher See - beide Seen algengrün und ungemein fotogen. Wir geben keine Ruhe, bis die Betonnung „sitzt“, schlängeln uns am Wochenende durch Segel-, Paddel-, Ruder- und Hausboote (alle haben Vorfahrt), queren die Wellen verrückter Sportbootfahrer, ankern, begreifen im Möserscher See den Sinn unseres Tiefenmessers (der See hat Untiefen bis zu 0.9 m), erleben die Freikörperkultur im deutschen Osten, heißt, begegnen nicht nur einmal einem Skipper mit Panamahut, der mit nacktem Arsch seinen Dicken lenkt und stolz auf die Hängetitten seiner alternden Gefährtin ist, passieren nicht nur einmal nackig und ungeniert Badende. Im Westen wäre schnell die Polizei zur Stelle und würde die schöne Freikörperidylle sofort und endgültig beenden. Und während der Woche stehen wir Seite an Seite von Bodos schwarz-weißer Kutterdiva und genießen die Leichtigkeit des Seins. Bodos letzte „gute Tat“ ist schließlich, dass er einen Separfilter, einen Dieselfilter zur Abscheidung von Wasser und Reinigung von Schmutzpartikeln im Kraftstoff, einbaut, der sich schon auf unseren Lasterreisen absolut bewährt hat.
Und dann geht´s los: Ade, Plaue !
Infos für Urlauber: Die Chalets, die vor dem Plauer Schloss stehen und vermietet werden, sind eine wunderbare Möglichkeit, auf dem Wasser mobil zu sein, denn man kann mit ihnen aufbrechen und selbst im flachsten Wasser über Nacht an einem selbst gewählten Platz an jedem Ufer von Havel und Niederhavel oder an den Seen stehen. Die Bungos sind für den kleineren Geldbeutel, einfache Holzhütten auf Pontons, für 4 bis 6 Personen gedacht und kosten trotz ihrer Schlichtheit stolze 195 € pro Tag.